2389 - Die Opal-Station
immer.
Derselbe Einfluss, der sie eben „Preaggor!" hatte rufen lassen.
Sie wollte sich bewegen, sich wieder aufrichten, einen Schritt zurücktreten, fort, nur fort von diesem toten Wesen, konnte es aber nicht. Wie erstarrt hockte sie da, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich diesem Einfluss hinzugeben.
Nun war jeder Zweifel ausgeschlossen.
Kintradim Crux, längst verstorbener Architekt des Chaotenders ZENTAPHER - beziehungsweise ein Splitter seines Bewusstseins -, überflutete sie mit seinen Erinnerungen.
Und der Anlass dafür konnte nichts anderes als der Anblick dieses „Preaggor" sein
5.
Der Bewusstseinssplitter
Die Akademie von Harcoy-Maranesh. Die härteste Schule, die es geben konnte. Und er hatte sie erfolgreich absolviert.
Seine Ausbildung war abgeschlossen, er war ein vollwertiger Kämpfer für die Chaotarchen. Aber nicht nur das.
Absolventen von Harcoy-Maranesh waren selten. Man hatte ihm zwar keine Einzelheiten verraten, aber sie traten nicht alle Tage in den Dienst des Chaos. Nicht einmal alle Million Tage, wenn die Gerüchte zutrafen.
Weshalb also, fragte sich Kintradim Crux, als das riesige Schiff, das eigens wegen ihm aus einer fernen Galaxis gekommen war und ihn als einzigen Passagier beförderte, an der noch viel gewaltigeren Station andockte, hat man mir nichts über meinen zukünftigen Tätigkeitsbereich verraten? Weshalb lässt Xpomul mich im Unklaren über das, was mich erwartet - und was er von mir erwartet?
Er wusste nicht einmal, ob er dem Chaotarchen persönlich oder „nur" dem Herrn der Elemente verantwortlich sein würde. Aber auch wenn diese Informationspolitik der Hohen Mächte ihm nicht behagte, er bezweifelte nicht, dass sie ihre Berechtigung hatte. „Herr", sagte Schlapmel, der Kommandant des Schiffes, das ihn durch ferne Galaxien zu seinem Ziel gebracht hatte, und räusperte sich. „Wir haben ZEUDIR erreicht."
Kintradim Crux beachtete ihn nicht. Er hielt den Blick auf das Hologramm in der Mitte der Zentrale gerichtet, das die Negasphäre zeigte.
Viel erkennen konnte Crux nicht. Er hatte ein wirbelndes Chaos erwartet, in dem die Naturgesetze keine Geltung mehr hatten, einen Schlund, der rasend schnell um eine Materiesenke rotierte, irgendetwas Außergewöhnliches, das ihm einen Eindruck davon vermittelte, womit er es zu tun bekommen würde.
Aber da war nichts. Nur eine absolute Dunkelheit im Zentrum des Holos.
Kintradim Crux fragte sich, ob es an der gewählten Darstellungsform lag, dass die Negasphäre nicht realistisch eingeblendet wurde.
Vielleicht konnte die Besatzung des Transportschiffs den wahren Anblick nicht ertragen. „Herr Crux", drängte der Kommandant. „Man erwartet Euch in ZEUDIR." Seine Schnurrtentakel zitterten heftig unter der Oberlippe. Wenn er sich nicht beruhigte und in einen Anfall hineinsteigerte, würde er einige Tage Hunger leiden müssen. Und beim Trinken von Nährflüssigkeit die Hälfte verschütten.
Die ominöse Negasphäre ... Was ihn hier erwartete, beim Chaotarchen Xpomul, hatte man ihm nicht gesagt.
Er nickte, löste endlich den Blick vom Holo und erhob sich. Gemächlich folgte er dem Kommandanten, der von einer kosmokratischen Eile getrieben zu werden schien.
Er ist froh, seine wertvolle Ladung endlich loszuwerden, dachte Kintradim Crux.
Wenn er mich an Bord der Station ZEUDIR abgesetzt hat, liegt der Weitertransport nicht mehr in seiner Verantwortung. Dann werden andere den Kopf hinhalten müssen.
Denn ungefährlich war die Reise nicht. Es hieß, die Kosmokraten entwickelten in der Nähe der Negasphäre ungeahnte Aktivitäten.
*
„Kintradim Crux", sagte der Chaotarchen-Beauftragte zur Begrüßung und neigte ganz knapp das kleine Haupt.
Kintradim Crux. Kein „Herr", kein „Absolvent", kein gar nichts. Crux verstand durchaus, zwischen den Zeilen zu lesen; an der Akademie von Harcoy-Maranesh wurde nicht nur kosmische Strategie gelehrt. Zwischentönen bei Konversationen galt die Unterrichtseinheit 380, Vorbereitungsphase. „Armalschu", sagte er und nickte ebenfalls knapp zum Gruß.
Er ließ sich nichts anmerken und musterte den Preaggor auch nicht, weder bewusst auffällig noch verstohlen aus dem Augenwinkel. Dennoch erfasste er die Eigenarten des Befehlshabers von ZEUDIR auf einen Blick.
Armalschu war wie alle Preaggor auf ein Bewegungsgestell angewiesen, das fehlende Körperkräfte und fehlendes Koordinationsvermögen ausglich. Er erweckte den Eindruck, ein knapp zwei Meter großer, in
Weitere Kostenlose Bücher