2390 - Der Raum-Zeit-Router
könnte sie die immateriellen Finger durchtrennen. Grün und blau und orange loderte die Hand um ihren Geist, presste ihn zusammen, bis der Saft aus dieser reifen Frucht tropfte.
Mit allerletzter Kraft riss Mondra sich los.
Sie warf sich nach vorn, stürzte wieder in die Unendlichkeit, brachte sich aus der Reichweite dieser Hand.
Es ist vorbei! Lass mich! Du bist tot! Für immer erloschen!
Die Hand zuckte hin und her, aber sie wich nicht, gerade so, als warte sie auf etwas.
Mondra Diamond spürte, wie sie nach und nach das Bewusstsein verlor. Sie zappelte und versuchte sich dagegen zu wehren. Sie schaffte es nicht. Die Gedanken flossen aus ihr hinaus ins Nichts, einer umgestürzten Wasserkanne oder Öllampe erging es nicht anders.
Ein milchig blauer Blitz zuckte durch ihr Bewusstsein, er markierte das Ende ihrer geistigen Aktivität. Dann war nichts mehr mit Ausnahme eines Schlages, der sie an den Knien und Unterarmen traf.
Diesmal tat es richtig weh, und die körperlichen Schmerzen aktivierten ihre Sinne schlagartig. Undeutlich nahm sie um sich herum einen bläulich weißen Schimmer mit einer annähernd geometrischen Silhouette wahr - eine inzwischen vertraute Farbe in einer fremden Umgebung...
Zwischen den Fingern ihrer rechten Hand spürte sie einen Gegenstand, schmal und aus hartem Material. Krampfhaft hielt sie sich daran fest wie eine Ertrinkende an ihrem einzigen Strohhalm.
Du bist tot!, beschwor sie erneut den Peiniger ihrer Gedanken. Endgültig!
Es blieb still in ihrem Kopf. Halb blind tastete sie um sich, bis ihre Finger an eine Wand stießen. Sie lehnte sich mit dem Rücken daran, streckte die Beine aus und ließ die Arme baumeln.
Hatte sie ihn wirklich besiegt? War sein Bewusstsein vollständig erloschen, oder hatte Kintradim Crux sie nur an der Nase herumgeführt?
Da war nichts außer einer endlosen Leere, die sie in sich spürte. Ihr Bewusstsein nahm es wahr wie einen Hohlraum. War das tatsächlich sie?
Jemand hat mir eine Hälfte meines Ichs gestohlen. Mindestens!
Und der Rest? Nach und nach wurden ihre Gedanken klarer, aber die Leere blieb. Als ihre überreizten Nerven sich ebenfalls beruhigten, spürte sie noch immer dieses Loch in sich, als habe jemand einen Teil ihrer selbst entfernt.
Du gehst durch einen Transmitter und kommst nur noch mit einem Teil deines Körperinhalts und deines Bewusstseins aus der Empfangsstation...
Das war bestimmt schlimmer, als mit einem Cappin-Fragment im Gesicht herumzulaufen wie der Maskenträger, den sie damals als den Transmittergeschädigten bezeichnet hatten. Alaska...
Nach und nach kehrten Fetzen ihrer Erinnerung zurück - aus großer Tiefe trieben sie empor zu ihr, die Schaltwand in der Steuerzentrale, ihr Kampf gegen den Bewusstseinssplitter von Kintradim Crux, die verzweifelten Gesichter von Alaska, Cosmuel und Kantiran.
Mondra erinnerte sich, dass sie das Schirmfeld vor der Schaltwand durchdrungen hatte, als sie Kintradim Crux gewesen war. Sie hatte sich daran abgestützt, während sich ihr Bewusstsein mit dem Splitter des ZENTAPHER-Architekten einen Kampf auf Leben und Tod lieferte.
Mittlerweile existierte Kintradim Crux nicht mehr. Aber es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sie endgültig besiegt, ihr Bewusstsein abgetötet und die Herrschaft über ihren Körper angetreten.
Vor ihr hatte sich eine Tür geöffnet, durch die sie gestürzt war. Danach musste sie das Bewusstsein verloren haben. „Kann mich jemand hören?", murmelte Mondra matt.
Niemand antwortete. Offenbar befand sich keines der installierten Relais der provisorischen Funkanlage in der Nähe.
Dennoch mussten Alaska, Kantiran und Cosmuel in der Nähe sein.
Eine Tür - irgendwo hinter mir?
Die Automaten der Opal-Station hatten Mondra als autorisierte Person anerkannt, weil das Bewusstsein des Architekten zu diesem Zeitpunkt dominant gewesen war.
Wie lange lag das zurück? Sekunden?
Stunden? Und gab es hier so etwas wie eine permanente Mentalkontrolle? Im Augenblick deutete nichts darauf hin.
Im Augenblick ...
Mondra lauschte auf ihren Pulsschlag, um das verlorene Zeitgefühl zurückzugewinnen. Sie spürte keinen Puls.
Die ehemalige TLD-Agentin gab sich einen Ruck. Die Grundregeln der Ausbildung waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen, und eine davon lautete: Du hast stets nur eine einzige Chance. Nutze sie!
Sie musste die Station unter ihre Kontrolle bringen. Noch hatten die Geschwader der Terminalen Kolonne bei D-MODA keine Kenntnis von der Ankunft des
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