2385 - Im Mesoport-Netz
tatsächlich stattfand. „Was hat das zu bedeuten?", fragte Alexim. „Was ist denn diese nötige Reife?"
Er bekam keine Antwort, der Pförtner vor ihm benutzte Wörter, die er nicht verstand.
War es eine Ausbildung, welche die Ahnen besessen hatten, aber sie nicht? War es etwas anderes, was die Andury der alten Zeiten ihnen voraushatten? Die beiden Telomon erfuhren es auf jeden Fall nicht. „Ich glaube, diese Kerle halten uns für dumm", meinte Lemaha nach einigen Stunden. „Für zu dumm, um ihre Heiligtümer zu betreten."
Alexim spürte ihre Enttäuschung, aber er konnte sie nicht trösten. Er war selbst verwirrt und frustriert.
Schärfer als durch ihre Worte konnten die Pförtner ihnen nicht deutlich machen, wie sehr sie - also ihr ganzes Volk - seit „damals" verloren hatten. Ihre Degeneration schien tatsächlich weit fortgeschritten zu sein.
Lemaha wirkte wie am Boden zerstört, aber Alexim wollte sich nicht so einfach geschlagen geben. Voller Trotz und Wut ging er erneut zu den Pförtnern und versuchte ihnen klarzumachen, dass für ihr Volk eine ernsthafte Gefahr bestand. Dass das Mesoport-Netz vom Ausfall bedroht war und die Diskrete Domäne vor ihrem Ende stand.
Er wiederholte es immer wieder, doch die Pförtner blieben stur und reagierten nicht.
Doch dann bekam er immerhin einen kleinen Brocken an Information.
Im unteren Tal von And'rol, so sagte einer von ihnen, sollten die Besucher Zugang zu den Depotanlagen haben. Damit sollten sie sich behelfen. „Ich könnte sie umbringen", knurrte Lemaha. „Es ist ein Hinweis", sagte der Händler. „Es ist mehr als nichts und alles, was wir haben ..."
Sie blickte ihn an. Dann fragte sie: „Und was sagt dein Taggilla dazu? Sagt er überhaupt etwas?"
Er lauschte in sich hinein. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Natürlich." Sie nickte. „Das war ja klar.
Ich glaube nicht an deinen Gott."
„Das solltest du aber", wandte er ein. „Jeder von uns braucht einen Gott, wenn er nicht verloren sein will."
*
Von der Stadt führte ein Pfad hinab zum „Unteren Tal". Die beiden Telomon folgten ihm mit ihren Tieren.
Nach einiger Zeit fanden sie sich in dichterem Nebel zwischen etwa einem Dutzend lang gestreckter, linsenförmiger Hallen wieder, die vielleicht hundert Meter hoch waren und sich zum Teil bis zu achthundert Metern erstreckten.
Es war eine einsame, unheimliche Umgebung. Hin und wieder brach ein Lichtstrahl durch den Bodennebel und ließ auch die Hallen in intensiv. blauem Licht erglimmen.
Die Telomon sahen die Pförtner, die vor jedem Tor standen und sie erwarteten, mit dem gleichen künstlich wirkenden Lächeln und den gleichen gekünstelten Worten.
Doch in diesem unwirklichen Licht wirkten sie seltsam transparent, nicht wirklich stofflich - und Alexim erkannte erstaunt, dass es sich weder um Roboter handelte noch um Wesen aus Fleisch und Blut wie sie. „Holografien!", flüsterte er Lemaha ins Ohr. „Es sind nur Holos !"
Die holografischen Pförtner stellten sich ihnen nicht in den Weg, sondern wichen auf ihre Bitte um Einlass hin lächelnd zur Seite. Wie es schien, gab es diesmal keinerlei Prüfung.
Sie betraten die erste Halle. Alexim ging voran, während Lemaha nur stöhnend den Kopf schüttelte.
Vor ihnen tat sich ein neues Wunder auf.
Alexim hielt den Atem an. Auch Lemaha blickte staunend um sich und in die Höhe, zu den Wänden und der Decke, die voll waren von technischen Dingen, die zwar nicht „ihre Welt" waren, die sie aber faszinierend fanden.
Beide spürten in diesen Momenten, dass dies die Welt ihrer Ahnen war. Beide hatten die Empfindung, als sei die Halle von ihrem Atem erfüllt, als schlüge hier noch ihr Herz.
Und überall waren Lichter. Es war hell und merkwürdig warm, nicht so kalt wie in den Kellerräumen der Gemeinschaftshäuser der Mesoport-Dörfer.
Alexim genoss es. Er wollte sich nicht gegen einen Zauber wehren, den er tief in seinem Innern empfand, als sei plötzlich ein Band zwischen ihm und den längst vergangenen Ahnen wiederhergestellt.
Einige Dinge erkannte er dennoch. „Nullschirm-Kombos", sagte er leise. „Dort in den Regalen, zu Tausenden. Und das da, die anthrazitfarbenen Kästen - das sind Dorf-Wissende, Lemaha."
Sie schritten daran entlang. Insgesamt mussten es viele hundert Meter von Regalen sein, vollgestopft mit Kleinstrechnern und miniaturisierten Augen und Ohren der Andury. Und Batterien ... als ginge es darum, ein Millionenheer von Telomon auszustatten.
Sie verließen die
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