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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dazu eine Menge Knochen. Da dachte ich an unsere beiden Hunde. Ich nahm also meinen Haïk vorn hoch in die Höhe und tat diese Reste alle hinein, um sie ihnen zu bringen!“
    „Das werden die Hunde sehr lieb und schön von dir gefunden haben, aber was wird man nun drüben im Palast von dir erzählen?“
    „Von mir? Hm! – Hoffentlich denkt man nicht, daß ich die Knochen für mich mitgenommen habe! Und wenn man es denken sollte, so ist es mir sehr gleichgültig. Ich mußte sie alle einzeln wieder zusammensuchen, als ich mich von dem zweiten Leutnant entfernte. Ich trug sie den Hunden in den Stall. Die freuten sich. Es war dämmernd hell. Ich brauchte kein Licht dazu. Es war so warm und so weich auf der Streu da drin. Da setzte ich mich nieder und bin eingeschlafen.“
    Indem er dieses erzählte, kam von Taldscha ein Bote, durch den sie mir sagen ließ, daß ich mich von jeder Verpflichtung frei betrachten möge. Ich könne mich ausruhen, mich in der Stadt umsehen, ganz nach Belieben. Aber zwei Stunden nach Mittag seien wieder Gäste geladen: da solle ich mich einfinden und, wenn es möglich sei, mein berühmter Halef mit mir.
    Als der Bote sich entfernt hatte, fragte mich der kleine Hadschi, der die Einladung gehört hatte:
    „Du, Effendi, sie hat mich den ‚berühmten‘ Halef genannt. Ob sie das wohl ernst meint?“
    „Wie anders denn?“ fragte ich, obwohl ich ihn sehr gut verstand.
    „Nun, vielleicht ein bißchen spöttisch. Von wegen dem Simmsemm. Der ist doch wohl gestern stärker und berühmter gewesen als ich!“
    „Frage sie selbst! Ich weiß es nicht.“
    „Ich werde mich sehr hüten! Solche Erinnerungen frischt man nicht auf. Darum werde ich mich heut stets an deiner Seite halten. Da wagen sich diese Erinnerungen nicht heran an mich. Wann gehen wir zum Dschirbani?“
    „Jetzt. Ich bin mit dem Frühstück fertig, und die Mitte des Vormittags ist da. Wir fahren im Kanu.“
    Nun kümmerte ich mich um die Pferde. Sie hatten Futter und Trank bekommen. Ich nahm sie aus dem Stall und koppelte sie an langer Leine an, daß sie sich bewegen konnten. Auch die Hunde wurden herausgelassen. Sie begrüßten zwar auch mich, zunächst aber doch den Hadschi, der ihnen, wie es schien, an das Herz zu wachsen begann. Sie hatten sehr kurze Namen. Sie waren zweierlei Geschlechtes und hießen Hu und Hi (Er und Sie). Das sagten uns die beiden Diener. Von diesen erfuhren wir auch, wo die ‚Insel der Heiden‘ lag; sie war sehr leicht zu finden.
    Hu und Hi begleiteten uns nach dem Landungsplatz. Als wir in das Kanu stiegen, wollten sie mit hinein; das war aber wegen der Kleinheit des Fahrzeuges unmöglich. Ich befahl den Dienern, sie während unserer Abwesenheit anzubinden, daß nichts geschehen könne; aber sobald wir vom Ufer stießen, sprangen sie in das Wasser, um uns zu folgen. Schon wollte ich umkehren, um mich ihrer zu entledigen, da sah ich, wie sie schwammen. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Das war schon mehr ein Laufen als ein Schwimmen! Die Schwimmhäute waren derart entwickelt und elastisch, daß sie wie helle Blasen zwischen den Zehen erschienen. Das griff so viel Wasser, daß die Körper nicht nur mit den Köpfen, sondern auch mit den Rückenlinien aus der Flut ragten. Die dicken, aber leichten, buschigen Schwänze lagen wie Steuer hinterher. Dazu die langhaarigen, zottigen, sich fettig anfühlenden und also für die Feuchtigkeit fast undurchdringlichen Felle! Ich sah, daß das Schwimmen den Hunden gar keine Anstrengung, sondern nur Freude bereitete. Sie bellten laut und haschten nacheinander. Darum war ich mit Halef einverstanden, der mich bat, sie doch mitzunehmen. So schnell, wie wir mit dem Rudern vorwärtskamen, konnten sie allerdings nicht schwimmen; wir mußten also ein langsameres Tempo nehmen, doch hatten wir ja Zeit.
    Die Ufer waren von Häusern besetzt, die oft weit in das Wasser ragten, oft auch ganz in demselben lagen. Zuweilen erschien eine kleine Insel, oder der Fluß teilte sich, eine größere zu bilden, die bewohnt war. Das bot uns reichlich Gelegenheit, die hochinteressante Pfahlbauart der Ussul kennenzulernen. Als wir unser Ziel, die ‚Insel der Heiden‘, erreichten, sahen wir ein sehr einfaches, sichtlich erst heut neu geflochtenes Floß, welches aus Weidenruten bestand und aus dem Wasser gezogen war, am Land liegen. Wir stiegen aus, befestigten das Kanu an den hierzu bestimmten Pfahl und traten dann schnell zurück, um aus der Nähe der Hunde zu kommen, die auch gelandet waren

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