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2357 - Camp Sondyselene

Titel: 2357 - Camp Sondyselene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ganz schwer loswerden. Darf ich ihn mal in die Hand nehmen, um ihn besser einschätzen zu können?"
    „Nein."
    „Dein Misstrauen beleidigt mich, aber es ist durchaus angebracht. Für diesen Lytrila würde ich das Gehege meines Stammes an die Hauri verkaufen, wenn ich das nicht ohnehin schon getan hätte."
    „Was ist nun?" Kirmizz fühlte die Ungeduld wachsen. „Kannst du den Stein verkaufen oder nicht?"
    „Ich denke schon, mein teurer und einziger Freund. Gib mir ein paar Stunden Zeit. Du könntest mittlerweile im Hotel warten und dich mit deinem neuen Begleiter vertraut machen." Cajanthas deutete auf die Waffe. „Ich werde dich sicherheitshalber begleiten. Du könntest den Weg hierher zurück vergessen oder dein Gedächtnis verlieren. Vielleicht erinnerst du dich gar nicht mehr an mich, sobald du die Iverand in Händen hältst?"
    „Sehr vernünftig, sehr vernünftig."
    Cajanthas murmelte schließlich nur noch Unverständliches, hatte lediglich Augen für den Lytrila-Kristall.
    Es ist hier genauso wie auf Hallie-Loght, dachte Kirmizz. Diese niederen Lebewesen besitzen keine anderen Wertvorstellungen als jene von Reichtum und Macht. Ist diese Gier in mir in Wirklichkeit genauso stark?
    Bin ich ... einer von ihnen? Nein. Er war anders. Er spürte es. Die Erinnerungen an sein wahres Ich brodelten immer höher, nur noch durch eine dünne Trennschicht Von der Wirklichkeit getrennt. Der Vergnügungspark der Kartanin mit seinen vielfältigen Gefahren lockte und rief. ihn, erzeugte ein seltsames Gefühl in seiner Brust.
    Er mahnte sich zu etwas mehr Geduld. Der Augenblick der Wahrheit war nicht mehr fern.
     
    *
     
    Der Wucherer, ein tentakelbehafteter Vierbeiner mit grell geschminkten Geschlechtsteilen, machte das Geschäft seines Lebens. So viel war Kirmizz klar.
    Sobald Cajanthas und er das schmuddelige Auktionshaus verlassen hatten, in dem hauptsächlich spirituelle Relikte verhökert wurden, gingen waffengespickte Rollläden nieder. Mit seinem feinen Gehör vernahm Kirmizz den Jubel des Ladenbesitzers und seiner dreißigköpfigen Knospenbrut, die dieser mit langen Nabelschnüren an sich gefesselt hatte.
    „Dennoch haben wir einen guten Preis herausgeschlagen", sagte Cajanthas. „Dieser Kristall gilt auf La Untique als derart heiße Ware, dass sich kein ehrbarer Händler damit auseinandergesetzt hätte."
    „Gibt es denn ehrbare Händler in dieser Stadt?"
    „Gerüchteweise erzählt man sich Geschichten von einem Kaufmann im Stuwer-Viertel, der es tatsächlich versucht haben soll. Er überlebte gerade mal den ersten Sonnenuntergang ..."
    Die Sonne Da'rel stand bereits in ihrem Zenit. Dampfschwaden breiteten sich allmählich, vom Diav kommend, über der Stadt aus. „Fahr mich ein wenig spazieren!", be- fahl Kirmizz. „Ich möchte mir die Straßenzüge noch besser einprägen."
    Interessiert beobachtete er das bunte Treiben, während sie sich in gemächlichem Tempo von einer Verkehrsspur zur nächsten bewegte. Kaum jemand hielt sich an blinkende Warntafeln oder Alarmsirenen. Auf den Straßen von La Untique tat jeder das, was er für richtig hielt. Fußgänger, Privatgleiter und auch die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel hupten routiniert aneinander vorbei. „Um diese Zeit ist es relativ ruhig", sagte Cajanthas seltsam ernst. „Die gedungenen Mörder der Nacht schlafen sich noch aus, das gesellschaftliche Leben beginnt ebenfalls erst in wenigen Stunden, und die Leute vom Stadtschutz trauen sich mehr als sonst aus ihren Löchern, um wenigstens einen Anschein von Präsenz zu geben. Für viele Leute ist dies die Zeit der Einkäufe und der ruhigen Geschäfte. Denn nirgendwo sonst im gesamten Lazaruu-Sternhaufen ist das Warenangebot so groß wie hier."
    Die Stimme seines Führers wirkte ernst, fast besinnlich. Vielleicht war da sogar ein Rest von Freude und Stolz für seine Heimatstadt zu spüren?
    Dieser Enthusiasmus mochte allerdings auch mit der langen Geldkette zu tun haben, die Cajanthas krampfhaft in seiner Linken hielt. „Ist im Vaco'Bau-Tay um diese Zeit schon Betrieb?", fragte Kirmizz. „Allmählich sollte es beginnen", antwortete Cajanthas. „Aber erst, wenn es dunkel wird, gehen die Feliden so richtig aus sich heraus. Du hast also Zeit, es dir noch einmal zu überlegen ..."
    Kirmizz achtete nicht mehr auf das Geschwätz seines Begleiters. Aufmerksam beobachtete er das Straßengeschehen. Es wirkte ganz anders als in den gestrigen Nachmittags- und Abendstunden. Auf dem Prallfeldweg, der sich neben den

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