2356 - Schmerzruf
was vor sich ging. Das Schott schloss sich, und der Gleiter raste aus dem Stand los.
Um das Schicksal seiner Sklaven kümmerte sich der Aufseher nicht.
Diese Haltung wurde ihm zum Verhängnis.
Plötzlich stockte die Fahrt des Gleiters, als sei er gegen eine Wand gefahren. Die Spitze senkte sich, das Gefährt bohrte sich vornüber in den Wüstensand. Kreischend verformte sich Metall. Der Gleiter überschlug sich, prallte mit dem oberen Teil auf.
Eine Explosion zerriss die Stille über der Wüste. Flammen loderten, und wenig später war nichts mehr zu sehen außer einem Sprengkrater und vereinzelten glühenden Metallfragmenten.
Auf der Hügelkette, tauchten weitere Mutanten auf. Keiner glich dem anderen.
Nackte, ausgezehrte Echsenwesen standen neben gepanzerten Insektoiden oder in Gewänder gehüllten Humanoiden. Gemein war ihnen nur eins: ihre Verkrüppelungen.
Manchen fehlten Sinnesorgane, andere wiesen schrecklich deformierte Gesichter auf. Ein Insektoide schob seinen aus sich heraus leuchtenden Chitinleib beinlos über den Wüstensand. „Er wollte nicht hören", sagte der Gnom mit dem verbrannten Kopf. „Mein Herr ..."
Dein Herr ist in der Lage, für sich selbst zu reden!, gellte eine Stimme deutlich hörbar in Naigons Kopf auf, und diesmal bestand kein Zweifel, dass alle es hören konnten.
Auf dem Hügel preschten die Mutanten auseinander und machten ihrem Anführer Platz. Dem Prion, der die Wüste von Foor beherrschte.
Ein alter, hagerer Hauri.
Der Stolze Herr Naigon war nie zuvor einem Angehörigen dieser Spezies begegnet, aber Ingittz hatte von ihnen berichtet. Die ausgemergelte Gestalt, die lederartige dunkelbraune Haut und die in tiefen Höhlen liegenden grünlich glühenden Augen sprachen für sich.
Und ich will nur dich, fuhr die Gedankenstimme fort.
Naigon ahnte sofort, dass er gemeint war, und die nächsten Augenblicke bewiesen es.
Der Kartanin und Ingittz Zaul taumelten zurück, als habe man sie vor die Brust gestoßen. Sie stolperten, fielen rücklings in den Wüstensand und begannen mit Armen und Beinen zu rudern, hilflos wie gestrandete Meeresbewohner. Sie gruben sich auf diese Weise immer tiefer in den Sand.
Der Hauri kam gemessenen Schrittes den Hügel herab. Neben ihm sprangen wild knurrende wolfsähnliche Kreaturen. Sie fletschten die riesigen Raubzähne und rieben sich an den Beinen ihres Herrn. Um den Hals trugen sie zentimetergroße Lytrila an eng anliegenden Ketten, die sich in das schwarze Fell gruben. „Gefallen dir meine kleinen Lieblinge?", fragte der Prion, während die .Worte nach wie vor gleichzeitig telepathisch gellten. „Die Hunde von Udafoor sind meine Leibwache ... und meine tödlichste Waffe."
Der Stolze Herr wankte unter der schieren Wucht der Gegenwart des Prions. Als der Hauri näher kam, bemerkte Naigon, dass die glühenden Augen keine Pupille aufwiesen und von einem trüben Schleier überzogen waren.
Ja, ich bin blind, rief der Prion telepathisch und zugleich akustisch: „Ja, ich bin blind."
Naigon hörte jedes Wort zweifach. „Und doch siehst du mich."
Der alte Hauri lachte. „Wieso sollte ein überragender Geist wie meiner etwas so Verletzliches wie Augen benötigen? Ich sehe alles, was du tust ... und vor allem sehe ich, was du bist."
„Was ich bin?" Im Stolzen Herrn keimte wilde Hoffnung, auf diese Art etwas über sein Schicksal und seine Aufgabe zu erfahren. „Du bist das größte Talent, das mir je begegnet ist. Gegen dich sind alle meine Mutantensklaven nichts, Kirmizz."
„Kirmizz?", schrie der Stolze Herr. „Du kennst meinen wahren Namen?"
Der Hauri blieb dicht vor ihm stehen, legte den Kopf in den Nacken. Der Stolze Herr ging unwillkürlich in die Knie, um auf derselben Höhe zu sein. Über die dürren Lippen und schwärzlich faulen Zähne des Prions drang stinkender Atem. „Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?"
Die Hunde schnüffelten an Naigon und knurrten ihn an.
Keine Angst, mein Sklave, er wird deinen Anzug nicht beschädigen. Ich brauche dich noch. Du wirst meine Herrschaft über die Wüste auf ewig festigen. „Sklave?", schrie Naigon. „Was sonst", hauchte der Hauri, diesmal akustisch.
Und gleichzeitig kroch etwas in den Geist des Stolzen Herrn, eine fremde Kraft, einschmeichelnd und doch befehlend. Sich den Anschein von Güte gebend und doch nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Mein Sklave, meinSklave, meinsklavesklavesklave ... „Schon immer waren die Hauri von großer Bedeutung", fuhr der Prion gleichzeitig im
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