2381 - Der Dunkle Ermittler
treiben konnte. Er hatte ein fotografisches Gedächtnis für Dinge, die sein Interesse fanden, und ließ sich groß und breit darüber aus, während er für Angelegenheiten des täglichen Lebens praktisch unbrauchbar war. „Wie ... geht es den beiden?", fragte sie.
Das Sprechen fiel ihr schwer. Schon ihr heiseres Lachen hatte heftige Schmerzen in ihrem Hals ausgelöst und in der Brust, den Lungen. „Sie leben", sagte Blondall. „Du hast dich als Erste erholt, Yvitte."
„Nach dir."
Sie sah, dass Blondall hinter der Scheibe seines Helms knapp nickte. „Nach mir."
„Wo sind wir?"
Der Captain antwortete erst mit kurzer Verzögerung. Wahrscheinlich hatte er die Achseln gezuckt, was Yvitte unter der schweren, unförmigen Montur nicht sehen konnte. Sie wünschte sich einen SERUN oder einen leichten Raumanzug herbei, aber die einen waren ihnen aus Kostengründen und die anderen wegen unzureichender Schutzfunktionen nicht zugeteilt worden. „Ich habe nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung, wo wir gelandet sind", gestand er ein. „Verzeih mir", sagte sie.
Fragend sah er sie an. „Dass ich an dir gezweifelt habe, als die SEOSAMH zu explodieren drohte. Ich kann mir zwar immer noch nicht erklären, wie wir dem thermischen Chaos entkommen sind, aber wir müssen heilfroh sein, dass wir es wie durch ein Wunder geschafft haben." Selbst wenn die Umgebung uns auf mentale Weise permanent niederknüppelt, fügte sie in Gedanken hinzu. „Eine Ausnahmesituation", sagte Blondall leichthin. „Du hattest den sicheren Tod vor Augen. Da wird man schon mal ..." Er führte den Satz nicht zu Ende.
Hysterisch, dachte Yvitte. Er hat hysterisch sagen wollen. Und er hat recht damit. Ich habe mich hysterisch benommen. „Was ist aus der SEOSAMH geworden?"
„Ich weiß nicht mehr als du.
Wahrscheinlich explodiert."
Sie versuchte sich aufzurichten, und zu ihrer Überraschung gelang es ihr auch. Sie stand zwar noch schwankend da und musste sich auf jeden Schritt konzentrieren, wie ein Kind, das gerade laufen lernte, doch der Captain hatte recht: Wenn man sich nicht auf dieses widerwärtige mentale Niederknüppeln konzentrierte, ließ es sich durchaus ertragen.
Langsam, aber mit immer sicherer werdenden Schritten ging sie zu den einzigen Gegenständen in dem großen Raum mit den schrecklichen Wänden hinüber, den anderen Blöcken aus Ysalin Afagour, in denen sich die Wasserstoffatmer-Mächtigen befanden.
Obwohl ihre Physiognomie für einen Menschen kaum unterscheidbar war, ließen sie sich wegen ihrer unterschiedlich gefärbten Monturen problemlos auseinander halten. Beim Anführer der sieben, Nuskoginus, war ein anderes Merkmal hinzugekommen: Sein Gefängnis aus Ysalin Afagour dampfte geradezu, löste sich mit offensichtlich zunehmender Geschwindigkeit auf. Farblose Schwaden stiegen von dem Block empor. Yvitte fragte sich kurz, ob sie vielleicht giftig waren, doch sie wurde ja von ihrem klobigen Raumanzug geschützt.
Als sie näher an den Block trat, sah sie, dass das Ysalin Afagour stark vibrierte. Es war seltsam: Aus einiger Entfernung schien der Block zu wackeln, nach wie vor zu zittern, doch aus der Nähe wirkte er vor Vibrationen kaum fassbar, und der Wasserstoffatmer darin schien unter ihrem Blick zu verschwimmen, als würde er in eine andere Dimension gezerrt.
Etwas geschah mit dem Ysalin Afagour, so viel war klar, doch Yvitte konnte nicht auf den Auslöser rückschließen; sie glaubte lediglich sagen zu können, dass es kein chemischer Anstoß gewesen war.
Womöglich gab es einen hyperphysikalischen, psionischen, metaphysischen oder sonstigen Grund, aber den erkannte sie als Chemikerin nicht unbedingt sofort. „Weißt du mittlerweile, was mit Nuskoginus geschieht?", fragte sie Blondall. „Nein", antwortete der Captain. „Aber ich befürchte mittlerweile ..."
„Dass er es nicht überlebt?"
„Ja. Ich frage mich, ob er weiß, was mit ihm geschieht - und ob gegen seinen Willen oder mit seiner Einwilligung."
„Du meinst, ob jemand versucht, ihn zu töten - oder zu befreien?"
„So könnte man es auch ausdrücken."
Blondall winkte sie zu sich, und sie folgte ihm zu einer Wand des Raums, in dem sie gefangen waren. Yvitte wandte den Blick ab; die sich ständig verändernden Äderchen auf der Oberfläche bereiteten ihr Kopfschmerzen und Übelkeit. „Sieh hin", sagte Blondall. „Du kannst es.
Achte nicht auf die verwirrenden Muster, sondern auf die Türöffnung."
„Welche Türöffnung?"
Der Captain zeigte auf
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