2393 - Androiden-Sinfonie
funktionieren. Sie sah, wie Ama Zurn und Immentri Luz durch die Gänge und Räume der Justierungsstation schlotterten, und schluckte. Schluckte die Angst hinunter und sich selbst frei. Gegen das Herzrasen, die brüllende Pein. Für die Luft, die sich in ihrer Nase zu Klumpen zu ballen drohte.
Sie sah, wie die Männer, die ihre Kinder hätten sein können, litten und sich quälten.
Etwas in ihr wisperte, dass sie sich das alles nur einbildete. Dass sie krank war.
Dass es nicht ihre eigenen Kinder waren und nie hätten sein können.
Ama Zurn ... ihr Baby ...
Sie hatte einmal eines gehabt, fast. Sie hatte es verloren, dieser grauenhafte Unfall. Sie stand bebend in der Zentrale der HALLEY, wohin sie eigentlich gar nicht gehörte, und sah, wie die Aktivierungswächter stehen blieben und ihr Gesicht verzogen.
Wie sie gescannt wurden. Sie wusste nicht, was mit ihnen geschah, bis sie es sagten und ihre Worte in der HALLEY wiederholt wurden. Sie wurden abgetastet. Etwas griff nach ihnen, wollte etwas von Ama und Immentri. Vor allem von Ama.
Sie schluckte - und nicht nur Luft.
Wann fing es endlich zu wirken an? Wann hörte das Herzrasen auf, diese wahnsinnige, alles sprengende Angst?
Atlan bedrängte die beiden mit Fragen.
Das sollte er nicht! Shyla wollte schreien und durfte es nicht. Sie zitterte und musste ansehen und anhören, wie Ama weiter gefoltert wurde. Er sagte etwas von einem Alarmspruch - oder war es ein anderer?
Aber sie wollten Antworten von ihrem Baby. Sie quälten es, und sie war nicht da, um es zu beschützen, so, wie sie es mit ihrem eigenen Kind getan hätte...
Sie hatten gesagt, dass sie ein Problem damit habe, damals, als sie auf ihre Eignung getestet wurde. Es hatte auf der Kippe gestanden, ob sie mit an Bord der EDMOND HALLEY durfte. Erst als Utea Nermalldo sich eingeschaltet und nachhaltig für sie eingesetzt hatte, hatte sie mitfliegen dürfen, mitkommen auf diese Expedition.
Sie wünschte sich, dass sie es nie getan hätte. Dann wäre sie Ama nie begegnet und hätte nicht so leiden müssen.
Aber sie hatte es. Schon beim ersten Sehen war es passiert. Sie hatte es wirklich im Griff gehabt, dachte sie. Sie hatte es vergessen, bis auf die Tage, an denen sie „anders" war.
Es war weg gewesen, hatte sie geglaubt, gereinigt durch die Unendlichkeit des Alls.
Bis sie Ama und Immentri sah. Es gab keine sichtbaren Unterschiede zwischen ihnen, sagten sie alle. Aber sie waren doch da, und sie sah sie.
Ama, ihr Baby ...
Und es wurde gequält. Raumfahrer kamen zu ihr und wollten sie trösten. Sie redeten auf sie ein und wollten, dass sie sich etwas verabreichen ließ, um sich zu beruhigen.
Wollten sie sie veralbern? Sahen sie nicht, dass sie ihre eigene Medizin hatte?
Sie sagten, dass niemand die Wächter quälen wolle, Atlan schon gar nicht. Aber sie sah es mit ihren eigenen Augen.
Und dann gab es schon wieder Alarm. Ein paar Stunden lang war scheinbar nichts passiert, aber sie wusste es besser. Sie spürte, wie ihr Baby litt. Es war, als. umkrampfe eine glühende, eiskalte Hand ihr Herz und risse es aus ihrer Brust. Ama und Immentri litten Höllenqualen.
Dann schließlich wieder Alarm. Sie sah, wie die Männer und Frauen miteinander sprachen. Sie waren aufgeregt. Das durften sie nicht. Sie regten Ama auch auf und folterten ihn damit.
Etwas war mit fremden Schiffen im Jiapho-System. Atlan kam mit Startac Schroeder zurück in die HALLEY. Sie materialisierten in der Zentrale, nur wenige Meter vor ihr. Sie wich vor ihnen zurück, bis zu einem der Ausgänge. Sie hörte, was sie sich sagten, die vielen fremden Menschen. Sie tanzten vor ihr, seltsame Schemen ohne Gesicht...
Atlan rief die Aktivierungswächter, die in der Station zurückgeblieben waren. Wie konnte er das nur tun, er hatte sie verraten und im Stich gelassen. Sie waren allein dort unten und den Gefahren der Station hilflos ausgesetzt. Sie wollte bei ihnen sein, musste es.
Atlan redete und redete mit ihnen, stellte Fragen und marterte sie. Ama brach zusammen! Er wand sich in Krämpfen am Boden und schrie. Sie bekam keine Luft mehr. Sie musste heraus, nur weg hier und zu ihrem Baby. Sie schrie. Atlans Kopf flog herum. Er sah sie an, starrte, quälte.
Sie musste zu ihrem Kind. Er war es. Er war Timor und krümmte sich schreiend am Boden.
Timor ... das war sein Name; der Name, den sie ihrem Sohn hatte geben wollen, bevor...
Er schrie, er wand und er quälte sich. Atlan tat nichts für ihn, er sah sie nur an.
Sie konnte sich nicht
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