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2363 - Atem der Finsternis

Titel: 2363 - Atem der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie es nicht tun."
    „Was soll das heißen?", fragte Graffel gereizter als es klingen sollte. Er fand es nicht gut, wenn sich ausgerechnet ein Theoretiker vom Verwaltungsrat in die Arbeit der Crew einmischte. „Das soll heißen, dass sie uns jeden Moment abschießen können!", erwiderte Miloton. „Und wir kriechen wie eine Schnecke vielleicht genau auf sie zu."
    „Wir können es nicht ändern, oder?", fragte Abogail Trodat. „Wir müssen doch ..."
    „Wir müssen eben etwas unternehmen!", unterbrach sie Miloton. „Besondere Umstände verlangen besondere Maßnahmen."
    „Und das soll heißen?", knurrte Graffel. „Wir können nicht abwarten, bis wir die eigentlich nötige Mindestgeschwindigkeit von 50 Prozent Licht zum Eintauchen in den Linearraum erreicht haben. Wir müssen es jetzt versuchen."
    „Das ist vollkommen unmöglich!", protestierte Holftar aus der Dunkelheit.
    Seine Stimme klang durch die Verzerrung kälter und fremdartiger. „Es würde das Schiff zerreißen!"
    „Wir müssen es riskieren!", beharrte Miloton.
    Zentz E. Graffel wusste, dass er eingreifen musste, bevor ihm die Situation entglitt.
    Der Verwaltungsrat repräsentierte das Kapital, dem die Klinik gehörte - und damit die GESUNDHEIT VII. Er suchte noch nach den richtigen Worten, als plötzlich Pepe Bergmann aus ihrer Starre erwachte, ihren Sitz herumschwang und den Verwaltungsrat freundlich - viel zu freundlich - fragte: „Möchtest vielleicht du das Steuer übernehmen? Du hast doch einen Pilotenschein?"
    „Patientinnen haben hier nichts zu su...", begann Miloton, wurde aber durch Zentz E. Graffel unterbrochen. „Hast du nun einen Pilotenschein oder nicht?"
    Miloton schnaubte' erbost. „Wenn Ideen nicht mehr gefragt sind ... sollten wir vielleicht einen etwas weniger kreativen Oberarzt ernennen. Was meinst du, Graffel?"
    Graffel erbleichte und trat zur Seite. „Dachte ich's doch", sagte Miloton mit sichtlichem Genuss und trat hinter Holftar.
    Graffel sah Pepe Bergmann an. Ihr Gesicht war starr wie eine Maske.
     
    *
     
    „Wir versuchen den sofortigen Eintritt in den Linearflug!", befahl Darian Miloton.
    Seine Mundwinkel zuckten verräterisch. „Das ist Wahnsinn!", schleuderte ihm Arness Holftar entgegen. „Es ist eine klare Anweisung", beharrte der Verwaltungsrat mit eisiger Stimme.
    Holftar warf Zentz E. Graffel einen halb wütenden, halb verzweifelten Blick zu. Der Chefmediker konnte ihm nicht helfen. Er konnte niemandem helfen. Miloton hatte das Sagen. Ihm und seinen Konsorten gehörte die Klinik. Er war die Macht. Er konnte sich nicht gegen ihn auflehnen.
    Er sah Pepe Bergmann an, doch sie schwieg. „Tu es!", hörte der „Oberarzt" sich sagen.
    Holftar fluchte und schnitt eine Grimasse.
    Dann aber drehte er sich um und nahm Schaltungen vor, sprach mit der Positronik der GESUNDHEIT VII, programmierte und sagte schließlich mit Grabesstimme: „Ab dafür!"
    Graffel zuckte zusammen. Er fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen zuerst vibrierte, dann bockte und Sprünge machte. Er hielt sich an Holftars Sessel fest und hatte dabei das Gefühl, ihm sei der Hals zugeschnürt.
    Um ihn herum waberte die Dunkelheit in ihrem unbegreifbaren Leben. Das Dunkel war nicht nur dunkel, und es war nicht tot.
    Und in ihm schwammen die Menschen, schwamm ihr Schiff, das einzige, das sie hatten und je haben würden.
    Der Boden hob sich, die GESUNDHEIT VII schüttelte sich, wie um eine Fessel zu sprengen. Sie glitt durch die Düsternis.
    Ihre Reaktoren arbeiteten und verbrauchten bei dem Versuch, das Schiff gegen alle Gesetze und jede Vernunft in den Linearraum zu zwingen, immense Mengen an kostbarer Energie.
    Die GESUNDHEIT kämpfte ... ... bockte ein letztes Mal, ein allerletztes Aufbäumen...
    Und dann schien die Welt um Graffel zu explodieren.
     
    *
     
    Das Dunkel riss auf. Für einen Moment wurde es unerträglich hell. Grelle Blitze zuckten von einer Wand zur anderen.
    Lichter tanzten über die Instrumente. Alles hielt die Luft an. Niemand sprach mehr ein Wort.
    Das Schiff ächzte, schien zu stöhnen, kämpfte. Graffel wusste, dass das, was ihm wie Minuten vorkam, nur Sekundenbruchteile waren. Die GESUNDHEIT VII blähte sich auf, wurde zu einem Ball aus Licht, wabernden Energien und Kräften, die keines Menschen Verstand je erfassen würde.
    Es ist aus!, dachte der „Oberarzt". Vorbei!
    Ich hätte es nie zulassen dürfen. Das ist das Ende!
    Alles um ihn verschwand für einen Augenblick. Jetzt hörte er die Schreie wieder, auch seine

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