2389 - Die Opal-Station
„Ich ... ich scheine gegen Crux' Bewusstseinssplitter angekämpft zu haben.
Mich ihm widersetzt und ihn schließlich zurückgedrängt zu haben." Sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht eine unbewusste Reaktion auf das Fremde in dir."
„Ob bewusst oder unbewusst ... Ich warte seit Jahrzehnten auf diesen Augenblick, und nun ist er endlich da, und ich kämpfe dagegen an."
„Obwohl selbst jede kleinste Erinnerung für uns einen extremen Wert darstellen könnte ..."
„Ja. Du verstehst, dass ich über den eigenen Widerstand also keineswegs froh bin."
„Hast du etwas von Bedeutung erfahren?"
„Nein. Nichts, was uns jetzt weiterhelfen würde. Nicht den geringsten Aufschluss über die Opal-Station."
Alaska schwieg. Mondra konnte seine Enttäuschung spüren. Auch sie hatte sich wesentlich mehr erhofft. „Dennoch ist dieser Erinnerungsschub höchst beachtenswert", sagte der Maskenträger schließlich. „Du weißt jetzt mit Sicherheit, dass ein Teil von Kintradim Crux weiterhin in dir steckt - und dass die Erinnerungen mit einem passenden Schlüssel geweckt werden können."
„Ja", sagte sie abwesend. Sie vermutete, dass ihr Geist nicht ohne Grund Widerstand gegen Crux' Erinnerungen geleistet hatte. Einerseits fürchtete sie sich davor, andererseits wollte sie unbedingt wissen, wie viel von Crux noch in ihr war - und vor allem was.
Langsam drehte sie sich um und betrachtete die Leiche des Preaggor.
Und wartete.
Sie konzentrierte sich, lauschte in sich hinein, doch vergeblich. Das, was in ihr war, nahm den Fluss der Erzählung nicht wieder auf, als sei alles gesagt.
So einfach war es also nicht. Sie konnte Crux' Erinnerungen nicht erneut' mit dem gleichen optischen Reiz abrufen.
Offensichtlich war ein gewisser Schock erforderlich, der den oder die Bewusstseinssplitter anregte, sich zu offenbaren.
Der Unsterbliche schien zu ahnen, was sie gerade versucht hatte. „Es funktioniert nicht? Keine Reaktion?"
„Nein." Sie zögerte kurz. „Was machen wir jetzt?"
Alaska sah sie gleichmütig an. „Was bleibt uns schon übrig? Wir setzen unsere Erkundung fort."
„Sollten wir die anderen nicht informieren?"
„Wenn es uns mit vertretbarem Aufwand gelingt ..."
Der Funkverkehr in der Opal-Station gestaltete sich schwieriger als befürchtet.
Manchmal kam eine Verbindung zwischen den einzelnen Friedensfahrern und dem Brückenkopf zustande, manchmal nicht.
Mondra vermutete, dass die Dimensionskorridore den Empfang behinderten, die Funkwellen einfach verschluckten. Mittlerweile waren sie dazu übergegangen, Funkbojen zu postieren, allerdings erzielten sie auch damit keine hundertprozentige Übertragungssicherheit. „Nur Rauschen", bestätigte der Maskenträger Mondras Befürchtung. „Wahrscheinlich befinden wir uns zu nah am Dimensionskorridor." Er straffte sich. „Aber hier kommen wir sowieso nicht weiter. Kehren wir also um."
*
Es ist sinnlos, dachte Mondra. Wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschieht, ein wirklicher Durchbruch, müssen wir abbrechen, oder die Gefahr, auf die wir uns eingelassen haben, wird endgültig nicht mehr kalkulierbar.
Je tiefer sie in die Korridore der Station vordrangen, desto problematischer wurde das Fortkommen. Die Opal-Station entpuppte sich als vielfach in sich verwundenes, schadhaftes Labyrinth, dessen meiste Sektionen nicht zugänglich waren. Immer wieder zwang das Wallen der Dimensionskorridore sie zum Rückzug, und sie waren kaum klüger als in dem Augenblick, in dem sie den Brückenkopf zum ersten Mal verlassen hatten. Sie hatten nicht einmal feststellen können, welchen Sinn und Zweck die Station hatte: Es hätte sich ebenso gut um eine Fabrik wie um eine Kampfstation handeln können, ein fliegendes Labor oder eine Erholungsstätte für kranke Chaotarchendiener - oder was auch immer...
Um ZEUDIR aus Kintradim Crux' Erinnerungen handelte es sich jedoch definitiv nicht.
Mondra stöhnte leise auf und blieb abrupt stehen. Von einem Augenblick zum anderen war ihr Körper in kalten Schweiß gebadet; die Anzugsysteme kamen kaum damit nach, ihn abzusaugen und ihre Körpertemperatur wieder zu erhöhen. „... geht es dir? Ist es wieder ...?"
Sie bemerkte, dass Alaska mit ihr sprach, konnte sich jedoch nicht auf seine Worte konzentrieren. Der Schmerz war unbeschreiblich.
Das Brennen tief in ihrem Kopf war urplötzlich aufgeflammt, geradezu explodiert. Dann war es über ihren Nacken und die Wirbelsäule in den Körper geflossen und hatte gleichzeitig ihre Nerven in
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