2354 - Kolonnen-Geometer
Eitelkeit. Er gratulierte allen, nur Arfyss nicht.
Gill Ashgu kletterte aus einem der Koffter. Senne Facetten leuchteten in hellem Blau, ein deutliches Zeichen der Freude. „Ihr alle habt die Aufgabe hervorragend gelöst, und das unter erschwerten Bedingungen ohne den Einsatz eures Geometer-Sinns. Es standen euch zwei Dutzend verschiedene Wege ans Ziel zur Auswahl, ihr habt insgesamt über ein Dutzend davon benutzt."
Gill Ashgu hat unsere Fähigkeiten neutralisiert! Jaghiro wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken, hatte er doch tatsächlich geglaubt, seine Fähigkeit verloren zu haben. „Ich verstehe den Sinn der Aufgabe nicht", hörte er Arfyss sagen. „Wozu sollte das gut sein?"
„In naher Zukunft erreicht die Sequin-Doar das Ziel ihres Fluges. Dann werden wir Oahm'Cara unserer Aufgabe innerhalb der Kolonne nachkommen. Die Kalbarone des Zentrums rechnen damit, dass die Sequin-Doar in Kämpfe verwickelt wird. Ihr werdet vielleicht in Situationen geraten, in denen euer Sinn nicht funktioniert, weil der Feind ihn neutralisiert. Aus diesem Grund haben wir diesen Test gemacht.
Ganschkaren und Mor'Daer haben zuvor die nötige Unruhe verbreitet, um euch zu irritieren."
In Jaghiros Freude mischte sich das Staunen über die Weitsicht des Ausbilders. „Kehrt jetzt in eure Bauten zurück", fuhr Gill Ashgu fort. „Morgen fahren wir mit der Theorie fort."
Den letzten Satz bekam Jaghiro gar nicht mehr richtig mit. Er war im Stehen eingeschlafen.
3.
„Der Geometer-Sinn ist nicht alles.
Ihr habt es gestern erlebt", empfing Gill Ashgu sie. „Es gibt viele Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit eurer Arbeit. Jede Welt ist anders. Erinnert euch an die Modelle, die wir durchgerechnet haben."
Jaghiro rief sich das Dutzend Grundmodelle bewohnter Planeten in Erinnerung. Zwei davon hatten sie im Labor sogar nachgebaut. Auf jeder dieser Welten existierte intelligentes raumfahrendes Leben. Diese Völker verfügten über ein hohes Maß an Kenntnissen in Hyperphysik und besaßen Einblicke in die Struktur des Universums. Sie wus- - sten um höhere Existenzebenen, manche pflegten sogar Kontakt zu ihrer Superintelligenz oder anderen Wesenheiten höheren Zivilisations- oder Technologieniveaus. „Uns liegen erste Datenkomplexe über das Zielgebiet vor", fuhr Gill Ashgu fort. „Die Dunklen Ermittler tragen alles zusammen, was die Terminale Kolonne für ihre Arbeit braucht. Ein paar Daten sind auch für uns relevant."
Jaghiro hielt es vor Wissbegier kaum noch aus. Steif ruhte er auf seinem Kissen, lauschte dem eigenen pfeifenden Atem und dem nervösen Scharren seiner Nachbarn. Gill Ashgu machte es diesmal besonders spannend. „Die Wesen im Zielgebiet leben unter dem Schutz einer relativ jungen Superintelligenz", sagte der Ausbilder. „Sie sind in ihrer Entwicklung unerwartet weit fortgeschritten. Einige von ihnen haben weit entfernte Galaxien bereist. Sie hatten Kontakt zu anderen Superintelligenzen, hielten sich im Bannkreis von Materiequellen und anderen Phänomenen auf. Sie nutzten teilweise die Supertechnik der Kosmokraten und arbeiteten eng mit deren Hilfsvölkern zusammen. Und sie hatten sogar Kontakt zu den Mächten des Chaos, kämpften gegen den Herrn der Elemente und den Dekalog und besiegten sie."
Jaghiro und den anderen vierzig Zu"- hörern stockte der Atem.
Der Dekalog! Sie hatten von dieser „schnellen Eingreiftruppe" im Geschichtsunterricht gehört, und nicht wenige waren danach beinahe traurig gewesen, dass die Oahm'Cara nie als Element in Erwägung gezogen worden waren - zumindest nicht, dass dies bekannt geworden wäre -, im Unterschied zu den Anin An etwa.„Solche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit, wenn wir die Historie der Terminalen Kolonne und ihre zahlreichen Wirkungsstätten betrachten."
Diesmal sprach der Ausbilder deutlich leiser. „Die Konsequenzen für uns lassen sich nur erahnen. Eines lässt sich aber vorhersehen: Wer immer die Völker im Zielgebiet sind, sie worden sich mit aller Macht zur Wehr setzen."
„Aber warum?" Jaghiro verstand diese Wesen nicht. „Wie können sie so verbohrt sein und sich gegen ein friedliches Universum stellen?"
„Es hängt mit ihren Erfahrungen und ihrem Intellekt zusammen. Sie können uns nicht als das erkennen, was wir sind. Sie sehen uns als Bedrohung. In gewisser Weise ist das verständlich, denn wir dringen in ihren Lebensraum ein und verändern ihn."
„Sie werden schnell den wahren Hintergrund erkennen", sagte Jaghiro Ackan voller
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