2385 - Im Mesoport-Netz
sein Ziel. Lemaha rief den Namen eines Dorfes, und er übernahm ihn.
Und als ihn der Nebel umfasste, erkannte er endlich, dass sie tatsächlich überlebt hatten.
*
„Alexim!" peitschte es ihre in den Ohren. „Es ist vorbei! Komm endlich zu dir!"
Der kleine Telomon fühlte, wie jemand seine Hände nahm. Er hörte eine Stimme.
Dann wurde ihm bewusst, was gerade geschah: Es war Lemaha, und anscheinend war er ohnmächtig geworden, als er durch die Weiche flüchtete, weg von den tödlichen Tad de Raud.
Alexims Kopf tat höllisch weh, aber er hörte sein Blut rauschen. Und das hieß, dass er lebte. Er war gefallen, wie er sich erinnerte, und das wären jetzt die Spätfolgen.
Es dauerte einige Zeit, bis er so weit war, dass er auch verstand, was Lemaha ihm sagte. Sie erzählte, dass sie noch einmal umgekehrt war, mit letzter Kraft gewissermaßen. „Mir war selbstverständlich klar, dass wir den Tad de Raud wie durch ein Wunder entkommen waren", sagte sie, „aber auch, dass sie nicht aufgeben würden. Sie hatten uns gefunden und wieder verloren. Der Schirm hatte gewirkt, aber jetzt hatten sie uns genau lokalisiert. Sie würden unseren Spuren folgen und zwangsläufig das Dorf entdecken."
Alexim verzog das Gesicht. Stechender Schmerz durchfuhr ihn, aber er biss sich auf die Zähne. „Die Tad de Raud durften das Dorf nicht finden. Also lief ich zurück zum Gemeindehaus, hinunter zum Dorf-Wissenden ..."
Lemaha hatte das Selbstvernichtungswerk des Wissenden aktiviert und war dann zur Weiche gekommen. Das Letzte, was sie noch gesehen hatte, als sie mit ihrem Tier Karratx in den Nebel der Weiche einritt, war eine Art Dampf-Effekt gewesen, der von den Dorfgrenzen her schnell einwärts rückte und die Hütten und Felder aufzufressen schien.
Einige dunkelrot gefleckte, geflügelte Schemen, so berichtete sie, waren aus dem Dampf hervorgebrochen und mit roher Kraft, in von Todesangst getriebenem Flug Richtung Zentrum geeilt - aber zu spät.
Der Dampf hatte sie ebenfalls, gefressen. „Ich wusste, dass sie uns zwar gefunden, aber eben nicht entdeckt hatten", beendete sie ihren Bericht. „Nicht die Diskrete Domäne. Wir betraten die Weiche, und das Netz hielt!"
„Wo ... sind wir?", fragte er. Er hatte sich noch nicht einmal umgesehen. „Zu Hause", antwortete sie. „In Imnova ..."
Dann schwiegen sie beide. Die Sonne schien warm auf sie herab, aber in Alexim war es immer noch kalt. Sie hatten unwahrscheinliches Glück gehabt und überlebt. Sie waren in Sicherheit. „Dein Taggilla", fragte Lemaha plötzlich, „was ist er? Dein ... Schutzheiliger?"
„Er ist mein Gott", murmelte der Händler. „Taggilla ist alles."
„Ich verstehe", sagte sie.
Jeder Telomon hatte seinen eigenen Gott, zu dem er sprach, oder seinen eigenen Namen für ihn. Lemaha, so sagte sie einmal, besaß keinen. Sie glaubte nicht.
Aber jetzt machte sie einen nachdenklichen Eindruck.
Die beiden Telomon suchten sich eine Hütte aus, aßen etwas und schliefen.
Alexim träumte von geflügelten Schemen und wusste am anderen Morgen, dass er noch sehr lange diesen Traum haben würde.
Sie sprachen mit dem Dorf-Wissenden und erfuhren, dass nicht nur sie von einem Ausfall des Mesoport-Netzes betroffen worden waren. Zahlreichen Telomon war es schon passiert, aber alle waren nach einer Weile zurückgekehrt. Immer häufiger fiel eine Weiche aus, um sich nach rund zwei Tagen wieder neu zu aktivieren.
Aber woher kamen die Aussetzer?
Der Wissende konnte es nicht beantworten.
Er vermochte ihnen nur zu sagen, dass es immer mehr wurden und die Wahrscheinlichkeit wuchs, dass eines Tages sämtliche Mesoport-Weichen auf einmal erlöschen würden.
Alexim war elektrisiert vor Angst, denn ohne Mesoport-Weichen gab es kein Mesoport-Netz mehr. Und wenn die Mesoport-Dörfer ihren Anschluss an das Netz verloren, bedeutete dies für die Diskrete Domäne auf lange Sicht nur das Ende.
Die Dorf-Wissenden fanden keine Erklärung, also mussten die Telomon etwas herausfinden. Für Alexim Afateh war klar, dass er selbst der Sache auf den Grund gehen musste.
Die Telomon besprachen sich. Beide kamen zu der Überzeugung, dass es nur eine Ursache für die Veränderungen im Netz geben konnte: das neue Sonnensystem im Zentrum des Sternhaufens. Nur dieses konnte das Mesoport-Netz, das seit Urzeiten reibungslos funktioniert hatte, stören.
Sie verließen Imnova und trugen ihre Sache einer Versammlung der Dorfminster mehrerer Planeten vor - leider ohne Erfolg.
Die Telomon,
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