2376 - Tolle Tage in Terrania
Aufzeichnungen und Messungen. Je mehr davon sie durchforstete, desto länger wurde ihr Gesicht. „Schlechte Neuigkeiten?"
„Die schlechtesten, die es gibt, nämlich keine", antwortete die Reporterin.
Entmutigt ließ sie die Schultern hängen. „Transmitterimpulse - null. Personen mit wissenschaftlichem .Hintergrund im Umfeld des ESCHER-Gebäudes oder sonstige ungewöhnliche Vorkommnisse - Fehlanzeige. Sogar bei Gilead und Bytter ist mein Personenerkennungsprogramm offenbar einer Missinterpretation aufgesessen; es hat sich mittlerweile korrigiert."
„Die sündteure Spezialkamera?"
„Hat auch nicht mehr erbracht als die übrigen Sensoren. Viel Aufwand um nichts." So zerknirscht hatte er sie noch nie gesehen. „Tut mir schrecklich leid, dass ich dafür deine Gastfreundschaft missbraucht ..." Ihre Stimme erstarb in Schluchzen.
Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. „Ich habe mir selbst genug vorzuwerfen.
Bist du ... verletzt?"
Sie schüttelte den Kopf. „Du?"
„Ein paar Kratzer; nichts Schlimmes."
„Sorry. - Wegen Empfängnisverhütung brauchst du dir übrigens keine Sorgen zu machen. Ich bin infertilisiert", sagte sie tonlos. Dann gab sie sich einen Ruck. „Hör mal - ich würde vorschlagen, wir ziehen einen Schlussstrich und bemühen uns, das Ganze möglichst vollständig zu vergessen."
„Einverstanden." Im zaghaften Versuch, sie aufzuheitern, fügte er hinzu: „Du weißt ja, was man über tolle Tage in Terrania sagt: Wer sich daran erinnern kann, war nicht dabei."
Sie lachte kurz, doch ihre Augen funkelten nur ganz matt. „Werde mal nachsehen, was ich an Mitteilungen versäumt habe."
Es stellte sich heraus, dass sie am vierten Januar zwar einen Anruf von ihrer Informantin Erine entgegengenommen und sogar umgehend honoriert hatte, dem Tipp aber in ihrem Dusel nicht nachgegangen war. Egal, mittlerweile war die Geschichte sowieso gestorben.
Am selben Tag hätte sie über ein Benefiz-Konzert der Swoofonics berichten sollen. „Das habe ich natürlich ebenfalls verpasst.
Bei Albion3D sind sie ziemlich sauer auf mich."
Verlegen trippelte sie auf der Stelle. „Das kam erst vor wenigen Stunden rein.
Redakteur Hikesus gibt mir eine letzte Chance. Subwoof, der schönheitsoperierte Bassist der Gurkentruppe, hat den geschlechtsumgewandelten Hornyphon-Spieler Swori-Maraso geheiratet - und geschwängert. Die Pressekonferenz findet in einer halben Stunde statt."
„Geh ruhig. Ich fange hier schon mal mit Aufräumen an. Die Gaelarcks werden mir gern behilflich sein."
„Darf ich dich wirklich in diesem Saustall allein lassen?"
„Sicher. - Was soll mit deiner technischen Ausrüstung geschehen?"
„Ihr könnt sie verpacken. Ich lasse das Zeug später von den Scorpulus-Leuten abholen. Vielleicht kriegst du ja noch einen Teil deines Geldes zurück."
Die Lippen fest aufeinander gepresst, nickte er.
Zögerlich legte Darasalaanaghinta Mitchu ihm die Hand auf die Schulter. „Spätestens heute Abend gehört dein Appartement wieder voll und ganz dir: Ich verspreche, dich nie wieder zu belästigen."
Er hatte einen Kloß im Hals. „Viel Erfolg bei deiner Reportage."
„Danke, wird schon schief gehen." Sie rang nach Worten. „Was ... hast du in nächster Zeit so vor?"
„Hm. Denke, ich fahre für ein paar Tage aufs Land. Bis der Uni-Betrieb wieder losgeht."
„Gute Idee. Tja, das war's dann wohl."
„Ja", sagte Hajmo. „Das war's."
Er grinste breit, optimistisch. Erst als die Tür hinter Sparks zugefallen war, senkte er die Mundwinkel. Er trat ans Panoramafenster und blickte hinab auf den Rhuoshui-See.
Einige Minuten verstrichen. Dann schlug sich Hajmo Siderip mit der flachen Hand gegen die Stirn, dass es klatschte, zweimal, dreimal, wieder und immer wieder.
ENDE
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