2372 - Plan der Phantome
sollte? Wussten die Kolonnen-Soldaten genau, dass sich blinde Passagiere im Container verbargen, und warteten nur, bis sie sich zeigten?
Kopty hatte Angst.
Mörderische, entsetzliche Angst.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung. Entsetzt wirbelte er herum, erwartete einen tödlichen Schuss.
Nichts geschah.
Hinter einem Vakusack raschelte es. Ein leises Trommeln kleiner Füße folgte, vermischt mit dem Kratzen von Krallen auf dem metallenen Boden.
Kopty rief sich den modrigen Verwesungsgestank in Erinnerung; offenbar befand sich nicht nur ein totes Nagetier im Container, sondern darüber hinaus noch mindestens ein lebendiges.
Das bildete keinen Grund zur Sorge. Die Nager konnten zwar durchaus die Größe eines Swoon erreichen, waren aber von Natur aus scheu und zeigten kein Interesse an lebendiger Beute.
Seine Söhne kletterten hinter ihm aus der Kiste. „Ich bringe die Kameralinse in Position", kündigte Wirgal an und zog sich zurück.
Siru bemerkte Koptys Blick und entdeckte die leichte Bewegung des Sackstoffes. „Ein Tier. Wir haben mindestens drei davon während unserer Vorbereitungen entdeckt. Eins davon übrigens, als wir uns mit dir per Funk unterhielten."
„Ihr wart schon im Container, als ich euch anrief?"
„Was macht das für einen Unterschied?
Glaub mir, es war einiges an Vorbereitung nötig, und die Zeit war extrem knapp.
Ohnehin planten wir alles sehr schnell.
Vergiss nicht, dass wir einen geeigneten Container suchen mussten, einen guten Platz für die Linse, ein Versteck für uns und ..."
„Genug. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass, wir lebend aus dem Traitank herauskommen, werde ich mir das alles anhören. Ansonsten interessiert es mich nicht, mit welcher Akribie ihr unseren Tod vorbereitet habt."
Siru verschränkte die Arme. „Dein Pessimismus wird uns jedenfalls nicht weiterhelfen."
Wirgal kehrte zurück. „Die Kameralinse hat den Container verlassen und schwebt zur Decke des Raumes, damit wir ihn komplett einsehen können. Sie enthält übrigens ein hocheffizientes Richtmikrofon, sodass wir jedes Wort hören können, das draußen gesprochen wird."
„Hören vielleicht", stimmte Siru zu, „die Frage ist nur, ob wir es auch verstehen.
Wer weiß, welche Sprache die Insassen des Traitanks benutzen. Es wird zumindest einige Zeit dauern, ehe wir eine Übersetzung durchführen lassen können."
„Wenn sich da draußen noch mehr Terraner herumtreiben, wird das kein Problem darstellen."
Gebannt beobachteten sie, was sich auf Sirus kleinem Armbildschirm zeigte.
Eine Ladehalle.
Kein ungewöhnlicher Anblick. Ein Hangar, wie er auf jedem galaktischen Schiff zu finden sein könnte.
Insgeheim hatte Kopty von seinem ersten Blick ins Innere eines Traitanks mehr erhofft als kahle Wände, eingezeichnete Fahrspuren, grelle Lampen und gewöhnliche Container. Es fanden sich nicht nur die sechs bislang von der Manufakturflotte Faladur gelieferten Behälter, sondern einige Dutzend weitere.
Die Linse schwenkte den Aufnahmebereich; es war, als ließen die Beobachter ihren Blick durch die Halle schweifen.
Weitere Container. „Alles andere als erhaben oder einem mächtigen Kriegsschiff angemessen", meinte Wirgal.
Kopty schwieg. Sein Kopfansatz juckte höllisch.
Siru tippte einen knappen Befehl in sein Armband, als zum ersten Mal Lebewesen in den Aufnahmebereich gerieten. Die Linse stoppte und zoomte die schlafenden Gestalten näher heran. „Terraner", lautete Koptys Urteil.
Zwei ungepflegt wirkende, bärtige Männer. Einer hatte eine Glatze, der andere volles blondes Haar. Beide waren muskulös, was unter den eng anliegenden, verblichenen Shirts deutlich zu erkennen war. „Sie schlafen", ergänzte Siru.
Es wurde immer mysteriöser. Terraner, die sich im Hangar eines Traitanks der Terminalen Kolonne so heimisch fühlten, dass sie schliefen?
*
Siru hatte die Beobachtung der Terraner übernommen und starrte offen bar so konzentriert auf den kleinen Bildschirm, dass er nichts um sich herum wahrnahm.
Zumindest gab er sich diesen Anschein - Kopty hatte ihn mehrfach angesprochen, ohne Antwort zu erhalten, und sich schließlich abgewandt.
Der Zweite Manufaktor lehnte gegen die Scheibe vor den Steuerkontrollen und betrachtete versonnen die Schlieren.
Unbewusst zeichnete er mit dem Finger Kreise und einfache geometrische Symbole auf das schmierige Hartplastik.
Wirgal war in den Tiefen des würfelförmigen Containers verschwunden; er hatte nicht erklärt, was er
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