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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gedeckt?“
    „Mit Schiefer, Ziegeln, Schindeln, Dachpappe und so weiter.“
    „Ist ein Garten drum herum?“
    „Bei dem meinigen, ja.“
    „Und wie heißt so ein Haus, welches mitten im Garten steht und nur Vergnügen macht?“
    „Man pflegt es eine Villa zu nennen.“
    „Nun gut, so kannst du dich bei deiner Heimkehr nicht mit Teppichen, Decken, Schals und Leinwänden beladen, welche dir unnütz sind, sondern du nimmst aus Ägypten, Arabien oder Persien folgendes mit nach Hause.“
    Er spreizte, indem wir dabei weiterritten, die fünf Finger der linken Hand weit auseinander und zählte an ihnen mit dem Zeigefinger der rechten Hand die einzelnen Posten ab, die er der Reihe nach aufführte:
    „Erstens zehn Kamelladungen Mauersteine und Ziegelsteine und so weiter. Zweitens zehn Kamelladungen hölzerne Balken und Bretter und so weiter. Drittens zehn Kamelladungen Dachschiefer und Dachziegeln und so weiter. Viertens zehn Kamelladungen Dachschindeln und Dachpappe und so weiter. Und fünftens zehn Kamelladungen heilige Erde aus Mekka, Medina, Jerusalem und Kaïrwan, auf welche du dem Weib deines Herzens eine neue Villa baust. Auch in den Garten, der drum herum liegt, kannst du von dieser Erde streuen, weil sie die köstliche Eigenschaft besitzt, alle wilden Tiere und alle bösen Menschen von euch abzuhalten.“
    „Gut, ich werde das tun“, nickte ich belustigt. „Was soll ich noch mitnehmen?“
    „Weiter nichts, denn ich bin doch schon bei fünftens angelangt und habe keine Finger mehr, um weitere Sachen daran herzuzählen. Begnüge dich also mit dem, was ich dir angegeben habe. Es ist genug. Bedenke, das macht schon fünfmal zehn Kamele, also fünfzig! Wenn du die von Persien, Arabien oder Ägypten bis nach Deutschland führen, in Ordnung halten und ernähren sollst, hast du unterwegs so viel zu tun, daß du fast gar nicht fertig wirst. Ich rate dir also, ja nichts weiter mitzunehmen und dich mit dem zu begnügen, was du hast! Ein wahrhaft kluger Mann verlangt von Allah nie zuviel!“
    „Besonders, wenn es sich um Balken, Bretter und Dachschindeln handelt!“
    „Schweig! Ziehe die Villa nicht ins Lächerliche! Ich habe sie ernstgemeint! Du hast überhaupt die Eigenheit, über mich zu lachen, wenn ich ernstlich rede, und mich nur dann ernst zu nehmen, wenn ich scherze. Das muß ich mir verbitten und – schau, Sihdi, hier hat ein Feuer gebrannt.“
    Er hielt an, ich auch. Wir befanden uns noch immer an dem Flußbett aufwärts, welches aber nun ohne Wasser war. Auch heut hatten wir zu unserer Rechten den Wald, doch war er nicht so dicht wie gestern, weil hier die Feuchtigkeit fehlte. Unten im Flußbett gab es hier eine Wasserlache mit sehr trübem Inhalt, aus welcher, wie wir aus den Spuren ersahen, die Pferde und Kamele getränkt worden waren. Die Reiter hatten am Waldrande gelagert und gegessen. Das waren natürlich die Dschunub gewesen. Wir stiegen gar nicht von den Pferden. Der Umstand, daß diese Leute hier kurzen Halt gemacht hatten, war mir von keiner Wichtigkeit. Ich überflog den Platz nur oberflächlich mit den Augen und ritt dann weiter. Halef blieb noch kurze Zeit halten und kam mir dann nach. Aber er war unruhig. Er drehte sich wiederholt um und schaute zurück.
    „Was hast du?“ fragte ich ihn.
    „Eigentlich nichts, gar nichts“, antwortete er. „Aber es ist mir so sonderbar.“
    „Wie?“
    „Wie eine Ahnung.“
    „Was für eine Ahnung?“
    „Daß wir noch dort hätten bleiben sollen.“
    „Etwa wie ein böses Gewissen? Wie eine Angst, als ob wir etwas Gutes unterlassen hätten?“
    „Ja, eine Angst! So, genau so ist es.“
    „Das kenne ich! Wir kehren zurück und werden den Platz genau untersuchen. Ich bin überzeugt, daß wir etwas finden werden, was nichts Gleichgültiges ist.“
    Wir lenkten also wieder um. An dem Platz angekommen, stiegen wir ab und untersuchten ihn, fanden aber nichts. Wir wiederholten das Nachforschen, doch ebenso vergeblich. Die Spuren stammten zwar von gestern, waren aber noch ziemlich deutlich zu sehen, weil die Dschunub keine Veranlassung gekannt hatten, vorsichtiger zu sein. Zwei Diener waren mit den Pferden und Kamelen unten an der Wasserpfütze gewesen. Die andern zwei hatten oben am Rand gesessen und dem Tränken zugeschaut. Die beiden Herren hatten sich abseits davon nebeneinander an einer Stelle niedergelassen, die eine sehr dunkelbraune, samtweiche Moosdecke hatte. Weggeworfene Haut- und Sehnenstücke des genossenen Fleisches bewiesen, daß gegessen

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