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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kobel!", rief Aheun verzweifelt. „Bitte tu mir das nicht an, Kleister! Ich will nicht mehr Verantwortung; ich will kochen, neue Gerichte kennenlernen, sie verfeinern und ..."
    „Genau das fordere ich in Zukunft von dir", unterbrach ihn Abamäus Zott lächelnd. „Du bekommst jegliche Freiheit.
    Du sollst in der alten Bibliothek stöbern und vergessene Speisenfolgen wieder entdecken - oder ganz neue Gerichte kreieren."
     
    *
     
    „So viele Jahre der Liebe habe ich dir geschenkt, Oveniu, meine Jugend habe ich dir geschenkt, und nun betrügst du mich mit diesem billigen Flittchen aus der Fabrik. Wie konntest du nur!"
    (Achnia schluchzt laut, verbirgt das Gesicht zwischen den Händen.)
    „Ich wollte es nicht ... Es ist einfach passiert ... Sie hat mich betört und ... dann ... ich bereue es zutiefst, Geliebte! Ich wusste nicht, was ich tat!"
    (Oveniu kniet zu Achnias Füßen nieder, heult in ihre Beinkleidung.)
    „Was ist denn geschehen, Mama? Papa? Warum weint ihr beide'?"
    (Zigzig betritt das Zimmer. Seine Operationsnarbe am Bein ist in ein Heilband gepackt. Er humpelt leicht. Achnia wischt sich rasch die Tränen aus den Augen.)
    „Es ist nichts, Söhnchen. Mach dir bloß keine Sorgen."
    (Oveniu richtet sich auf, trocknet ebenfalls seine Tränen, sieht seinen Sohn streng an.)
    „Solltest du dich nicht um deine Geschwister kümmern, Zigzig? Wo sind Aria, Maksoe, Philbea, Cornthi, Pentelle, Namiz, Settelae, Trontam, Lededek und Chiroin?"
    (Zigzig blickt erschrocken. Szene Ende. Werbeeinschaltung für Fruchtbarkeitsmittel. Sollte ich ein oder zwei Kinder vergessen haben, Namen bitte einsetzen.)
    Kinder des Glücks, Folge 1037, 15. Szene
     
    9.
     
    Ein griesgrämiger Helfer desaktivierte die Zugangssperre zur Kochbibliothek und verschwand gleich darauf wieder. Zögernd betrat Aheun den miefigen Raum. Es war enttäuschend klein; mit drei Schritten stand er bereits in der Mitte des Zimmers.
    Dieser Bereich des Kobels lag in der ebenerdigen Etage der Nordpyramide.
    Unter seinen Beinen, so wurde sich Aheun mit einem flauen Gefühl im Magen bewusst, begann jenes Gebiet, in dem er vor gar nicht allzu langer Zeit vier seiner Kameraden verloren hatte.
    Er drehte sich im Kreis. In den Wandregalen lagen wahllos in verschiedensten Größen und Formaten jene Schätze, die es zu heben galt.
    Datenkristalle fand er ebenso wie altertümliche Wachsmatrizen, Speicherwürfel oder lichtphotonenbeschichtete Rundplättchen.
    Es gab runde und eckige Formate, dicke und nahezu unsichtbar schmale, abgegriffene und verpackte Datenträger.
    Und links von ihm, an einem vakuumversiegelten Behältnis, das leise vor sich hin brummte, wies ein schnörkelloser Schriftsatz darauf hin, dass darin echte Bücher mehrere Jahrzehntausende überdauert hatten.
    Aheuns Hände wurden feucht, sein Atem beschleunigte. Hier, so spürte er, lag ein ganz besonderer Schatz. Außer Abamäus Zott und ihm würde wohl kein Priester die besondere Bedeutung dieses kleinen Zimmers richtig einschätzen. Hier ging es nicht darum, lange in Vergessenheit geratene Gerichte neu zu entdecken, nein!
    Kochbücher, so wusste Aheun von seiner Arbeit .der vergangenen Monate, spiegelten gleichermaßen die politische wie auch die soziologische Entwicklung eines Volkes wider. Die alten Bücher mochten Sprachforschern wertvolle Hinweise auf die Entwicklung des Raphanischen geben; die unterschiedlichen Datenformate warfen ein Licht auf technischen Fortschritt; die beschriebenen Speisenfolgen, die Verwendung von Gewürzen, Gemüse- sowie Obstsorten und die Aufbereitung des Cyclo-Rohstoffes würden ein genaues Licht auf die Lebensumstände früherer Generationen werfen. Ja, selbst 'auf die wirtschaftliche Entwicklung des Quartier Lemurica konnte man wahrscheinlich Rückschlüsse ziehen!
    Natürlich gab es über all diese Dinge in der Großen Bibliothek des Quartier Lemurica reichlich Lese- und Bilderstoff auszuleihen. Aber diese Berichte bestanden meist aus öden Bestandsaufnahmen, die mit Statistiken und Befragungen untermauert wurden. Hier jedoch, so spürte Aheun, wurde das Leben früherer Generationen erfahrbar.
    Er schüttelte den Kopf, als könne er dadurch all die Aufregung aus seinen Gedanken schütteln. Niemals zuvor hatte er auch nur in Betracht gezogen, sich mit der Vergangenheit der Raphanen auseinanderzusetzen. Es war ihm, als hätte jemand einen Vorhang vor seinen Augen weggezogen und ihm die Größe, die Bedeutung der Welt rings um ihn gezeigt.
    Ist es das, was Calazi

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