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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufgenommen werden.“
    „Und besiege ich ihn, so trete ich wohl an seine Stelle, und er wird ausgestoßen?“
    Diese Frage verwirrte ihn. Es dauerte eine kleine Weile, bevor er Antwort gab:
    „Nein. Das kannst du nicht verlangen. Es geschieht dem größten Helden, daß ein Zufall ihn besiegt. Das ist eben Zufall, keine Schande. Warum ihn also ausstoßen?“
    „Wir kämpfen, Sihdi, wir kämpfen!“ rief Halef begeistert aus. „Wer wird mein Gegner sein?“
    „Du hast das Recht, ihn dir zu wählen“, unterrichtete ihn der Zauberer.
    „So wähle ich dich“, sagte der kleine Hadschi, indem er ihm eine sehr tiefe, höfliche Verbeugung machte.
    „Mich –? Warum grad mich –?“
    Er dehnte diese Frage sehr lang und unlustig heraus. Es schien ihm gar keine große Freude zu machen, daß Halef seine Wahl auf ihn gelenkt hatte.
    „Weil du mir gefällst“, antwortete dieser. „Weil ich dich liebgewonnen habe. Und auch darum, weil ich noch nie Gelegenheit hatte, mit einem Sahahr zu kämpfen. Es wird die Größe meines Ruhmes vermehren, wenn ich daheim erzählen kann, daß ich dich im Kampf überwunden und getötet habe.“
    „Getötet? – Du tötest auch in einem solchen Probekampf?“
    „Natürlich! Der Sieg ist doch nur dann vollständig errungen, wenn der Gegner tot am Boden liegt. Wer hat die Waffen zu bestimmen?“
    „Der Fremde, der aufgenommen werden soll.“
    „Also ich? Gut, so schießen wir uns!“
    „Schießen?“ fuhr der Zauberpriester auf. „Das wäre ja mein sicherer Tod, obgleich ich gegen dich ein Riese bin!“
    „Das ist es ja eben, was ich will!“ lachte Halef. „Riesen totzuschießen ist mir eine wahre Wonne! Nur um ihnen zu zeigen, daß es nicht auf den Körper ankommt. Was für Waffen wählst denn du, Effendi?“
    „Dieselben“, antwortete ich, auf seine heitere Absicht eingehend.
    „Und mit wem wirst du kämpfen?“
    „Mit dem Scheik.“
    Da rief dieser erschrocken aus: „Mit mir? Warum grad mit mir?“
    „Weil du mir gefällst; weil ich dich liebgewonnen habe. Du hörst, daß ich ganz genau dieselben Gründen habe, wie mein Hadschi Halef. Er ist Scheik, und ich bin Emir. Wir können ganz unmöglich mit gewöhnlichen Kriegern kämpfen. Darum wählen wir euch, und wir sind überzeugt, daß ihr diese Wahl als das betrachtet, was sie ist, nämlich als eine Ehre für euch beide!“
    Das sagte ich zum Scheik. Mich von ihm an seine Frau wendend, fügte ich hinzu:
    „Also, wir sind bereit, Ussul zu werden. Dies kann, wie ich gehört habe, erst morgen geschehen. Was sind wir bis dahin? Freunde oder Feinde?“
    „Freunde“, antwortete sie. „Du kannst den Scheik und den Sahahr getrost aus ihrer Gefangenschaft entlassen. Ihr seid frei.“
    „Nur für jetzt oder für immer?“
    „Für immer. Hier meine Hand darauf!“
    Sie reichte mir ihre Hand, die ich freundschaftlich drückte. Auch die beiden Männer gaben mir ihre Hände, ebenso dem Hadschi. Taldscha aber tat das letztere nicht. Sie schaute über Halef weg, als ob er für sie nicht vorhanden sei. Er hatte es verdient, obgleich er als Moslem keine Übung besaß, mit Frauen zu sprechen.
    Nun da der Scheik sich frei wußte, drängte er, nach dem Lager zurückzukehren. Er nahm den Adler auf, um ihn zu tragen. Seine Frau behielt den Quittenzweig, um ihn ihren Kriegern vorzuzeigen. Wir gingen zu unsern Pferden, die wir genauso fanden, wie ich sie verlassen hatte. Als sie aufsprangen, stieß Taldscha einen Ruf der Verwunderung aus. Sie besaß ein besseres Auge als der Scheik.
    „Was für schöne, herrliche Tiere!“ rief sie, die Hände vor Freude zusammenschlagend. „Viel kleiner als die unseren! Aber unendlich herzig, anmutig und Wohlgestalt! Man muß sie küssen!“
    Sie umschlang den Hals Ben Rihs und küßte ihn auf die Stirn. Er ließ sich dies gefallen, ohne sich zu regen. Aber als sie es auch bei Syrr tat, öffnete dieser die Nüstern weit, sog den Duft ihrer Atmosphäre ein und ließ dann ein frohes Wiehern hören, so zart, gedämpft und eigenartig, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. Da trat sie rasch zwei oder drei Schritte von ihm zurück, sah mich seltsam prüfend an und fragte:
    „Effendi, knistern die Haare dieses Pferdes?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Immer?“
    „Nein, sondern nur, wenn ich selbst sie kämme und streiche.“
    „Wie heißt dieses Pferd?“
    „Syrr.“
    „Syrr? Also Geheimnis, Rätsel! Als ich seinen Hals berührte, fühlte ich etwas durch meine Hände gehen. Das war genau dasselbe

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