2357 - Camp Sondyselene
seit Längerem vermied er das Beiwort „Stinker", wenn er mit Kirmizz sprach; als befürchtete er dadurch seinen potenten Geldgeber zu vertreiben. „Ich möchte wissen, was hier geboten wird", entgegnete Kirmizz. „Du kannst nach Hause gehen und dich um deinen Haushalt kümmern. Ich benötige dich heute nicht mehr."
„Ohne den alten Cajanthas kommst du da nie mehr lebend heraus", jammerte sein Führer weiter. „Du kannst dir nicht vorstellen, was in Vaco'Bau-Tay alles abgeht."
„Dann wirst du mich wohl begleiten müssen. Beziehungsweise meinen Geldbeutel, der dich offensichtlich weit mehr interessiert."
Kirmizz achtete nicht weiter auf seinen Führer. Interessiert beobachtete er das Geschehen vor dem Eingang zum Vaco'Bau-Tay. Künstliche Felswände umzäunten den Park und erlaubten keinerlei Einblick in das Areal. Oberhalb der Geröllberge blitzte und irrlichterte es immer wieder. Aus der Ferne waren Schreie, Gefauche und gutturales Gegrolle zu hören.
An der einzigen Kasse warteten zehn bis zwölf Kartanin in einer Schlange auf den Eintritt. Müde wirkende Wächter marschierten auf und ab. Einer drückte sich eine Rauchkapsel an die Nase, schnüffelte kurz daran und setzte schließlich seinen Rundgang fort.
Kirmizz reihte sich hinter den Katzenwesen ein. Interessierte Blicke trafen ihn. Sein Vordermann fuhr rasierklingenscharfe Krallen aus und kratzte damit funkensprühend über das Gestein. „Lass uns abhauen!", jammerte Cajanthas hinter ihm. „Ich verzichte auf einen ganzen Tagessold, ich verzichte sogar auf die Iverand, die ich dir heute in. einem unbemerkten Moment stehlen wollte. Ich tue alles für dich, wenn wir bloß nicht ins Vaco'Bau-Tay reingehen."
„Du bist nicht verpflichtet, mit mir zu kommen", wiederholte Kirmizz. „Wenn du es wünschst, zahle ich dich hier und jetzt aus, und unsere Zusammenarbeit ist beendet."
„Das geht gegen jedwedes Berufsethos", sagte Cajanthas im Brustton der Empörung. „Du bist schließlich mein bestes Mastvieh seit Wochen. Soll ich etwa deine Reichtümer jemand anderem überlassen, der sie viel weniger als ich verdient? Natürlich komme ich mit!"
Sie erreichten die Kasse. Eine Kartanin mit Vorbiss und Haarausfall im Gesicht deutete nacheinander auf zwei Häufchen mit schmuddligen Erkennungschips. .„Mitmachen oder zusehen?", fragte sie gelangweilt. „Ein Teilnehmer, ein Zuseher", sagte Kirmizz rasch, bevor sich Cajanthas einmischen konnte.
Die Frau kassierte und drückte ihnen die Erkennungschips in die Armbeugen. Ein Widerhaken presste sich unter die Haut und verspreizte sich dort. „Die Dinger sind individuell auf euch abgestimmt", leierte sie mit jahrelanger Routine herunter. „Mit dem Betreten des Geländes erklärt ihr euch mit den Geschäftsbedingungen einverstanden siehe Aushang gleich nach dem Eingangstor Betreten erfolgt auf eigene Gefahr im Falle des Todes eines Teilnehmers werden die Familienangehörigen verständigt der Leichnam wird in bestmöglichem Zustand ausgeliefert Zuseher genießen im unwahrscheinlichen Falle ihres Ablebens den Teilkaskoversicherungsschutz der Vaco'Bau-Tay ebenfalls siehe Anschlag wir danken für euren Besuch und wünschen viel Spaß der Nächste bitte!"
Weitere Kartanin und mehrere Hauri, die sich hinter ihnen in die Schlange eingereiht hatten, drängten sie vor sich her. Ein schmaler Spalt öffnete sich im Felsgestein.
Nacheinander mussten sie sich durchdrücken. Wahrscheinlich würden sie während der Passage auf Waffen untersucht. Sie würden nichts finden. Sein Messer hatte er im Hotel gelassen. „Ich war erst zweimal hier", sagte Cajanthas hinter ihm, während sie das Innere des Vergnügungsparks betraten. „Und ich hatte bei beiden Besuchen keine große Freude."
Kirmizz achtete nicht weiter auf ihn. Er ließ sich im plötzlichen Gedränge vorwärts schieben. Mehrere tausend Kartanin vergnügten sich hier - was auch immer das konkret für den Einzelnen bedeuten mochte. Von allen Seiten tönte nun fauchendes Gelächter. Seltsame Duftstoffe lagen in der Luft. Eine verletzte Frau knurrte wie eine Irre und torkelte durch die Menge, eine dünne Blutspur hinter sich herziehend. Zwei Wachbeamte, die ihr helfen wollten, stieß sie rüde beiseite.
Links und rechts standen Buden, deren Rollläden verschlossen waren, hinter denen es aber dennoch wild herzugehen schien. „Die Kartanin kommen in diesen Vergnügungspark, um sich abzureagieren", hörte Kirmizz Cajanthas leise sagen. „Im Lazaruu-Sternhaufen finden
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