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2371 - Der Sternenfindling

Titel: 2371 - Der Sternenfindling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gebracht hättet. Er hat sich selbst ... >repariert<. Seine Organe und Knochen wachsen einfach nach, seine Wunden schließen sich. Es ist ... für einen Raphanen unmöglich."
    „Was meinst du damit? Für einen Raphanen unmöglich? Er ist schließlich ein Raphane!", sagte Iana aufgebracht.
    Der Arzt sah ihr in die Augen. „Er ist kein Raphane. Er mag aus Fleisch, Knochen und Blut sein. Er mag ein organisches Gehirn haben, aber ..."
    „Ja?" Kranes Gestalt versteifte sich. „Was ist er dann, deiner Meinung nach?"
    „Meine Meinung und die meiner Kollegen sind", antwortete der Arzt, „dass Immentri Luz kein Angehöriger eines lebenden Volkes ist."
    „Und das heißt?" Krane schnitt eine Grimasse. „Sag es! Spuck's endlich aus!"
    „Dieser Mann", sagte der Mediker gedehnt, „euer Freund Immentri Luz ist ein Androide."
     
    *
     
    Es war immer noch derselbe Tag. Er schien kein Ende nehmen zu wollen. Für Immentri Luz war es vielleicht der längste Tag seines Lebens - auf jeden Fall aber der grausamste.
    Der Sternenfindling hockte auf seiner Liege wie ein Häufchen Elend. Er war allein in der Kabine, die man ihm im Dock zugewiesen hatte. Telson Krane und die anderen von der QUAELE waren auf dem gleichen Deck untergebracht. Krane war gerade gegangen, nachdem er gesagt hatte, was zu sagen gewesen war. Er hatte sich gequält. Er hatte versucht, es dem Freund so schonend wie möglich beizubringen.
    Doch wie brachte man einem „Freund" bei, dass er kein Mensch war, kein Raphane, sondern ein Kunstgeschöpf?
    Er hätte es ihm nicht sagen müssen oder vielleicht später. Aber Telson Krane war nicht dumm, und Immentri Luz war kein Narr. Beide hatten gewusst, dass der Findling rasch die richtigen Schlüsse aus seiner „Wunderheilung" ziehen würde. Die gleichen wie die Mediker in diesem Raumdock über Intaph-Derin. Die gleichen wie jedes denkende Wesen.
    Die Mediker ... immerhin hatte Telson ihnen ausreden können, ihn zu melden. Er hatte versprochen, es selbst zu tun. Sie hatten sich vorerst damit zufrieden gegeben, aber vielleicht holten sie es doch nach. Vielleicht glaubten sie ihm nicht, und damit würden sie richtig liegen. Der Kommandant hatte es Immentri Luz versprochen: Auch jetzt würde er keine Meldung machen. Er war sein Freund und sein Kompagnon. Er würde weiter schweigen, auch wenn es vielleicht ein großer Fehler war.
    Denn ein Kunstgeschöpf wie Immentri Luz legte sich nicht selbst in die Asteroidenwolke. Jemand musste ihn dorthin gebracht haben. Jemand musste ihn geschaffen haben und wahrscheinlich zu einem ganz bestimmten Zweck. Wer sagte den Prospektoren, dass ihre „Goldnase" keine Gefahr war? Keine lautlos tickende Zeitbombe?
    Keine Gefahr für ihr Sternsystem? Ihre ganze Zivilisation?
    Der Sternenfindling war nahe daran, seinen Verstand zu verlieren. Dabei war es nicht einmal die erschütternde Entdeckung, dass er weder ein Raphane war noch ein Lemurer. Es war auch nicht mehr nur die beklemmende Frage nach seiner Vergangenheit und seinem „Zweck". Das Schlimmste für Immentri Luz war, dass er sich nicht als ein Kunstgeschöpf fühlte.
    Konnte ein künstlich geschaffenes Wesen, ein Androide, tatsächlich fühlen, lieben, achten, sich freuen,. traurig sein, Angst, Verzweiflung und Neugier spüren?
    Er kannte und hatte all diese Gefühle ... oder waren sie unecht? Waren sie künstlich, Teil eines Programms?
    War er vielleicht nichts anderes als ein Programm? Waren seine Empfindungen nur eingebildet, weil er sie sich einbilden sollte, um zu funktionieren, wie er nach dem Willen seiner Erbauer funktionieren sollte?
    Vielleicht wäre er besser in der Trümmerwolke gestorben.
    Wenn er hätte sterben können.
    Anscheinend konnte er es nicht. Durfte es nicht, weil er noch gebraucht wurde - aber wozu?
    Ihm war speiübel. Alles drehte sich um ihn. Ein Kunstgeschöpf, geschaffen zu einem bestimmten Zweck, war er das?
    Die Fragen - oder besser: die Auswirkungen denkbarer Antworten darauf - machten ihn verrückt. Er musste sich in der kleinen Nasszelle übergeben, legte sich anschließend auf die Pritsche und starrte die spärlich beleuchtete Decke an.
    Er war ein Kunstwesen, ein Androide. Es brachte ihn förmlich um, denn er konnte und wollte es nicht so einfach hinnehmen.
    Er fühlte sich nicht so. Er hatte Freunde. Er hatte Gefühle. Er war ein...
    Es brachte ihn entweder um ... oder er akzeptierte es, vielleicht nur vorläufig, und versuchte herauszufinden, warum er hier war. Machte da weiter, wo er bereits

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