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2390 - Der Raum-Zeit-Router

Titel: 2390 - Der Raum-Zeit-Router Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufhalten. Und es gab keine Möglichkeit für sie, Verbindung mit der Außenwelt aufzunehmen.
    Das diffuse Leuchten der Wände ließ die Konturen verschwimmen. Ein unbestimmbares Gefühl sagte ihr, dass hinter der Krümmung Gefahr auf sie lauerte. Mondra hatte solche Situationen schon mehrfach erlebt. Hier war es eindringlicher, fremdartiger - vielleicht einfach nur anders.
    Also umkehren, in die andere Richtung gehen!
    Sie ging mit seltsam steif und eckig wirkenden Bewegungen. Nach ein paar Dutzend Schritten arbeiteten Muskeln und Nervenbahnen wieder normal, und ihr Gang wurde geschmeidiger Das Gefühl, glühendes Blei in den Adern zu haben, verschwand.
    Sie betastete das Kästchen am Gürtel, in dem die Steuerung der Minipositronik integriert war Der Computer meldete Bereitschaft. „Uhrzeit?", fragte sie. „Elf Uhr dreiundzwanzig."
    „Wie lange bin ich schon in diesem Korridor?"
    „Unbekannt. Beim Durchqueren der Tür veränderten sich mehrere Parameter des Raum-Zeit-Gefüges."
    Mondra holte tief Luft. Befand sie sich am Ende gar nicht mehr im Router, sondern in einer anderen Station irgendwo in den Weiten des Universums? In einem anderen Universum? Oder in einer Pararealität?
    Solange sie keine konkreten Anhaltspunkte für diese Theorie besaß, ordnete sie den Korridor mit seinen opalisierenden Wänden dem Raum-Zeit-Router zu.
    Hierhin setzten keine Normalsterblichen einen Fuß, höchstens Privilegierte wie Crux oder die Spezialisten des Routers.
    Wie hatte der Architekt diese Wesen in seiner Erzählung genannt? Transit-Inspektaten.
    Du bist jetzt der Architekt. Du bist Kintradim Crux!, rief Mondra sich in Erinnerung. Vergiss das nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!
    Ob ihre Mentalstabilisierung gegen eine Überprüfung durch die Maschinen dieser Station half, darauf wollte sie lieber nicht wetten.
    Schritt für Schritt ging sie weiter. Die Leere in ihr blieb und begleitete sie.
    Mondra spürte Widerstand zwischen den Fingern ihrer linken Hand. Verwirrt betrachtete sie den türkisblauen Stift, den sie umklammert hielt. Die Schaltwand, der Sturz ...
    Sie hatte sich an dem Stift festgehalten, er war aus seiner Halterung gerutscht - oder abgebrochen. Sie wusste es nicht genau.
    Oder hatte sie den Gegenstand aus einem anderen Grund an sich genommen? Hatte er es getan?
    Das Ding war nicht dicker als ihr Ringfinger und in etwa genauso lang.
    Sosehr Mondra auch in ihrer Erinnerung bohrte, sie besaß keine konkrete Erinnerung daran.
    Sie steckte den Stift in eine Tasche ihres Anzugs und strich den Haftverschluss glatt.
    Mühsam ordnete sie ihre Gedanken, aber schon nach kurzer Zeit entglitten sie ihr wieder. Die kurze Phase des Wohlseins endete abrupt. Das Aufputschmittel, das sie sich für den Kampf gegen den Bewusstseinssplitter des Architekten injiziert hatte, forderte seinen Tribut. Ihr Körper zeigte Symptome starker Übermüdung. Die Augen fielen ihr zu. Sie wehrte sich dagegen, es nützte nichts.
    Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, ging blind ein paar Meter, öffnete unter großer Anstrengung ihre Lider. Die Umgebung verschwamm zu einer Nebelsuppe, die Lider sanken wieder herab.
    Nein!, schrie sie in Gedanken. Nicht aufgeben! Weiter!
    Jeder Schritt wurde zum Kampf gegen ihren Körper und gegen den Schlaf. Sie ließ eine Hand an der Wand, um nicht völlig die Orientierung zu verlieren. „Ich brauche ein Stärkungsmittel", bat sie schwach, jedes Wort kostete Mühe.
    Die Minipositronik lehnte ab: „Es könnte dein Tod sein. Noch hat dein Körper das Aufputschmittel nicht abgebaut. Bleib stehen und ruh dich aus."
    Sie befolgte den Rat. Tatsächlich ging es ihr danach besser. Ihre Augen erholten sich ein wenig. Die Sicht im Korridor betrug aber auch so nur höchstens zwanzig bis dreißig Meter Dahinter verloren sich die Konturen des Gangs, sie verwischten zu einem Brei aus bläulichweißem Licht.
    Mondra teilte den Korridor bis zur nächsten Krümmung in Abschnitte ein.
    Nach jedem legte sie eine kleine Pause ein.
    Nach einer Weile ertappte sie sich dabei, dass sie immer wieder einen Blick nach hinten warf. Sie ging weiter, ließ sich nichts anmerken. Nach spätestens zehn Schritten richteten sich ihre Nackenhärchen auf.
    Jemand folgt dir!
    Sie sah und hörte niemanden, und doch schien er gegenwärtig, irgendwo jenseits der diffusen Nebelwand. Sie versuchte schneller zu gehen. Irgendwo musste doch mal eine Abzweigung kommen, ein Quergang, der zumindest annähernd in jene Richtung führte, in der

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