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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihren Zauberer glauben, zu tun, sondern ganz allein nur mit diesem Zauberer selbst. Sage mir, Herrin der Ussul, ob der Sahahr den Tod verachtet?“
    „Das tut er keineswegs; er liebt im Gegenteil das Leben sehr“, antwortete sie.
    „Ah! Hast du gesehen, was für einen Eindruck es auf ihn machte, als ich ihm sagte, daß ich mit keinem andern kämpfen wolle, als nur mit ihm?“
    „Ich habe es gesehen.“
    „Es schien ihm gar nicht angenehm zu sein?“
    „Gewiß nicht. Er ist überhaupt niemals ein Held im Kampf gewesen, und seit er trotz seiner überlegenen Körperstärke damals von dem Dschinnistani besiegt worden ist, hat sich seine Vorsicht gesteigert. Er hat die Wirkung eurer Waffen kennengelernt, und es konnte ihm nicht entgehen, daß ihr alles anders, besser und erfolgreicher als wir, in die Hand zu nehmen wißt. Ich zweifle gar nicht daran, daß er sich vor einem Kampf mit dir fürchtet.“
    „Und dieser Kampf ist unvermeidlich?“
    „Eigentlich, ja. Aber es wurde schon davon gesprochen, ihn euch zu erlassen, da ihr ja genugsam bewiesen habt, daß ihr würdig seid, Freunde und Verbündete der Ussul zu sein.“
    „Wie gütig! Wie freundlich!“ scherzte Halef. „Aber die Sache liegt für uns ganz anders, als für euch. Wir beanspruchen dieselben Rechte wie ihr. Das heißt, daß der Sahahr zu beweisen hat, daß er würdig ist, unser Freund und Verbündeter zu sein. Wenn er so furchtsam ist, uns den Kampf schenken zu wollen, so sind dagegen wir mutig genug, ihn zu bestehen!“
    „Welch ein Gedanke!“ wunderte sie sich. „Aber du hast ganz recht.“
    „Und höre mich weiter! Es ist Allahs Gebot, daß der Mensch in genau derselben Weise bestraft wird, in der er gesündigt hat. Als der Sahahr damals mit dem Dschinnistani kämpfte, wagte er es, den Kampf bis auf Leben und Tod zu treiben. Er wußte, daß seine Körperkräfte größer waren, als die des anderen, und war so töricht, die Kräfte der Seele und des Geistes nicht in Berechnung zu ziehen. Darum wurde er besiegt. Das war die einfache Folge, aber noch nicht Strafe. Diese eigentliche Strafe kommt erst jetzt, wo er einen ganz ähnlichen Kampf bestehen soll. Ich verlange nämlich genauso wie damals er, daß es um Tod oder Leben gehe. Was daraus folgt, kannst du dir denken!“
    „Was?“ fragte sie in hohem Grad gespannt.
    Halef antwortete:
    „Entweder bittet mich der Sahahr, von diesem Verlangen abzustehen, dann werde ich es nur unter der einen Bedingung tun, daß er dem Dschirbani die Freiheit gibt. Oder er schämt sich, so feig zu sein, und geht auf meine Forderung ein. Nun, so kommt es eben zu einer Entscheidung auf Leben und Tod, und mein Effendi wird mir gern bezeugen, daß da nur ein einziger Ausgang möglich ist, nämlich der, daß der Sahahr stirbt. Ist der aber tot, dann wird wohl niemand den Dschirbani länger quälen wollen.“
    „Diese deine Gedanken sind nicht übel“, erklärte sie, „aber der letzte ist falsch. Nämlich der Dschirbani würde auch nach dem Tod des Sahahr für innerlich räudig gelten. Man glaubt daran, und was sich im Kopf solcher Menschen festgesetzt hat, das ist nur schwer zu beseitigen. Ich spreche mit euch noch weiter über diese Sache. Jetzt müssen wir dem Scheik nacheilen, er wartet.“
    „Noch eines möchte ich gerne wissen“, bat Halef.
    „Und das ist?“
    „Was ist aus dem Dschinnistani, dem Vater des Dschirbani geworden?“
    Im Weiterreiten antwortete sie:
    „Er ritt jährlich einmal, genau zur Zeit der Sonnenwende, hinauf nach Dschinnistan zu denen, die ihn liebten. Dort holte er Bücher, die er las und aus denen er Weib und Kind unterrichtete. Von dort brachte er nach und nach auch jene weißen Steine mit dunklen Worten mit, die heut auf der Insel der Heiden zu sehen und zu lesen sind. Der Sahahr war ganz dagegen, daß diese Steine aufgerichtet würden. Er bezeichnete ihre Inschrift als die größte Verrücktheit, die es geben kann; aber weil die Insel Eigentum des Dschinnistani geworden war und seinem Sohn heute noch gehört, hatte er das Recht, dort zu tun, was ihm beliebte. Er stellte die Schriftsäule in die Nähe seines Lotosweihers und beschattete sie mit duftenden Nelken- und Magnolienbäumen.“
    „Warum hast du diesen Ort die Insel der Heiden genannt?“
    „Weil es eine Insel ist und weil der Dschinnistani nach unsern Begriffen ein Heide war, denn wer nicht an den Gott der Ussul glaubt, der ist ein Heide.“
    „So ist also auch sein Sohn, der Dschirbani, nach deiner Ansicht ein

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