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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sich das Foto angesehen?«, fragte er. McDill hatte Chalmers seit Stunden nicht mehr gesehen. Allerdings herrschte in dem Büro ein so reges Kommen und Gehen, dass McDill gar nicht mehr auf die Gesichter achtete.
    »Chalmers ist im Einsatz«, erwiderte Zwick. Er saß hinter seinem Schreibtisch und wählte eine Telefonnummer.
    »O mein Gott«, rief McDill plötzlich und schlug sich wie einer der drei Stooges mit der Hand gegen die Stirn.
    »Was ist?«, Zwick presste das Telefon an seine Brust.
    »Ich muss in einer halben Stunde einen dreifachen Bypass legen. Meine Kollegen haben sicher schon die Polizei verständigt.«
    »Ein Agent kann Sie ins Krankenhaus fahren. Und eine unserer weiblichen Agentinnen kann Ihre Frau nach Hause bringen.«
    »Ich kann nicht operieren. Ich habe seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen. Darf ich mal telefonieren?«
    »Natürlich. Vor der Tür steht noch ein Apparat.«
    Als McDill zur Tür ging, stürzte eine junge Frau ins Büro.
    Zwick starrte sie an. »Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, hier so einfach hereinzuplatzen, Agent Perry?«
    Die Agentin nickte. Sie war sehr erregt. »In der Zentrale hat ein Mann angerufen, der den verantwortlichen Special Agent verlangt.«
    »Wie heißt er?«
    »Harley Ferris.«
    Zwick hob die Hände. »Wer zum Teufel ist denn Harley Ferris?« »Der Präsident von CellStar. Er hat gesagt, dass er mit dem verantwortlichen Special Agent über eine laufende Entführung sprechen muss.«
    Aus Zwicks Gesicht wich alles Blut.
    Huey Cotton saß auf der Treppe vor der Hütte und beschäftigte sich mit den Feinarbeiten seiner Schnitzerei. Als das Telefon klingelte, legte er das Zedernholz auf den Boden und griff nach dem Apparat.
    »Joey?«
    »Wie geht's dir, alter Junge?«
    »Ganz gut.« Huey schaute an dem alten Rambler vorbei auf die Bäume. Im Wald war es viel länger dunkel, aber der Anblick der Sonnenstrahlen, die wie durch Kirchenfenster pfeilgerade durch die dichten Äste drangen, erfreute Hueys Herz immer wieder. »Ja, glaub schon.«
    »Was ist denn?«
    »Ich hab gerade was gehört.«
    »Was war das?«
    »Ein Motor.«
    »Wo? Im Wald?«
    »Im Himmel. Ich glaube, es war ein Hubschrauber.«
    Hickey überlegte kurz und sagte dann: »Das ist bestimmt der Forstdienst. Hast du es nur einmal gehört?«
    »Nein. Es fliegt hin und her wie ein kreisender Bussard.«
    »Ist schon okay. Du erinnerst dich an Plan B, über den wir gesprochen haben?«
    Huey beugte sich hinunter und hob aus dem Dreck unter der untersten Stufe einen Regenwurm auf. Er beobachtete fasziniert, wie der gerillte, graue Körper sich in seiner Hand ringelte. »Ich weiß.« »Es ist jetzt Zeit, darüber nachzudenken.«
    Huey bekam Angst. »Genau in dieser Minute?«
    »Nicht sofort, aber du musst dich bereithalten. Ich rufe wieder an.«
    »Okay.«
    »Was ist mit der Kleinen?«
    »Sie ist süß. Richtig süß.«
    »Das meine ich nicht. Schläft sie noch?«
    »Glaub ja.«
    »Du solltest sie jetzt wecken.«
    »Okay.« Huey hörte das Wasser in der Toilette rauschen. »Sie ist schon wach.«
    »Gut. Ich ruf bald wieder an. Halt dich bereit. Und achte auf den Hubschrauber.«
    »Ja, mach ich. Sind böse Leute in der Luft?«
    »Nein, mach dir keine Sorgen. Du hältst dich einfach bereit.«
    »Okay.« Huey beendete das Gespräch und legte den Regenwurm vorsichtig auf den Boden. Als er aufstand, knarrten die Stufen und seine Gelenke. Er drehte sich um und sah Abby mit blassem, verschlafenem Gesicht in der Tür stehen. »Mir geht's nicht gut«, sagte sie. Huey wurde es mulmig zumute. »Was ist los?«
    »Mein Kopf tut weh, und ich muss viel zu oft Pipi machen.«
    »Und was jetzt?«
    »Ich brauche meine Mama. Ich muss meine Spritze haben.« Huey verzog das Gesicht, als er an die schreckliche Szene von gestern Nacht dachte. »Bald«, versprach er. »Es dauert nicht mehr lange.«

16

    Karen stand mit dem schnurlosen Telefon in der Hand in der Küche und lauschte der Musik in der Warteschleife, die an einen mit Schlaftabletten voll gepumpten George Winston erinnerte. Sie trug ein blaues Kostüm von Liz Claiborne und eine cremefarbene Bluse. Ihr Gesicht war geschminkt, um die blauen Flecke, die sie sich in der vergangenen Nacht zugezogen hatte, zu verdecken. Hickey hatte darauf bestanden, dass sie sich Locken ins Haar machte. Sie vermutete, dass sie seiner lächerlichen Vorstellung einer Vorstadt-Yuppie-Gattin entsprechen sollte. Doch keine Schminke konnte ihren gehetzten Blick verdecken.
    »Immer noch

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