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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem Signalgeber öffnete ich die Tür zu dem schmalen Raum. Ich entsicherte die energetische Abschirmung, nahm den schreiend bunten Krish'un-Umhang in meine Hände und warf ihn mir um die Schultern. „Du erkennst dieses Zeichen der Macht?", fragte ich mit einem Seitenblick auf Kenton Seif. „Erinnert sich dein Volk an den Krish'un? Wissen du und deine Landsleute, für was der Mantel der Macht steht? Vertraut ihr dem Träger des Krish'un; vertraut ihr mir?"
    „Fünfundvierzig Sekunden noch, Atlan", informierte mich die Bordpositronik.
    Das Gesicht des Obersten Ratsmannes verfärbte sich ins Gelbliche. Kenton Self konnte, obwohl er das Bild perfekter Beherrschung zeigen wollte, das Zittern seiner Hände nicht vermeiden. Er setzte an zu sprechen, brach ab, probierte es ein weiteres Mal. „Der Angriff auf die Flotte der Schwarzen Bestien wird abgebrochen", flüsterte er schließlich. „Wir sind bereit für weitere Verhandlungen."
     
    *
     
    Ich berichtete Kenton Self in wenigen Worten vom Zusammenbruch des lemurischen Gesamtreichs, von den einzelnen Tamanien, vom endgültigen Zerfall des Imperiums. Von Drorah und den Akonen, deren Kinder sich lossagten und das Große Imperium der Arkoniden gründeten. Vom Kommen und Wiedererstarken der Zweiten Menschheit, die von Terra in die Milchstraße expandierte ... „Was ist mit den Schwarzen Bestien?", unterbrach mich der Raphane. „Was geschah mit ihnen? Wurden sie von meinen ... von unseren Vorfahren besiegt?"
    „Ein Sieg hinterlässt langfristig oft keine Gewinner", antwortete ich mit aller gebotenen Vorsicht. „In diesem Fall verhält es sich anders. Keine der beiden Seiten hat wirklich >gesiegt<, und genau das war vielleicht unser Glück. Wir mögen keine Lemurer des alten Tamaniums mehr sein, aber die Nachfahren der Schwarzen Bestien haben sich schon längst gewandelt.
    Die Haluter zählen heutzutage zu unseren treuesten Verbündeten."
    Kenton zog seine Stirn kraus. Mit routiniert wirkenden Bewegungen ordnete er seinen Turban und band die Endschleife neu. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nach Worten suchte. Vor seinen Flottenbesatzungen und Landsleuten auf Arkan-Raphan durfte er sich als Oberster Ratsmann keine Blöße geben.
    Ich musste während unserer Verhandlungen die innenpolitische Situation in Betracht ziehen, in der sich mein Gesprächspartner möglicherweise befand. Zu oft schon hatte ich beobachtet, wie außergewöhnliche Ereignisse die Dinge derart beeinflusst hatten, dass sie Freiheitskämpfe unterdrückter Minderheiten initiierten, den Sturz ganzer Planetenregierungen nach sich zogen oder gar galaxisweite Konsequenzen bewirkten.
    Die Havarie eines arkonidischen Forschungsraumers auf dem irdischen Mond lieferte ein wunderschönes Beispiel dafür. „Wieso glaubtest du Schwarze Bestien an Bord unserer Schiffe?", fragte ich. „Ich wurde von der Obersten Ordinalin darauf hingewiesen, dass uns Gefahr von Schwarzen Bestien drohe", antwortete Kenton Self. Dann schwieg er, als sei alles gesagt.
    Möglicherweise leben die Raphanen in einem dualen Regierungssystem, warf der Extrasinn ein. Die Oberste Ordinalin mag eine gleichgeschaltete Instanz zum Obersten Ratsmann sein. Oder aber es handelt sich um eine klerikale Autorität in einem laizistisch orientierten Staatssystem.
    Ich benötigte Daten und Fakten, um keine Fehler in diesen delikaten diplomatischen Belangen zu begehen, und das so rasch wie möglich. Schließlich wusste ich, dass die Ortungsanlagen unserer Raumschiffe längst den Funkverkehr des Systems überwachten und auswerteten.
    Psychologen und Politologen, Soziologen und Historiker waren sicher schon dabei, ein exaktes Profil zur Gesellschaft des Nagigal-Trios zu erzeugen.
    Ich beschloss, Kenton Self weitere Informationen über unsere Ziele zu geben.
    Möglicherweise gewann er dadurch das Gefühl, mein Vertrauen zu besitzen, möglicherweise verwirrte ich ihn. Ich musste das Risiko eingehen. „Arkan-Raphan und seine Sonnen sind für uns Zwischenstationen auf einer Reise, die uns in eine Sterneninsel namens Hangay bringen soll", begann ich. „Dort müssen wir uns gegen eine Gefahr stellen, die von der sogenannten Terminalen Kolonne TRAITOR ausgeht. Dieser endlos scheinende Heerwurm droht alle Sterneninseln der Lokalen Gruppe zu vereinnahmen ..."
    „Du sprichst seltsame Dinge aus", unterbrach mich Kenton Self. „Es fällt mir schon schwer genug, die Existenz andersartiger Völkergemeinschaften zu akzeptieren. Und nun erzählst du mir von

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