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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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andere als ausgeruht", wiederholte Astuin. „Ich habe schlecht geschlafen." Und euch wird das wohl am wenigsten wundern, also tut nicht so, als würdet ihr euch für meinen Zustand interessieren. „Es gibt einiges, was mich wach hält. Eurer Nachricht entnehme ich, dass ihr mehr darüber wisst.
    Also bitte, tut euch keinen Zwang an. Wir sind nicht hier, um Höflichkeiten auszutauschen, sondern weil ihr mir etwas mitteilen wollt."
    Merlin Myhr legte beide Hände auf den Tisch. Die Spitzen von Daumen und Zeigefinger berührten einander. Er strahlte vollkommene Ruhe, eisige Distanz und absolute Ausgeglichenheit aus. „Wir wissen, dass du die Hyperdim-Matrix besucht hast, und wir sind über deine ...
    Entdeckung informiert."
    „Erklärt mir, was ich gesehen habe. Wie könnt ihr in der Matrix, aber nicht in einem Kreuzkokon sein?"
    Astuin lächelte ein schmallippiges Lächeln. „Wir waren in der Matrix", sagte er, „und wir sind es auch jetzt."
    „Wie?"
    Savoire ahnte, dass die Erklärung ihm nicht gefallen würde, aber im Grunde war er nicht sonderlich überrascht. Die Lösung, die sie ihm anboten, war nicht weniger ungewöhnlich als jede andere, die er gedanklich durchgespielt hatte. „Du weißt es, Erster Kybernetiker", vermied Myhr eine direkte Antwort. Die beiden ehemaligen TLD-Agenten waren ebenso ungewöhnliche wie unsympathische Zeitgenossen, nicht nur ihres Äußeren wegen. Von ihnen strahlte eine beinahe spürbare Kälte aus, und wie sie es schafften, in letzter Zeit immer wieder äußerst geeignete und fähige Prozessoren zum Dienst zu überreden, war Savoire schleierhaft. Dass sie damit nebenbei für etliche ihrer Opfer quasi den Totenschein ausstellten, vereinfachte die Sache nicht gerade.
    Savoire besann sich auf seine schwachen telepathischen Fähigkeiten, und als er sie bewusst einsetzte, erkannte er endlich, was ihn an Astuin und Myhr so befremdete.
    Sosehr Savoire sich auch konzentrierte, er spürte nichts. Keinerlei Gedankenimpulse gingen von seinen Besuchern aus. Es war, als wäre er allein im Raum oder...
    Er stockte.
    Oder als seien Astuin und Myhr keine Menschen, sondern Roboter.
    Die Stuhlbeine schrammten über den Boden, als Savoire zurückrückte. Er erhob sich, ohne seinen Espresso auch nur angerührt zu haben. „Wer seid ihr, verdammt? Oder was seid ihr?"
    Myhrs Hände blieben unbewegt liegen.
    Kein Finger rührte sich, nicht einmal eine Ader pochte. Auch seine Mimik wirkte wie versteinert. „Du ziehst die richtigen Schlussfolgerungen. Alles andere hätte mich gewundert. Alles andere hätte ESCHER gewundert. Du verfügst über einen weiten Horizont und bist in der Lage, Probleme zu durchdenken. Deshalb machten wir dich zum Ersten Kybernetiker."
    „Ihr seid wirklich ER", entfuhr es Laurence Savoire. Sie reden, als wären sie ein Teil von ESCHER. Und genau das ist wohl die einzige logische Erklärung für alles, was ich beobachtet habe. „Pal und ich gehören schon lange zu ESCHERS Prozessoren. Wir haben uns oft in das paramechanische Netzwerk eingeklinkt, und nun bilden wir einen Bestandteil der Hyperdim-Matrix. Freiwillig. Unser Dasein besteht nicht aus Grauen und Schrecken, wie du vermutest.
    Dein Urteil beruht auf unvollständigen Informationen und resultiert aus irregeleiteten Verarbeitungsmechanismen deines Unterbewusstseins."
    Savoire setzte sich wieder. „Ich habe schon einmal darum gebeten, meinen Kenntnisstand zu erweitern. Wenn es stimmt, was du behauptest, müsstest du das wissen."
    „Wir wissen es", antwortete Pal Astuin. „Deshalb sind wir hier. Wie viele andere sind wir in der Parapositronik aufgegangen und nun Teil einer höheren Wesenheit. Es ist ein erstrebenswertes Ziel, und wir können dein Entsetzen nicht nachvollziehen. Wir handelten aus freien Stücken, denn wer einmal mit der Hyperdim-Matrix in Berührung gekommen ist, der kennt die ungeheure Verlockung, die davon ausgeht."
    „Verlockung?", fragte Savoire und ließ den Zeigefinger über den Rand der Espressotasse wandern. „Oder Todessehnsucht?"
    Myhr verzog die blutleeren Lippen zu einem breiten, völlig humorlosen Lächeln, in dem nicht die Spur von Sympathie oder Anteilnahme lag. „Auch wenn du dich um Worte streitest, ändert das nichts an den Tatsachen."
    „Es geht nicht um Worte, sondern um Gefühle, die zu Handlungen führen.
    Warum sollte auch nur ein einziger der Prozessoren freiwillig sterben?"
    Myhr erhob sich, eilte um den Tisch und blieb direkt neben Savoire stehen. „Du irrst dich. In

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