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2379 - ESCHERS Liste

Titel: 2379 - ESCHERS Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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waren nicht seine Sache. Die letzten 150 Jahre hatte er einen großen Bogen um Areale wie dieses gemacht. Bloß keine allzu große Nähe zum Tod und den Verblichenen, dann schon lieber alte Eisenbahnen.
    Er seufzte resigniert. „Wer immer sich diesen dummen Scherz mit mir erlaubt - bringen wir es hinter uns."
    Er hastete durch den stärker werdenden Regen, durchquerte das Tor. Links und rechts standen unter Bogendächern mattschwarz lackierte Roboter, die auf Besucher warteten. „Möchtest du Betreuung oder gar Beistand?", fragte der vorderste mit deutlicher Anteilnahme in der künstlichen Stimme. „Nein danke, ich komme allein zurecht."
    Er sah zu, dass er weiterkam. Als grobe Orientierung dienten ihm die Einsegnungshallen, die verteilt über das mehrere Quadratkilometer große Areal emporragten. Der Architekt hatte ihnen Schrägdächer mit dicker Marmorkante verpasst. Die jeweils nordöstliche Ecke des Daches besaß einen Knick und stieß steil in den Himmel. „Wie Seelen-Abschussrampen", flüsterte Denk und schauderte unwillkürlich. Wer dachte sich solche Konstruktionen aus?
    Auf dem Gelände des PCW endete der Regen. Die Tropfen fielen zwar nach wie vor vom Himmel, aber sie knallten hoch oben gegen ein unsichtbares Hindernis.
    Eiswasser schadete dem Pflanzenwuchs, und daher griff die Steuerautomatik ein; man hatte einen waagrechten Prallschirm errichtet.
    Denk entschloss sich, eines der Antigravboards zu benutzen, die für Besucher bereitstanden. Sein Weg führte ihn zwischen Grufteingängen, Reihen mit Grabplatten und Grünflächen entlang, aus denen die Deckel von Urnen ragten. Hin und wieder entstand bei seiner Annäherung über einer der Platten oder einem Deckel ein Hologramm. In den meisten Fällen zeigte es den Verstorbenen in der Blüte seines Lebens. Manchmal entstand ein Cherub aus dem Nichts und rezitierte aus der Heiligen Schrift. Oder eine Wolke verkündete die Ankunft des Jüngsten Gerichts. Der PCW zählte zu den Friedhöfen, die hauptsächlich von Anhängern der NeoÖkumene genutzt wurden.
    In einem anderen Viertel begegnete Minthoven schreitenden Geistern in wallenden Gewändern, die holografische Blumen auf seinen Weg streuten. Er murmelte ein Dankeschön und war froh, als er ein paar freie, vermutlich leer geräumte Areale erreichte. Übergangslos konnte er freier atmen.
    Mithilfe des leichten Gefährts und dank der übersichtlichen Beschilderung schaffte er den Weg bis zu der beschriebenen Stelle in zehn Minuten.
    Ein wenig ratlos hielt er am vorderen Ende der Reihe an. Niemand war zu sehen. Wer immer sich hier mit ihm verabredet hatte, war noch nicht da. War das Ganze ein Täuschungsversuch?
    Erneut warf er einen Blick auf die Folie, schritt dann entschlossen an den Gräbern entlang bis zu der genannten Nummer. Es war die letzte in der Reihe, ein frisches Grab mit offener Grube. Der Grabstein stand bereits. In goldenen Lettern zeigte die Inschrift, um wen es sich bei dem Toten handelte.
    Der Bewohner Terras riss die Augen auf, als er den Text las: Denk Minthoven 1175 NGZ - 1346 NGZ Er lebte bescheiden und starb glücklich.
    Es war, als würde das Blut in den Adern gefrieren. Denk schnappte nach Luft. „Bist du zufrieden?", fragte eine Stimme.
    Er fuhr herum, stürzte fast. Mühsam fand er das Gleichgewicht wieder.
    Er sah zwei Gestalten, eine hager und groß, die andere deutlich kleiner, beide schwarz gekleidet, mit dunklem Haar und dunklen Augen. Gemessenen Schrittes näherten sie sich. Eigentlich sahen sie aus wie Bestattungshelfer. „Zufrieden?" Er schnaufte empört. „Was soll das? Habt ihr mich herbestellt?"
    „Ja. Du stehst auf der Liste und sollst wissen, dass alles für dich getan ist", sagte der Linke der beiden. „Was ist getan? Das Grab ist nicht für mich. Es gibt offenbar einen Mann gleichen Namens in Terrania."
    „Du wirst ewig leben und glücklich sein", sagte der Rechte. Denk fiel auf, dass die beiden keine Miene verzogen, wenn sie sprachen. Irgendwie kamen sie ihm vor wie Roboter.
    Es reichte. Minthoven hob den Arm und berührte blitzschnell die Notruffläche an seinem Komband. Das winzige Display blieb dunkel, es kam kein Kontakt zustande. Das Gerät war tot.
    Die beiden Bestattungshelfer traten neben ihn. Sanft legten sich ihre Hände um seine Handgelenke, eine links, eine rechts. „Was wollt ihr von mir?", fragte Denk. „Keine Sorge", sagten sie gleichzeitig. „Es wird nicht lange dauern. Du wirst schnell verstehen und glücklich sein. ESCHER ruft

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