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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wahrscheinlichkeit, auf sandige Stellen zu stoßen –“
    „Aber nicht auf Wasser“, unterbrach er mich.
    „O doch! Nach den dir allerdings vollständig unbekannten Gesetzen der Fenni mizani mejah (Hydrostatik) und nach den Regeln der –“
    „Schweig!“ fiel er mir in die Rede, indem er sich für einige Augenblicke mit den Händen beide Ohren zuhielt. „Ich mag von dieser deiner Fenni mizani mejah ebensowenig wissen wie von allen deinen anderen Wissenschaften! Es kommt dabei doch weiter nichts heraus, als daß man aus dem Unterbewußtsein in das Oberbewußtsein klettert und aus diesem schmählich wieder herunterstürzt! Ich habe das erlebt! Nein, wenn ich Durst habe, will ich keine Fenni mizani mejah, sondern Wasser trinken, und ich bitte dich also –“
    Er hielt mitten in der Rede inne. Er sah etwas, was ihn verstummen ließ. Das war eine helle Stelle im alten, dunklen Moorboden des Flußlaufes. Ich sagte nichts, sondern lächelte nur. Als er mich wieder anblickte und dieses Lächeln bemerkte, senkte er den Blick und gestand mir in seiner lieben, aufrichtigsten Weise unumwunden zu:
    „Sihdi, ich bin ein Ochse, ein Esel, ein Schaf, kurz und gut, ein jämmerlicher Kerl, bei dem der gesunde Menschenverstand eine ganze, volle Stunde braucht, um sich auf sich selbst zu besinnen. Und selbst dann, wenn er das getan hat, kommt nichts Gutes heraus, sondern immer nur etwas Dummes! Nicht wahr, diese lichte Stelle da drüben ist Sand?“
    „Ich vermute es. Laß uns nachsehen! Wir nähern uns dem Engpaß. Ich hoffe, daß wir ihn schon lange vor Abend erreichen.“
    Wir stiegen von den Pferden und gingen nach der betreffenden Stelle. Ja, sie bestand aus Sand, der nur wenige Zentimeter, tief trocken war, dann aber feucht zu werden begann. Diese Feuchtigkeit wuchs mit der Tiefe. Halef pflegte jeden Fehler oder Irrtum, den er eingesehen hatte, mit wahrer Begeisterung wieder gutzumachen; so auch hier. Er eilte zu den Pferden zurück und schnallte seine beiden metallenen, arabischen Steigbügelschuhe aus den Riemen. Ihrer Gestalt nach waren sie zu Handscharren vortrefflich geeignet. Er nahm einen und ich einen. Wir gruben in kürzester Zeit ein Loch, in welchem sich ein klares, wohlschmeckendes Wasser sammelte. Es war durch den Sand filtriert. Wir tranken uns beide satt. Auch die Hunde bekamen genug. Wir erweiterten die Grube und tränkten auch die Pferde. Dann sickerte das Wasser so rasch nach, daß wir es abklären lassen und die Schläuche füllen konnten. Als wir damit fertig waren, hatten wir zu alledem nicht viel über eine halbe Stunde gebraucht. Nun stiegen wir wieder auf und ritten weiter. Halef fühlte sich beschämt. Er sagte:
    „Wie rasch und bequem das gegangen ist! Ich aber hätte über zwölf Stunden gebraucht, um Wasser zu finden und dich wieder einzuholen!“
    „Falls ich gewartet hätte, ja! Ich aber wäre weiter geritten, und so hättest du mich in zwölf Stunden nicht erreicht. Zudem mußt du bedenken, daß wir jetzt gutes, gereinigtes Sandwasser haben, während du nur gewöhnliches Moorwasser hättest bringen können.“
    „Meinst du, daß wir auch jenseits des Engpasses immer Wasser haben werden?“
    „Ich hoffe es.“
    „Aber die dortige Wüste ist berüchtigt. Sie soll die trockenste sein, die es gibt.“
    „Das glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, daß sie besser ist als ihr Ruf. Sie ist im Norden von Bergen umgrenzt, hinter und über denen sich die Gebirgsmassen von Dschinnistan erheben. Das ergibt einen Wasserdruck, der jedenfalls auch bis in das Land der Tschoban reicht. Übrigens habe ich auf der Landkarte, welche der Dschirbani mir gegeben hat, Ortszeichen gefunden, welche jedenfalls Wasserstellen bedeuten. Sie stammen von seinem Vater, der die Wüste oft durchquerte und sie darum sehr gut kannte. Man sagt, er habe das Gelingen dieser seiner Reisen nur dem Spürsinn seiner Hunde zu verdanken. Ich will das nicht in Abrede stellen, füge aber hinzu, daß seine eigene Kenntnis der Wasserstellen noch wichtiger gewesen ist als die Nasen seiner vierfüßigen Begleiter. Ich glaube nicht, daß du ahnst, wie groß diese Wichtigkeit auch für uns werden kann.“
    „Für uns? Wieso?“
    „Wir wollen doch die Tschoban besiegen. Nicht?“
    „Ja. Aber wir wollen nicht nur das, sondern wir wollen sie unterwerfen, wollen von ihrem Land Besitz ergreifen.“
    „Ganz recht! Was gehört aber zu einem solchen Siege?“
    „Tapferkeit.“
    „Weiter nichts?“
    „Freilich noch viel mehr. Mut, List,

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