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2393 - Androiden-Sinfonie

Titel: 2393 - Androiden-Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer und immer wieder. Die Aktivierungswächter schienen ihn gar nicht zu hören.
    Doch dann, als er schon nicht mehr damit rechnete, brach plötzlich der Bann.
    Es war Immentri Luz, der als Erster seine Sprache wiederfand. Er sah ihn an, am ganzen Leib bebend, aber formte mit seinen Lippen einen zusammenhängenden Satz, klare und deutliche Worte. Er schien es nicht selbst zu sein, der da sprach, aber die Botschaft war eindeutig. „Nein", sagte Luz stockend, während Ama Zurn sich in konvulsivischen Zuckungen wand und sich kaum noch auf den Beinen zu halten vermochte. „Nein, Atlan. Es sind ... keine Ani-Sferzon, sondern Amaranthe ..."
    „Amaranthe?", wiederholte der Arkonide.
    Er versuchte sich zu erinnern, glaubte das Wort schon einmal gehört zu haben. Der Extrasinn verneinte, das war sicherlich nicht der Fall. „Was heißt das?"
    „Amaranthe", stieß der Aktivierungswächter hervor. Seine Worte kamen schneller. „Spektrale Amaranthe, Atlan! Es sind die Raumschiffe der Sphero!"
    „Hast du weitere Erinnerungen?", fragte der Arkonide beschwörend. „Schickt man sie für den Frieden oder für den Krieg?"
    „Ich ... Wir wissen es nicht!" Luz wand sich. „Könnten es nicht vielleicht doch die Ani-Sferzon sein? Der Alarmspruch ging an sie, nicht an die Sphero ..."
    „Sie .. nein. Ich ... weiß es nicht ..."
    Er krümmte sich. Dabei leuchteten seine Augen. Atlan registrierte mit Bestürzung, dass die beiden Aktivierungswächter sich wie in einen Rausch hineinsteigerten. Auch Ama Zurn schien nicht leidend am Boden zu liegen. Er wand sich vielmehr in einer unerklärlichen Art von Ekstase.
    Atlan begriff nichts mehr. Er hörte einen Schrei und fuhr herum. Am Ausgang der Zentrale stand Shyla Kowalsky, die junge Medikerin. Sie war kreidebleich im Gesicht, gespenstisch beleuchtet vom Geflacker der holografischen Lichter, und sah ihm für einen ganz kurzen Moment in die Augen.
    Dann wandte sie sich um und rannte davon, aus der Zentrale, ins hell erleuchtete Labyrinth der Gänge des riesigen Schiffes. Atlan wollte sie rufen, aber da wurde er schon wieder von den Holos der Retortenwesen gefordert, die .nach ihm schrien. „Es sind ihre Spektralen Amaranthe!"
    Immentri Luz' Stimme überschlug sich jetzt. Der Wächter fasste sich an den in Krämpfen zuckenden Leib. „Sie sind gekommen, Atlan. Die Erschaffer sind hier, um uns zu holen!"
    „Ama! Immentri!", sagte der Arkonide mit mühsamer Beherrschung. „Reißt euch zusammen! Was wisst ihr über diese Amaranthe? Es ist wichtig! Was wisst ihr?
    Warum sind sie hier? Versucht euch zu erinnern!"
    Ein drittes Holo entstand genau zwischen den beiden der Männer. Icho Tolot sah ihn mit flammenden Augen an und hob beide Handlungsarme. „Lass sie, Atlanos!", appellierte er. „Bitte, lass sie in Frieden! Sie können dir nicht mehr sagen. Siehst du nicht, dass sie leiden?"
     
    *
     
    Shyla Kowalsky hatte alles mit angesehen.
    Sie hatte nichts unternommen, als sie sie gehen sah. Es war wie eine Abführung gewesen. Als ob sie in Ketten lägen. Sie hatte sie verschwinden und unten auf dem Planeten wieder ankommen sehen, in der Station. Wie sie gingen, immer im Schlepptau von Atlan. Wie sie dahinkrochen, zwei gequälte Kreaturen in Fesseln.
    Es waren ihre eigenen Fesseln, die eigenen Ketten, wusste Shyla. Und sie war es auch, die kroch, sie allein. Es waren die Fesseln eines durch die Droge umnebelten Verstandes. Und die Qual ... ... ja, die Qual kam durch ihre Sucht, die sie nicht wahrhaben wollte. Doch ihr Unterbewusstsein wusste es besser und schickte seine unsichtbaren Pfeile aus. Ununterbrochen. Sie blockte es ab, versuchte es, aber schaffte es nicht. Nicht ganz. Irgendwo tief in ihr pochte das Wissen um ihre eigene Schwäche, die eigene Schuld. Und sie bekämpfte es durch neue Pillen, mehr und mehr.
    Sie hatte es unter Kontrolle, glaubte sie.
    Vielleicht stimmte das auch, an normalen Tagen. Doch es gab immer mehr Tage, die nicht normal waren. An denen sie abends nicht mehr wusste, wie viele von den kleinen weißen Dingern sie sich hineingeschüttet hatte.
    Die viel gepriesene, sichere Medizin.
    Zum Teufel damit! Es gab keine Sicherheit!
    An Tagen wie diesen schrie alles in ihr nach ihrem Sorgenkiller. An Tagen wie diesen schaufelte sie die Medikamente - nein, die Drogen! - nur so in sich hinein, stopfte sich voll wie eine Mastgans.
    Merkte nicht, wie sie die Pillen nahm.
    Dann schlug ihr Herz, bis die Droge endlich wirkte und sie befreite.
    Heute wollte es einfach nicht

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