2376 - Tolle Tage in Terrania
das Gespräch in privatem Rahmen fortzusetzen?"
„Noch privater als dein Schlafzimmer'?"
„Nein, äh ..." Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Du weißt, was ich meine."
„Übermorgen werde ich wohl oder übel dem Auftritt der >Swoofonics< am TOSOMA-Platz beiwohnen müssen. Falls du Lust hast, mich zu begleiten ... Für die Qualität des Dargebotenen übernehme ich allerdings keine Garantie."
Mit dir würde ich sogar stundenlang den Gesängen avantgardistischer Yülziish-Chöre lauschen, dachte Hajmo, nicht ohne sich sogleich dafür zu rügen. „Vielleicht kann ich es mir einrichten. TOSOMA-Platz; wie viel Uhr?"
„Es beginnt um acht Uhr abends. Du solltest jedoch spätestens um Viertel nach sieben dort sein, es wird großer Andrang herrschen. Treffen wir uns beim Presse-Schalter? Ich organisiere eine Freikarte für dich."
„Fein, danke."
Er hatte vorgehabt, übermorgen nach Shonaar rauszufahren, aber das konnte er genauso gut um einen Tag verschieben.
Nuoriels Tiraden hörte er noch früh genug.
Was war schon dabei, wenn er sich einen harmlos netten Abend gönnte?
Sparks stand bereits in der Tür, da drehte sie sich noch einmal um und fragte: „Mir fällt gerade ein - sagt dir der Begriff Esche, Eschen oder Escher etwas?
Abgesehen von Bäumen."
„Hm. Wart mal. Escher ... so heißt ein historischer Maler, glaube ich. Ich bilde mir sogar ein, dass ich etwas von ihm hier habe."
Hajmo stieg vorsichtig über den Schlafhügel der Gaelarck-Familie und trat zum gerahmten Bildschirm, der die Seitenwand des Vorzimmers schmückte.
Er rief das Verzeichnis der eingebauten Artothek ab, in der vierzigtausend Kunstwerke gespeichert waren, und wurde tatsächlich fündig.
Es gab drei Holzschnitte und zwei Lithografien von Maurits Cornelius Escher, die Hajmo nacheinander projizierte. Da'inta Mitchu betrachtete sie mit allerliebst gerunzelter Stirn. „Nicht unwitzig", sagte sie. „Aber was daran gefährlich sein soll ..."
„Bei diesen Vexierbildern, optischen Täuschungen und perspektivischen Unmöglichkeiten kann einem schon schwindlig werden."
„Ja, sicher. - Na, wie auch immer." Die Reporterin herzte Flippong, Elm und Drizhak ein weiteres Mal, dann tippte sie sich leger an die Schläfe und schwirrte ab.
Hajmo schlenderte, vor sich hin pfeifend, ins Arbeitszimmer, setzte sich an seinen Schreibtisch und blätterte in einem Journal.
Die Sonne versank hinter der Skyline.
Finster wurde es deshalb mitnichten. Das Lichtermeer Terranias erfüllte die gesamte Panoramawand.
Dennoch erschien Hajmo Siderip sein Appartement kühler, leerer, öder als je zuvor
2.
Pest und Verdammnis
15. und 16. Dezember 1345 NGZ
Flüche ausstoßend, die einen grünhäutigen Dscherro zum Erröten gebracht hätten, räumte Matheux Alan-Bari sein Büro zusammen.
Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte er in dem engen Kabuff gehaust, das ihm die Waringer-Akademie zugeteilt hatte. Die Unterlagen türmten sich meterhoch entlang sämtlicher freier Wände.
Er wollte gerade einen weiteren voll gepfropften Transportbehälter versiegeln, da übermannte ihn der Schwächeanfall.
Seine Knie gaben nach, als bestünden sie aus Gummi. Matheux konnte sich gerade noch an einem Regalbord abfangen und verhindern, dass er mit dem Kopf gegen das Kommunikations-Terminal knallte, dann schwanden ihm die Sinne.
Als er wieder zu sich kam, befand er sich in der Medostation der Akademie. Eine blutjunge Ärztin neigte sich über sein Krankenbett. „Hi!", flötete sie. „Was ist passiert?"
„Du hattest einen Kreislaufkollaps. Unsere Robs haben dich mit einer Antigravliege hier hergeschafft."
„Es geht doch nichts über das Mitgefühl von Positronikgehirnen. - Spuck's aus, Kindchen. Was fehlt mir, außer meiner Erinnerung?"
„Wie es aussieht, nicht viel. Wir haben dich durchgecheckt. Organische Defizite oder gar Defekte liegen nicht vor. Dein Zusammenbruch könnte der Aufregung darüber geschuldet sein, dass du nach Merkur-Alpha versetzt wirst."
„Kindchen, irgendwas in deiner Stimme bringt mich zur Vermutung, dass da doch noch mehr dahintersteckt."
„Es wäre mir angenehm, wenn du mich nicht >Kindchen< nennen würdest. Professor."
„Kann ich aufstehen? Ich muss mal."
Die Ärztin verdrehte die Augen. „Tu, was du nicht lassen kannst."
„Lauf nicht weg." Er erledigte sein Geschäft in der dem Krankenzimmer angeschlossenen Toilette. Ausnahmsweise wusch er sich sogar die Hände, als erweise er damit seiner Betreuerin
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