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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir müssen ja morgen früh aneinander vorüber.“
    „Nein. Wir tun das schon heut.“
    „In dieser Dunkelheit?“
    „Ja. Und zwar nicht am Fluß hin, sondern in einem Bogen durch den Wald, um sie herum.“
    „Das ist in hohem Grade unbequem. Wir rennen an die Bäume!“
    „Ja, das würde allerdings geschehen, wenn wir diesen Umweg zu Fuß machen und unseren Pferden vorangehen wollen. Aber wir reiten. Du weißt, daß die Pferde des Nachts besser sehen als wir. Der Wald hat nur am Rand Unterholz. In der Tiefe sind die Zwischenräume frei. Es wird also besser gehen, als du denkst. Übrigens gibt es hier viel langes, dünnes Stangenholz am Wasser. Wenn wir uns jeder eine solche Stange herausschneiden und sie so, wie die Schnecken ihre Fühler, voraushalten, bewahren wir uns vor den Zusammenstößen, die du fürchtest.“
    „Sehr richtig, Effendi! Der Emir Kara Ben Nemsi und der Scheik der Haddedihn sind zwei Schnecken, jede mit einem hölzernen Fühlhorn vorn am Pferdekopf! Sihdi, das wird gemacht, und zwar gleich! Je länger wir hierbleiben, desto mehr drücken wir das Gras nieder, und das muß doch morgen früh wieder aufgestanden sein, damit die Leute aus Dschunubistan, wenn sie hier vorüberkommen, nicht sehen, daß jemand hier gewesen ist. Ich werde die Fühlhörner schneiden, ich selbst, weil ich es als meine Aufgabe betrachte, dir die kluge Vorsicht und die zarte Empfindlichkeit der hiesigen, großen schwarzen Waldschnecken beizubringen. Du siehst, wie entzückt ich darüber bin, daß du, wie überall so auch hier, dich bemühst, nur edlen Vorbildern nachzustreben.“
    Er wählte zwei lange Schößlinge aus, schnitt sie ab und gab mir einen davon. Dann stiegen wir auf die Pferde und begannen, um die Stelle, an der sich die Fremden befanden, langsam einen Halbkreis zu reiten, dessen Halbmesser so groß war, daß wir von ihnen nicht gehört werden konnten. Für unsere Pferde und Hunde genügte das einfache Wort ‚uskut (Schweig!)‘, sie zu veranlassen, jeden Laut und jedes Geräusch zu vermeiden. Indem wir die Stangen wie Lanzen vor uns hielten, war es uns nicht schwer, jedem Baumstamm, der uns im Weg stand, auszuweichen. Übrigens waren die Augen unserer Pferde so gut, daß wir auf diese ‚Fühlhörner‘ hätten verzichten können. Trotzdem dauerte es eine ziemlich lange Zeit, bis wir den Bogen geschlagen hatten und weit oberhalb der Dschunub das Ufer des Flusses wieder erreichten. Wir stiegen da noch nicht ab, sondern wir ritten noch einige Kilometer weiter, um ganz sicher zu sein, auf keinen Fall bemerkt werden zu können. Dann machten wir Halt und lagerten zur Ruhe für die Nacht, ohne ein Feuer anzuzünden.
    Ich habe nicht die Topographie des Landes, durch welches wir ritten, zu behandeln, sondern meine Leser wünschen, daß ich ihnen soviel wie möglich Ereignisse bringe, für die sie sich interessieren. Da wir von jetzt an unterwegs nichts erlebten, überschlage ich die Zeit, bis wir unser Ziel erreichten, und beginne da von neuem, wo das allmähliche Versiegen des Wassers uns darauf aufmerksam machte, daß wir uns der Landesgrenze näherten. Der Fluß wurde immer seichter und seichter. Seine Breite blieb, denn sie war von alters her, als er noch aus dem hochgelegenen Norden kam, fest in das Land gegraben, aber der Inhalt schwand und verlor sich in dem porösen, schwammig weichen Boden. Der Grund trat zutage, erst stellenweise, so daß sich Inseln bildeten, die nach und nach immer größer und immer häufiger wurden. Dann gab es längere, zusammenhängende Bänke, die durch schmale Wasserstreifen, später nur durch Pfützen voneinander getrennt wurden. Und endlich verliefen diese Streifen und Pfützen in ganz vereinzelte Tümpel, deren Wasser immer schlechter schmeckte und zuletzt gar nicht mehr zu genießen war. Da machte Halef ein sehr bedenkliches Gesicht und sagte:
    „Sihdi, du hast einen großen Fehler begangen!“
    „Welchen?“ fragte ich.
    „Du hättest, wo das Wasser noch schmeckte, anhalten sollen, um unsere Schläuche zu füllen.“
    „Wer? Ich?“
    „Ja, du!“
    „Du nicht auch?“
    „Nein, ich nicht! Was gehen denn gerade mich die Fehler an, die gemacht werden? Ich bin doch nicht verpflichtet, mir welche auszusinnen. Das überlasse ich dir.“
    „Schön!“ lachte ich. „So denke wenigstens darüber nach, in welcher Weise es möglich ist, diesen Fehler wieder gutzumachen!“
    „Ja, Sihdi, das werde ich. Und ich bin überzeugt, daß es gar nicht lange dauern wird, so habe ich

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