2385 - Im Mesoport-Netz
Halle nach gut einer Stunde und betraten die nächste, bevor sie in die übernächste gingen. Kein Pförtner hielt sie auf; und als sie schließlich vor den Mesoport-Fähren standen, wussten sie es sofort. Zwar hatten sie noch nie eine gesehen, doch der Alte von Ezerva hatte sie ihnen gut beschrieben.
Sie erwiesen sich als sternförmige, flache Boote von 60 Metern Durchmesser und 25 Metern Höhe. Alexim und Lemaha betraten nach kurzem Zögern die erste. Sie fanden sich in großen, leeren Lagerräumen wieder und kamen schließlich in die Zentrale, eine gläserne Kuppel. Sie erhob sich über einem der sechs Sternzacken, die, wie sie von dem uralten Telomon wussten, nicht über Bedienelemente verfügten, sondern über einen „Holo-Steuermann".
Sie brauchten insgesamt vier Versuche, den Steuermann in Betrieb zu bringen. Die drei ersten schlugen wohl deshalb fehl, weil sie viel zu unsicher waren angesichts der technischen Möglichkeiten, die sich ihnen boten. Doch dann formte sich vor ihnen der Steuermann, ein holografischer Telomon, den Pförtnern ähnlich, aber in einer einfachen blauen Montur, die mit verschiedenen Zeichen verziert war.
Die Holografie nannte sich nur „der Steuermann". Und erfreulicherweise führte sie keine dummen Reden wie die Pförtner bei den Türmen, sondern fragte sofort nach ihren Wünschen.
Alexim und Lemaha berieten sich kurz.
Dann fragten sie ihn nach allen Flugzielen, die sie mit der Fähre im gesamten Orellana-Haufen erreichen konnten. Die einfache Antwort lautete: Praktisch alle! „Und ... also auch das neue System?", fragte Lemaha misstrauisch.
Immerhin hatten die alten Andury die neue Doppelsonne noch gar nicht gekannt, sie hatten daher auch keinen Flug zu ihr programmieren können. „Ich kann das System orten", sagte der Steuermann, „also können wir es auch ansteuern."
Damit stand das weitere Vorgehen fest. Sie hatten schließlich seit Jahren zu diesem neuen System gewollt.
Ihre beiden Kamhalox brachten sie in einer Art Stallung im Bauch der Fähre unter.
Alexim befahl dem Steuermann, sie zu der neuen Sonne zu bringen.
*
Der Steuermann erwies sich in der Tat als weitaus zugänglicher als seine holografischen „Kollegen" vor den Türmen der Stadt. Anscheinend war er mit höherer Initiative ausgestattet und akzeptierte die Tatsache, dass das Mesoport-Netz gestört war. Das verband er zudem mit der Zusicherung, nach Möglichkeit Hilfe zu leisten. „Es gibt übrigens sogenannte Mesoport-Keime in einem der Lagerräume", erwähnte er in diesem Zusammenhang. „Dabei handelt es sich um Energiepotenziale, aus denen sich neue Mesoport-Weichen entwickeln, sobald man sie aktiviert."
Staunend hörten Alexim und Lemaha zu, als er ihnen zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnete. „Mit diesen Keimen kann man sogar neue Welten an das Netz anschließen und damit neue Dorfdomänen gründen", erläuterte der Steuermann.
Er hielt darüber hinaus alles ein, was er versprochen hatte. Nach nur wenigen Stunden Flugzeit erreichten Alexim und Lemaha mit ihrer Fähre das eben noch so unerreichbar erschienene Ziel.
Vor ihnen loderte die rote Doppelsonne.
Die Planeten erschienen holografisch eingeblendet in simulierten Darstellungen.
Alexim war so fasziniert wie nie zuvor. Er war mehr gereist als die meisten seines Volks und an die Mesoport-Weichen und das -Netz gewöhnt. Ein Raumflug war allerdings etwas vollkommen Neues für ihn.
Nun sah er nicht mehr nur die roten Wände eines „Tunnels". Zum ersten Mal in seinem Leben sah er den Raum, wie er sich veränderte, und er empfand diesen Eindruck als überwältigend. „Danke, Taggilla", so betete er für sich, „danke für dieses Erlebnis."
Zwar war Lemaha ebenfalls tief beeindruckt, aber sie blieb ruhig und realistischer. „Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier", erinnerte sie ihn in einer Mischung aus Ernst und Spott, während sie ihm zulächelte.
Als sie näher flogen, warteten die Telomon auf die Ergebnisse der Ortung. Insgeheim fürchteten sie beide das Auftauchen von Lüsterdrohnen der Tad de Raud. Die Ortung meldete aber, dass es keine in weitem Umkreis gab. „Das ist irgendwie logisch", meinte Lemaha. „Das System ist ja aus Gründen, die nur die Tad de Raud kennen, zum Quarantäne-System erklärt worden."
Nur einige Ortersonden wurden am Rand des Systems entdeckt. Der Steuermann versicherte den Telomon aber, dass diese nicht in der Lage seien, die Aktivitäten einer Mesoport-Fähre zu orten. „Das müssen wir
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