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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vielleicht? Bis dahin wirst du gemeinsam mit den Robotern Böden schrubben, Geschirr ultraschallwaschen, Wurzeln ausschälen, Sauberkeitskontrollen anstellen. Und mir ab und zu eine Tasse Glückmich aufwärmen."
     
    *
     
    Die Küche, von den Priestern meist „Kobel" genannt, wirkte auf Aheun wie ein grenzenloses Wunderland. Immer wieder gab es Räumlichkeiten zu entdecken, in denen ihm unbekannte Früchte- und Gemüsesorten getrocknet, gefroren oder gelagert wurden.
    Achwelatze Dong hätte ihm in der Tat keinen größeren Gefallen tun können.
    Selbst die niederste Arbeit, zu der ihn Zott verdonnerte, bereitete ihm Vergnügen; wurde er doch ständig von angenehmen Dingen umgeben. Sein Leben gewann nach den qualvollen Jahren, voll gestopft mit Befragungen, Exerzitien und Prüfungen, eine völlig neue Qualität.
    In den frühen Morgenstunden trat er seinen Dienst an. Noch bevor all die anderen Köche und Helfer mit müden Gesichtern hereingeschlurft kamen, suchte er heimlich die großen Lagerräume auf und berauschte sich an den Gerüchen. Er tastete da und dort über frisch angelieferte Waren, begutachtete kritisch ihre Qualität und testete den Geschmack. Spielerisch vermengte er dann Getreidesorten mit Obst, gab ein wenig pastöse Cyclo-Basis hinzu und experimentierte mit chemischen Geschmacksverstärkern, die in riesigen Tiegeln zur Verfügung standen. In seiner Fantasie entwickelte er neue Gerichte, die er in Formen goss und denen er Namen gab... „Bist mal wieder der Erste", brummte Abamäus Zott vom Eingang her. „Mir scheint, die Arbeit im Kobel macht dir wirklich Spaß."
    Rasch schluckte Aheun runter, bevor er sich zu seinem Vorgesetzten umdrehte. „Ja, Meister", sagte er und verneigte sich höflich. „Die meisten Lehrlinge, die zum Küchendienst abkommandiert werden, hassen ihre Arbeit. Sie fühlen sich herabgesetzt und unwürdig. Der Kobel, so sagt man, sei der letzte Ort im Quartier Lemurica, in dem man seine Zeit verbringen sollte. - Du bist aber nicht dieser Meinung, stimmt's?"
    Aheun druckste herum. Er wusste nicht, ob er die Wahrheit sagen konnte. Zott war zweifelsohne ein verantwortungsvoller Mann, der völlig in seiner Arbeit aufging.
    Aber würde der Mondgeborene auch verstehen, was er empfand? „Der Kobel ist für mich ein wahres Paradies!", platzte Aheun schließlich heraus. „Der Ordin-Orden, all die Kämpfe um Aufstieg, Ruhm und Ehre können mir gestohlen bleiben ..." Er beugte sich zu einem Topf mit wertvollem Safarin-Gewürz hinab und roch an der Köstlichkeit. „Ich habe niemals verstanden, was Calazi - eine gute Bekannte von mir - so aufregend an der Politik findet. Ist es denn der- art wichtig, das Gleichgewicht zwischen Rat und Priestern zu halten, sodass man darüber das Leben an sich vergisst?"
    „Ganz ruhig, junger Herr!" Zott kam mit weiten Schritten näher, deckte den Safarin-Topf lächelnd zu und blies ein paar Staubkörnchen von der Arbeitsfläche. „Das Ordin ist sich der Bedeutung des Kobels durchaus bewusst. Wir werden in unserer Arbeit auch nicht gering geschätzt.
    Essen und Trinken sind schließlich wichtige Bestandteile unserer privilegierten Existenz im Quartier Lemurica. In Städten wie Adur Bravuna ist die Essensaufnahme meist ein Vorgang ohne besondere Lust und Freude und schon gar nicht von einer spirituellen Bedeutung.
    Dazu fehlt es den normalen Raphanen an Zeit und an Gelegenheit, gut essen zu können. Wir Priester hingegen", er klopfte sich auf das kleine Bäuchlein, „sehen darin eine wichtige Bedeutung im Zwischenraphanischen, ein Thema endloser Diskussionen und, vor allem, enormen Lustgewinn."
    „Ist es in den Städten denn wirklich so schlimm, wie es in den Trivids gezeigt wird?", fragte Aheun, mutiger geworden. „Leben die Raphanen tatsächlich derart eingeengt in winzigen Einheiten? Gibt es viele dieser Häuserschluchten, in die niemals Licht hineinfällt?"
    „Die Trivids lügen", sagte Abamäus Zott mit ernstem Gesicht, „denn die Wirklichkeit ist noch weitaus schlimmer."
    „Warst du schon einmal in der Stadt, Meister?"
    „Mehrmals. Ich hatte ... Geschäfte zu erledigen."
    Aheun nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Kannst du mich denn mitnehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?"
    Zott richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die Falten in seinem Gesicht vermehrten sich plötzlich auf wundersame Art und Weise, zogen sich kreuz und quer durch das lange Gesicht. Sie taten dies stets, wenn der oberste Koch besorgt war. „Vielleicht wirst du

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