2379 - ESCHERS Liste
Gedanken Marlindas wahr.
Und du?
Mir geht es wie dir. Ich bin neu hier. Ich muss meinen Weg erst finden. Wenigstens weiß ich, in welche Richtung ich gehen muss.
Sag es mir!
Ich bin Philosophin der Gegenwart. Ich erarbeite Verständigungskonzepte und leiste argumentative Entwicklung zur Internalisierung externer Effekte seitens TRAITORS Philosophie und ihrer Umkehrung .
Gucky entdeckte ein weiteres Bewusstsein, das sich näherte. Ob aus Neugier oder aus Zufall, vermochte er nicht zu sagen. Ein paar Gedanken erkannte er, weil sie ihn weit gefächert streiften wie Schweife von Kometen einen Himmelskörper. Die Gedanken waren an niemanden gerichtet.
Obwohl das körperlose Wesen wie ein Mensch dachte, verstand Gucky seine Überlegungen nicht. Ein mentales Wummern von unterschiedlichen Lautstärken in seinem Bewusstsein, vielleicht traf es das am besten.
Vanika Hoog, eine der ältesten Bewohnerinnen der Matrix, verstand er Marlinda. Ihre Gedanken bewegen sich auf der Grundlage fünfdimensionaler Arithmetik. Übergangslos herrschte mentale Leere um Gucky. Er esperte, spürte das Erschrecken seiner Gesprächspartnerin.
Ich muss weiter!, vernahm er drei hastige Worte.
Sie entfernte sich innerhalb eines Augenblicks vollständig aus der Reichweite seiner psionischen Sinne.
Träume ich?
Es hätte bedeutet, dass er in einer Parafalle ESCHERS steckte und nicht mehr hinauskam. Gerade diese klare Erkenntnis ohne jeden Versuch, ihn zu einem willfährigen Werkzeug der Parapositronik zumachen, überzeugte ihn vom Gegenteil.
Sein Wille war frei. Er konnte denken und tun, was er wollte. Den Bewusstseinen der Verstorbenen erging es nicht anders.
Marlinda Cais-Zumba war erst seit Kurzem hier. Ihr Bewusstsein hatte sich noch nicht assimiliert. Sie wusste viel über das Leben in der Hyperdim-Matrix, aber ihre Gedanken bewegten sich nach wie vor in den typisch menschlichen Bahnen.
Niemand störte sich daran.
Hier entsteht eine neue Zustandsform des Menschen, überlegte Gucky. Der Gedanke war durchaus dazu angetan, auch ihn euphorisch werden zu lassen. Dann aber tauchte wieder die Frage nach dem Zustand seines eigenen Körpers auf. In seinem Bewusstsein entstand ein diffuses Bild seines eigenen Körpers, eine Mischung aus gesichtslosem Menschen und seiner eigenen Vorstellung seines wohlgestalteten Iltkörpers mit allen Vorzügen seiner Spezies. Der Mischmasch verzerrte sich zu einem hässlich anzusehenden Abbild.
Ich doch nicht!, dachte der Ilt entrüstet.
Mein makelloser Körper und mein reiner Geist, sie sind das Sinnbild aller Ilts!
Ein bösartiger Gedanke manifestierte sich dazwischen. Den Körper einfangen und auslöschen, alles eliminieren, was nicht hierher gehört.
Gucky verlor wertvolle Augenblicke, bis er endlich begriff, was los war. Diese Gedanken stammten nicht von ihm. Sie kamen von irgendwo in dieser endlosen Welt des energetischen Gitternetzes, aus diesem hyperdimensionalen Mikrokosmos innerhalb des ESCHER-Gebäudes. Ihre Intensität nahm zu, die Drohung rückte näher und näher.
Die Gedanken teilten sich. Zwei Bewusstseine dachten jetzt in ein und denselben Bahnen mit denselben Worten.
Sie drohten im selben Rhythmus, dunkle, böswillige Gedanken, unterlegt von einer Woge der Entschlossenheit. Zwei Bewusstseine schickten sich an, den Ilt zu bedrängen.
Ein Gedanke erreichte Gucky, der sich ein Netz vorstellte, um ihn darin zu fangen, einzuschnüren und ihm sofort das Denken abzustellen. Er wusste jetzt, wen er vor sich hatte. Es waren die beiden TLD-Agenten, die für ESCHER als Fänger arbeiteten.
Astuin und Myhr!, dachte er. Euch treib ich das ESCHERN aus!
Die beiden waren kaum mehr als Erfüllungsgehilfen einer Maschine.
Gucky wusste sehr wohl um den Widerspruch, den er während seines Aufenthalts in der Hyperdim-Matrix aufgedeckt hatte. Einerseits existierten die Bewusstseine frei in diesem Kosmos, und zwar unabhängig davon, ob die Menschen einst freiwillig in die Behälter der Gedankenkammer gestiegen waren oder gezwungen wie in letzter Zeit. Alle schienen hier eine neue Existenz gefunden zu haben, ein Leben nach dem Tod - Unsterblichkeit. Ihre Anfangseuphorie kannte keine Grenzen, und später wandelte sie sich nach und nach in emsige Betriebsamkeit.
Bis auf die beiden Polizisten, die eindeutig Störfaktoren in dieser heilen Welt darstellten.
Oder Anker zur Wirklichkeit, damit die Bewusstseine der anderen nicht in abstrakte Scheinwelten abglitten und paranoide Zustände entwickelten.
Dann seht
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