2385 - Im Mesoport-Netz
wurde ihnen gesagt, hatten stets im Verborgenen ihre Diskrete Domäne bewahrt und sich nie in Politik oder kosmische Vorgänge eingemischt.
Und wenn das Mesoport-Netz wirklich gestört sein sollte, würde sich diese Störung selbst wieder regulieren. Man müsse nur ein wenig Geduld haben.
Alexim und Lemaha argumentierten, hatten aber keinerlei Erfolg. Sie sollten Ruhe bewahren und warten. Mehr sagte man ihnen nicht.
Doch die beiden wussten es besser. Wenn es ein uraltes Gleichgewicht gab, war dieses jetzt gestört. Sie mussten und wollten etwas tun.
Alexim und Lemaha entschlossen sich zu einem Alleingang
5.
Alexim Afateh: Anfang 1333 NGZ
Sie reisten wieder von Planet zu Planet - und von Enttäuschung zu Enttäuschung.
Wohin sie gingen, wie nahe sie dem neuen System auch kamen: Das Licht der fremden Doppelsonne konnten sie nicht erreichen.
Auf einer ihrer Stationen erinnerte sich Lemaha allerdings plötzlich an eine Legende, die sie schon einmal gehört hatte.
Es war die Legende von einem alten Depotplaneten ihrer Andury-Ahnen. Die Minsterstochter kannte sogar den Namen dieser Welt: Dynh Abhwelt.
Die verschwundenen Ahnen, so hieß es da, hätten dort sämtliche Ausrüstung niedergelegt, die man benötigte, um zum Beispiel neue Mesoport-Dörfer als Kolonien zu errichten.
Alexim konnte seine Skepsis nicht verbergen. Wieso, fragte er sich, erinnerte sich Lemaha erst jetzt an etwas so Wichtiges?
Lemaha ging auf diese Fragen nicht ein, und sie wusste noch mehr. Die Ahnen hatten auf Dynh Abhwelt angeblich sogar Raumschiffe deponiert, „Mesoport-Fähren" genannt, die man benötigte, um zu anderen Welten zu gelangen, wo eine Weiche zu errichten war.
Die Wissenden bestätigten die alte Geschichte. Alexim kam sich auf den Arm genommen vor. Weshalb hatten sie bisher geschwiegen?
Aber jeder Dorf-Wissende betonte ausdrücklich, dass Dynh Abhwelt kein Hirngespinst sei, sondern tatsächlich existiere - und zwar an einer klar definierten astronomischen Position nahe dem Zentrum von Orellana.
Die Schwierigkeit lag nicht darin, diese Position neu zu bestimmen. Sie bestand vielmehr darin, den Kamhalox verständlich zu machen, wohin sie „gehen" sollten, wenn man den richtigen Kurs-Impuls nicht kannte.
Noch während Alexim zweifelte, gab Lemaha das Signal zum Aufbruch. „Das ist unsere einzige Chance, mehr über das Mesoport-Netz und seine Erschaffer herauszufinden", argumentierte sie. „Wenn wir Glück haben, können wir auch seinem Verfall entgegenwirken."
*
Damit begann für Alexim und die Minsterstochter eine neue, beschwerliche Suche. Sie galt jener Weiche im Netz, die nach Dynh Abhwelt führte. Und sie galt auch jenem vergessenen Wissen, das anscheinend heute niemand mehr besaß - selbst die Dorf-Wissenden nicht.
Ihre Odyssee führte die Gefährten auf die entlegensten Welten des Sternhaufens, in längst aufgelassene Dörfer, in denen kein Telomon mehr wohnte. Wenn Alexim nahe der Verzweiflung war, trieb Lemaha ihn an. Und wenn sie schwächelte, war er derjenige, der ihr Mut machte.
Die beiden suchten unaufhörlich, es vergingen Tage und Monate - ohne Erfolg, ohne einen einzigen brauchbaren Hinweis.
Alexim und Lemaha erfassten immer deutlicher, dass die Telomon ihrer Zeit nicht mehr in der Lage waren, neue Mesoport-Dörfer zu eröffnen. Sie erkannten klar und eindeutig, dass ihr Volk einer Art Degeneration anheim gefallen war - ein schrecklicher, aber unausweichlicher Gedanke.
Hätte sich nicht der Hyperschock ereignet, gefolgt von der Versetzung durch den Superschlund, hätten sich nicht einmal Alexim und Lemaha selbst auf die Suche gemacht. Sie wären unwissend und naiv wie alle anderen geblieben.
Es war müßig, darüber zu spekulieren, warum die Dorf-Wissenden die ganze Zeit geschwiegen hatten. Die Lösung war wahrscheinlich einfach: Niemand hatte sie je gefragt. Keiner hatte einen Grund dazu gehabt.
Es kam noch schlimmer für die beiden Sucher. Sie erhielten immer mehr Anhaltspunkte, dass die Telomon den Wettlauf ins System der roten Doppelsonne bereits verloren hatten.
Jene Mesoport-Dörfer, die nahe dem Zentrum des Haufens gelegen waren, meldeten den Empfang einer Hyperfunk-Botschaft. Die Tad de Raud, mittlerweile zur unangefochten dominanten Spezies von Orellana aufgestiegen, hatten Hyperfunk-Bojen ausgesetzt, die eine einzige Botschaft ausstrahlten: Das sogenannte Quarantäne-System im Zentrum des Sternhaufen galt ab sofort als dem Imperialen Jagdgebiet der Tad de Raud
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