2389 - Die Opal-Station
neuen ZENTAPHER beworben hatten, darunter auch Armalschu. Alle waren abgelehnt worden.
Aus der Negasphäre wurde stattdessen ein Ruf nach außerhalb gesandt, mit dem Auftrag, einen noch unbekannten Architekten zu finden. Schon bald waren die Anforderungen präzisiert worden: Der nächste Absolvent der Akademie von Harcoy-Maranesh sollte es sein.
Er, Kintradim Crux!
Eine seltsame Ehre, dachte Crux. Eine Ehre, von der er bisher nicht in Kenntnis gesetzt worden war.
Einen Moment lang bezweifelte er den Inhalt des Logs. Entsprachen diese Informationen wirklich den Tatsachen, oder stellten sie lediglich Armalschus Vermutungen dar? Er, Kintradim, Architekt eines Chaotenders?
Im Grunde unmöglich.
Aber dann fand er sich langsam mit der Vorstellung ab. Es passte einfach zu gut zusammen. Ausgerechnet über ZEUDIR führte der Weg des designierten Architekten in die Negasphäre. Armalschu hatte die Gelegenheit bei den Kopfschuppen gepackt und versucht, denjenigen, der ihm vorgezogen worden war, aus dem Weg Weg zu räumen. Durch Kintradim Crux' Tod hatte er sich eine Chance erhofft, doch noch zum Architekten von ZENTAPHER berufen zu werden.
Und damit nebenbei Unsterblichkeit zu erlangen, denn die wurde dem Herrn über einen Chaotender automatisch verliehen.
Nur den Hass auf den designier- ten Architekten, der ihm die Aussicht auf das ewige Leben genommen hatte, hatte er nicht verbergen können. Unsterblichkeit. Ja, das war ein Motiv, das selbst den treuesten Chaosdiener dazu bringen konnte, einen Chaotarchen zu töten.
Unsterblichkeit ... Einen Moment lang gestattete Crux sich, über dieses Wort nachzudenken. Unsterblichkeit. Konnte das nicht nur ein Segen für wertvolle Diener des Chaos sein, sondern auch zugleich die schrecklichste Form der Ordnung?
Aber nur einen Moment lang, dann dachte er wieder darüber nach, wie er seine Situation zum Positiven wenden konnte.
Wenn er mit ZEUDIR unterging, war der Traum von der Unsterblichkeit ausgeträumt, bevor er richtig angefangen hatte.
Crux hatte jedoch nur rudimentäre Grundzüge seines weiteren Vorgehens festgelegt, als ein weiterer gellender Alarmton ihn aus den Gedanken riss.
Die Kabine des Offiziers verfügte über eine Holo-Direktverbindung zur Zentrale, und Crux aktivierte sie.
Bereits die Tonfolge des Sirenenjaulens hatte ihm verraten, dass es sich um einen Ortungsalarm handelte. Er sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: In Ortungsreichweite der Station war eine kobaltblaue Walze der Kosmokraten in den Normalraum gefallen.
Eine zweite erschien, eine dritte. Crux war klar, was das bedeutete. Die ersten Truppen der Ordnungsmächte hatten ZEUDIR entdeckt, und die feindlichen Raumschiffe sammelten sich nun zum Sturm auf die Station.
Kintradim Crux musste befürchten, dass er hier und heute sterben würde.
Wegen des Preaggor Armalschu.
Aber solange er lebte, würde er nicht aufgeben. Er warf einen letzten Blick auf die blauen Walzen, die sich überraschend deutlich vom Schwarz des Alls abhoben, und machte sich auf den Weg zur Zentrale
6.
Widerstand
Die kobaltblauen Walzen verblichen, lösten sich auf, wurden eins mit dem Schwarz des Alls, das sich verfestigte und heller wurde, zu einem kalten Blauweiß.
Einen Moment lang wusste Mondra Diamond nicht, wo sie war, dann wurde ihr klar, dass sie langsam, zögernd, aus ihrer Trance erwachte. Sie bemerkte, wie schweißnass sie in ihrem Anzug war. Die Gedanken flossen zäh und träge, als wolle ZEUDIR sie freiwillig nicht loslassen.
Sie war müde, unendlich müde, mental wie körperlich ausgelaugt. Es fiel ihr schwer, den Kopf zu drehen und sich umzuschauen. Sie konnte es sich nicht erklären, doch das Durchleben der fremden Erinnerungen hatte sie physisch extrem erschöpft.
Mit einem schwachen Lächeln nahm sie zur Kenntnis, dass Alaska neben ihr kniete.
Offensichtlich hatte er sich um sie gekümmert, so gut es ihm möglich gewesen war, und sie bewacht. „Was ist passiert?", fragte sie.
An den Rändern seiner Maske schien es irrlichternd zu flackern. „Das müsstest eigentlich du mir sagen. Kintradim Crux' Erinnerungen, nehme ich an?"
Sie nickte knapp, ließ zu, dass Alaska ihr auf die Füße half. Ohne die endlosen Stunden im Trainingsraum der FORSCHER hätte sie sich wohl noch längst nicht bewegen können. „Ja", sagte sie. „Ich werde so schnell wie möglich einen Datenträger besprechen, bevor ich wichtige Einzelheiten vergesse.
Aber ..."
Fragend sah der Maskenträger sie an.
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