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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tief aus der Kehle dringendes Geräusch, das nicht das Geringste mit Heiterkeit zu tun hatte. Hier unten gibt es nichts zu lachen, war eine der ersten Lektionen gewesen, die der Neuankömmling gelernt hatte.
    Ein schriller Ton drang bis in den letzten Winkel der Felsenhalle, in der die Sklaven ihre Erholungsphasen durchlebten. Sie schliefen auf nacktem Fels unter rauen Decken. Da Naigon nichts anderes kannte, kam er damit besser zurecht als seine Leidensgenossen.
    Diese stöhnten unablässig, jammerten und haderten mit ihrem Schicksal. Nur Ingittz Zaul unterschied sich von ihnen und ein abgerissenes, katzenartiges Wesen, das nie ein Wort sprach, sondern ausdruckslos an die Decke starrte, sobald es die Höhle betrat. „Was ist mit ihm?", fragte Naigon und wies auf den Kartanin. „Der alte Spinner ist verrückt."
    „Verrückt?" Naigon dachte nach.
    Vielleicht wusste er deswegen nichts über seine Vergangenheit. „Habe ich ebenfalls den Verstand verloren?"
    Ingittz starrte in aus den seitlich am Kopf sitzenden, hervorquellenden Augen an. „Wie kommst du darauf?"
    Naigon kam nicht dazu, seine Antwort. zu formulieren.
    Das allgegenwärtige Summen des Energieschirms, der den einzigen Ausgang aus der Höhle blockierte, erlosch. Der Weg war frei. Die Wärter - alle Incassis wie Ingittz Zaul - brüllten ihre Befehle.
    Die Sklaven gehorchten automatisch in der stumpfsinnigen Gleichgültigkeit, die Naigon in den letzten Tagen an ihnen beobachtet hatte. In dieser Hinsicht glichen sie dem verrückten Feliden, nur dass dessen Zustand wesentlich extremer ausgebildet war.
    Ein Sklave nach dem anderen verließ die Höhle, vorbei an ihren Aufsehern, die den einen oder anderen Schlag austeilten. Ein weiterer Tag knochenharter Arbeit lag vor den Bedauernswerten.
    Ein Incas stampfte auf Naigon und Zaul zu. „Ich bin Traris Kram. Eure Schonzeit ist vorbei." Aus der Uniform ragte unter der rechten Hand ein unscheinbarer Stab hervor. Ingittz hatte dessen Wirkung in aller Deutlichkeit geschildert; er verschoss Elektroentladungen in allen nur denkbaren Stärken.
    Angeblich hatte Ingittz vor wenigen Tagen beobachtet, wie ein Sklave, ein Peergateter, der an eine aufrecht gehende, spindeldürre Pflanze erinnerte, förmlich verbrannt war. Die Schuppenblätter über seinem Gesicht verkohlten, und die wässrigen Augen verdampften. Aus dem runden Mund stieg Rauch. „Wir sind bereit", versicherte Ingittz Zaul dem anderen Incas.
    Naigon entging nicht, dass der Blick seines Kameraden ängstlich zu dem Elektrostab huschte.
    Traris Kram wandte sich an Naigon. „Ich werde dich lehren, wie du zu arbeiten hast, Sklave! Du wirst Bauxit schürfen. Das ist deine neue Lebensaufgabe. Komm erst gar nicht auf die Idee, deine Körperkraft gegen mich einzusetzen."
    Naigon schwieg und starrte mit gesenktem Haupt auf den Incas hinab. Der blauhäutige Hüne hatte sich längst an die geduckte Haltung gewöhnt; es gab nirgends in der Höhle einen Ort, an dem er aufrecht stehen konnte. Er hoffte, dass dies in den Minengängen anders sein würde.
    Allerdings ahnte er, dass diese. Hoffnung vergeblich war.
    Der Wärter richtete den Stab auf Naigon.
    Eine blaue Entladung jagte auf den Sklaven zu, flackerte über seine Schulter und verlor sich erst nach schmerzhaften Sekunden. „Hast du mich verstanden, Sklave?"
    „Ja", presste Naigon hervor und fühlte dem Schmerz in der Schulter nach. Er war nicht allzu stark. Naigon war eher irritiert - sein rechter Arm zuckte unkontrolliert. „Ja, Herr!" Der Incas schrie das letzte Wort. „Oder willst du einen stärkeren Elektroschock spüren?"
    „Sag es", zischte Ingittz ihm zu. „Ja, Herr", wiederholte Naigon und fragte sich, welchen Sinn die Handlung des Wärters hatte. Er verstand nicht, was hier vorging, spürte jedoch eiskalten Zorn in sich aufsteigen. Nur mit Mühe unterdrückte er ihn. Ingittz hatte ihn davor gewarnt, gegen die Aufseher zu rebellieren. Der leichte Druck des Sklavenkragens und die Erinnerung an die darin angebrachte Explosivladung taten ihr übriges, ihn zum Schweigen zu bringen: Der dürre Traris Kram lachte zufrieden und drehte sich um. Die nächsten Worte sprach er, ohne die Sklaven anzusehen. „Du, Ingittz Zaul, gehst an deine gewohnte Arbeit. Naigon folgt mir. Ich sehe schon, dass wir viel Freude haben werden."
    Das wagte Naigon zu bezweifeln, doch er schwieg. Er ging hinter dem Incas her, betrachtete die rudimentären, hellbraunen Schuppen auf dessen Schädeldach. Sie zogen sich über den Nacken

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