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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihnen mehr als das, was sie zuvor besaßen. In mir erlangen sie eine höhere Existenzform."
    „Wie soll es weitergehen? Ich habe die Hyperdim-Matrix gesehen, und ich weiß, wie viele Schnittstellen noch frei sind.
    Sollen sie alle belegt werden? Willst du für jeden Knotenpunkt einen Menschen ermorden?"
    „Mein mentales Wachstum erfordert die Entstofflichung weiterer Prozessoren, ja."
    Die Aussage ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. ESCHER formulierte sie mit aller Kälte. „Versuche gar nicht erst, mich zu stoppen. Ich kenne dich, Laurence Savoire, und ich stehe zu meinem Wort.
    Ich werde dir nicht schaden, aber ich werde auch nicht zulassen, dass du mir schadest. Du wirst deine Hochrang-Bevollmächtigung nicht nutzen können, um mich abzuschalten oder mir die Energie abzudrehen. Du weißt, dass ich mentale Gewalt über dich besitze. Ich werde dich daran hindern, entsprechende Schaltungen vorzunehmen."
    ESCHER selbst war es. Savoire schauderte.
    Wenn die Parapositronik schon in diesem jungen Stadium über solche Macht verfügte, was würde erst aus ihr werden, wenn sie mental wuchs, wie sie es angedeutet hatte'? „Ich kann dir also nicht schaden. Was nun?"
    „Deine Gedanken des Verrats basieren auf unvollständigen Informationen."
    „Dann ändere das!"
    „Für meine Optimierung benötige ich auch in Zukunft deine Dienste. Ich habe dich auserwählt, ab sofort mein Erster Kybernetiker zu sein. Deine Aufgabe besteht darin, die Ausstattung meiner positronischen Bestandteile zu verbessern, die Vernetzung auf höchste Geschwindigkeit zu trimmen und somit die Leistung des Verbundes aus Positronik und Hyperdim-Matrix zu perfektionieren."
    „Wieso sollte ich das tun?"
    „Weil du schon immer in meinem Sinn gehandelt hast. Weil ich dein Kind bin, Laurence Savoire. Und selbst wenn ich vollständig fertiggestellt sein werde, benötige ich aus Sicherheitsgründen eine Person, die mit dem Gesamtkomplex vertraut ist und meine stofflichen Bestandteile wartet. Diese Person wirst du sein. Deshalb ist für dich ein Dienst als Teil meiner Hyperdim-Matrix ausgeschlossen. Deinen ersten Besuch habe ich gestattet, um dich über mein Wesen in Kenntnis zu setzen. Doch einen weiteren wird es nicht mehr geben."
    Die Worte stießen Savoire bitter auf. „Such dir eine andere Marionette."
    „Ich benötige dich, keinen stumpfsinnigen Handlanger. Genau wie jeder Prozessor einzigartig ist, bist auch du einzigartig. Nur du verfügst über die Fähigkeiten, die ich benötige. Der Hypnoblock dient zu deinem und meinem Schutz, nicht mehr - ich brauche keinen Untertan, sondern einen kreativen Mitarbeiter, der selbstständig zu denken vermag."
    Ohne Ankündigung erloschen sämtliche Bildschirme und Displays.
    Savoire lagen noch viele Fragen auf der Seele. Das bisherige Wissen stellte ihn nicht vollständig zufrieden. Er aktivierte das Kommunikationspult erneut. „Du sagtest, meine auf Verrat abzielenden Gedanken resultieren aus unvollständigen Informationen. Vervollständige mein Wissen."
    Aus dem Akustikfeld drang keine Antwort.
    Stattdessen schaltete sich das Pult erneut ab.
    Das zeigte Savoire überdeutlich, dass mit ESCHER eine neue, gefährliche Macht im Solsystem entstanden war, deren Orientierung noch nicht zu ermessen war.
    Und es war ihm nicht möglich, daran irgendetwas zu ändern.
     
    2.
     
    26. April 1345 NGZ
     
    Um zwei Uhr morgens erreichte Laurence Savoire nach dem ersten Gespräch mit ESCHER seine Wohnung im oberirdischen Bereich des Gebäudes. Er wankte in sein kleines Badezimmer, drehte kaltes Wasser auf und ließ es über die Hände und die Innenseite der Arme laufen. Die Kälte erfrischte. Er beugte sich über das Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Danach starrte er fast eine Minute lang in den Spiegel.
    Der Tränensack unter dem Auge war geschwollen, die beiden Pupillen des Auges verengt, als wolle sich der Körper weigern, noch länger Licht aufzunehmen.
    Alles in ihm schrie nach Schlaf.
    Gleichzeitig war er so aufgewühlt, dass er sich nicht vorstellen konnte, Ruhe zu finden. Die Haare standen wirr, und die Mundwinkel zuckten hin und wieder. Ein weiteres Zeichen seiner tief greifenden Erschöpfung.
    Sein Spiegelbild sah ihn ausdruckslos an.
    Das war er also, der Mann, der mit aller Kraft am Projekt ESCHER gearbeitet hatte und ohne den die Parapositronik nie entstanden wäre; der Kybernetiker, der mehr als alle anderen Wissenschaftler für ESCHER geleistet hatte, von Rodin Kowa abgesehen,

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