2376 - Tolle Tage in Terrania
ihnen zu lösen. „Ah ja, das Interview", sagte er flach, aufgesetzt formell. „Du arbeitest für Albion3D, wenn ich mich recht erinnere?"
„Bitte verzeih, dass ich dich korrigiere. Ich arbeite nicht, sondern handle. Mit Nachrichten, Entdeckungen, Sensationen aller Art. - Ja, dieser Gesichtsausdruck steht dir sehr gut. Du erlaubst, dass ich meine Kameras anwerfe?"
*
Sparks aktivierte ihre Mikro-Aufnahmegeräte und steuerte sie mittels subvokaler Funk-Kurzbefehle in Position. „Wir befinden uns in der Ordination des überaus charmanten und faszinierenden Xeno-Psychologen Hajmo Siderip", sprach sie in Richtung des Weitwinkel-Optikfelds. „Er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns die Hintergründe des seit Kurzem grassierenden Swoon-Hypes zu verdeutlichen. Wie wir sehen, hat Dozent Siderip Erfahrung mit kleinwüchsigen Extraterrestrischen. - Hajmo, wieso drängen die Swoons, die man bislang eher mit ausgefuchster Mikro-Technik assoziiert hat, plötzlich so stark ins Show-Business?"
„Welche Swoons? Entschuldige, ich habe nicht die geringste Ahnung ..."
Sparks projizierte über ihrem Kopf ein Holo, in dem zu lesen stand: Das ist nur eine Sprechprobe, red einfach irgendwas.
In Wahrheit zeichnete sie bereits auf. Sie beglückwünschte sich zur Wahl des Interviewpartners. Siderip, hochgewachsen, drahtig, dunkelhäutig, mit türkisen Augen und markanter Kinnpartie, entsprach ziemlich genau dem, was die Abonnentinnen von Albion3D gern sahen: einen jungen, attraktiven Mann in bester körperlicher Verfassung, dem Intelligenz, Humor und Mitgefühl ins Gesicht geschrieben waren.
Dass er momentan relativ sinnlose Silben daherstotterte, spielte keine Rolle.
Brauchbare Aussagen würde Sparks später sammeln und bei der Nachbearbeitung stimmig einsynchronisieren. Hauptsache, das Gesamtbild mit den drei drolligen Aliens im Hintergrund kam gut rüber. Auf das, was Wissenschaftler verzapften, hörte ohnehin kaum jemand.
Albion3D war einer der größten Trivid-Infotainmentsender des Solsystems und Da'Inta Mitchus wichtigster Auftraggeber.
Die Programmgestalter legten Wert auf eine Mischung aus seriösen, gut recherchierten Nachrichten und unterhaltsamen, mit viel Emotion aufbereiteten Reportagen. Skandale und große Dramen zogen ebenso wie Klatschund Tratschgeschichten. Hauptsache „flott und flockig", wie Redakteur Hikesus so gern betonte.
Derzeit herrschte die um den Jahreswechsel übliche Flaute. Das Globisten-Thema war abgefrühstückt, hing allen längst zum Hals heraus und erzielte kaum mehr nennenswerte Einschaltquoten.
Singende und tanzende Swoons, die es diese Woche sogar auf Platz eins der solaren Hitparade geschafft hatten, stellten zwar auch nicht den Reißer des Jahrhunderts dar. Aber sie besaßen Neuigkeitswert. Darüber hinaus wollte Albion3D ein übermorgen stattfindendes Konzert bewerben, bei dem der Sender als Mitveranstalter auftrat. „Swoofonics" hieß die Band. Redakteur Hikesus hatte sie abfällig als „Gurkentruppe" bezeichnet und gewitzelt: „Passt doch bestens in die Sauregurkenzeit, gell?"
Also arbeitete Sparks, unter Zeitdruck wie immer, an einem Porträt der Gruppe.
Aufzumotzen gedachte sie es durch Interviews mit einem Musikkritiker, einer beliebten (weil mit vier riesigen Brust-Implantaten ausgestatteten) Tanzexpertin - und ebendiesem Xeno-Psychologen Siderip.
*
Als er begriff, was sie von ihm wollte, war Hajmos erster Impuls, der Reporterin die Tür zu weisen.
Jeden anderen hätte er auf der Stelle hochkant hinausgeworfen. Aus dem Stegreif eine einigermaßen fundierte Fachmeinung zu verlangen darüber, was Swoons dazu brachte, sich als Popmusiker zu versuchen, war schlichtweg Schwachsinn. Für sä etwas gab er sich nicht her. Normalerweise. Diese Sparks jedoch hatte ihn, dessen war er sich durchaus bewusst, binnen weniger Augenblicke um den Finger gewickelt.
Sie wechselten ins Arbeitszimmer. Mitchu zeigte sich angemessen beeindruckt von der geschmackvollen Einrichtung und natürlich ganz besonders von der herrlichen Aussicht. „Fantastisch! Dennoch ..." Sie legte nachdenklich den Kopf schief, wobei sich auf ihrer Wange ganz entzückende Grübchen bildeten. „Ich zweifle daran, ob es gut ist, hier zu drehen. Das Panoramafenster gäbe gewiss einen tollen Background ab. Aber ich fürchte, alles zusammen käme ein wenig protzig rüber."
„Protzig?" Hajmo kämpfte dagegen an, sich persönlich angegriffen zu fühlen.
Außerdem nörgelte auch Nuoriel
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