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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Jugend. Es gibt lediglich zwei Unterschiede."
    „So?"
    „Du hast ein weitaus besseres Geschmacksempfinden als ich - und du isst, im Gegensatz zu mir, genauso gerne, wie du kochst." Lächelnd klopfte Zott auf Aheuns Wampe, die während der letzten Monate in der Tat gewaltig gewachsen war. „Manchmal schmeckt's halt einfach zu gut", sagte Aheun kleinlaut.
    Der Küchen-Ordin lachte neuerlich. „Ich mache dir keinen Vorwurf, im Gegenteil: Wenn es dir schmeckt, dann weiß ich, dass die Speisenfolge richtig gewählt ist." Er bedeutete Aheun, ihm zu folgen. „In einer Stunde wird Abendessen serviert. Ich möchte, dass du mich beim Abschmecken begleitest."
    Bedauernd schaltete Aheun den Rühr-Robtrix wieder zu und folgte seinem Meister.
    Es ging endlose Reihen riesiger Töpfe entlang. Vor manchen standen andere Küchengehilfen, die gelangweilt würzten oder rührten. Erst als sie Zotts ansichtig wurden, straffte sich ihre Haltung.
    Erst verwunderte, dann eifersüchtige Blicke trafen Aheun, während der Ordin korrigierende Anweisungen gab. Er fühlte sich plötzlich ins Rampenlicht gestoßen.
    So ähnlich hatte er sich während der mündlichen Schulprüfungen gefühlt, die er so sehr gehasst hatte. „Es wird dir nicht gelingen, dich hinter mir zu verstecken", sagte Abamäus Zott. „Dazu bist du zu breit gebaut. Und du wirst dich mit dem Gedanken anfreunden müssen, mich von nun an jeden Tag zu begleiten."
    „W.. warum?" Aheun verstand nicht, was der Meister eigentlich von ihm wollte. Er war bloß ein einfacher Raphane, dessen größter Wunsch es war, in Ruhe arbeiten zu dürfen. Warum zwang ihn Zott erneut ins so sehr verhasste Rampenlicht? „Du weißt es wirklich nicht, mein Kleiner." Der Küchenchef steckte seine Zunge in einen gereichten Löffel mit Schokoladeparfait, murmelte dem Helfer kurz „Zu süß!" zu und ging weiter, bevor er, an Aheun gewandt, fortfuhr: „Du hast eine Jahrhundertbegabung, mein Sohn.
    Niemals zuvor hatte ich einen Schüler, der in kürzester Zeit die kompliziertesten Rezepte verinnerlichte und instinktiv die richtige Zutatenmischung fand. Du bist - sei mir nicht böse, wenn ich das derart offen ausspreche - keine Leuchte der Intelligenz. Du bist mir völlig zu Recht zugeteilt worden. Ich könnte mich dir niemals an den Schaltstellen der Priesterschaft vorstellen. Dort, wo die Statistiker oder Mathematiker sitzen; dort, wo die Politik gemacht und mit dem Rat in der Stadt Adur Bravuna verhandelt wird.
    Aber dein Instinkt, dein Geruchs- und dein Geschmackssinn machen dich einzigartig."
    Neuerlich blieb Zott stehen. Er sog die Gerüche eines schwach vor sich hin köchelnden Cyclo-Gulaschtopfes ein. „Diese Idioten haben tatsächlich das Safarin vergessen", sagte er kopfschüttelnd. „Auch Salz fehlt; vom Scharfschnaps hingegen ist reichlich drin.
    Der Alkohol sollte den Geschmack abrunden, und nicht abtöten ..."
    Der Meister irrte, aber Aheun verzichtete aus Respektgründen darauf, ihn auf seinen Fehler hinzuweisen. Die Menge des beigefügten Safarin war durchaus korrekt bemessen; nur war sie zu spät hinzugefügt worden.
    Und der Scharfschnaps? Sollte er etwa über einen anderen Geschmack hinwegtäuschen?
    Kopfschüttelnd rührte Abamäus Zott um.
    Sein Gesicht glättete sich, so, wie es immer geschah, wenn sich der Meister über alle Gebühren ärgerte. Er fuhr mit einer Kostkelle tief nach unten in den Topf, kratzte das leicht angebrannte Cyclo-Gulasch ab und zog die Masse hoch, um seine Zunge hineinzutauchen und seinen Verdacht bestätigt zu fühlen... „Nicht, Meister!"
    Ohne darüber nachzudenken, schlug ihm Aheun die Kelle aus der Hand und drängte ihn vom Topf weg. „Was fällt dir ein, du Tölpel!", fuhr ihn der Meister an. Sein Gesicht war nun glatt wie das eines Jünglings, die Haltung gestrafft, und mit seiner gewaltigen Körpergröße wirkte er wie ... wie eine Gestalt aus bösen alten Geschichten; wie eine Schwarze Bestie.
    Abwehrend streckte Aheun seine Hände aus und machte sich so klein wie möglich. „Es tut mir leid, Meister, aber ... aber das Gulasch roch falsch!"
    „Falsch?" Zott entspannte seinen Körper und trat vorsichtig näher. „Ja. Der Scharfschnaps diente dazu, einen anderen Geruch zu übertünchen. Bemerkst du es denn nicht? Das ist Nesseltunze, noch in seiner Kapselform gerissen und monatelang getrocknet."
    Abamäus Zott hob die Kelle auf, beäugte sie misstrauisch und roch schließlich ein weiteres Mal daran. „Ich rieche rein gar nichts

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