24 Stunden
ein Stück Land gekauft. Er war zwar noch nie da, aber es soll eine Ranch sein. Eine spanische Ranch. Zig Morgen Land mit Gauchos und allem. Zuerst dachte ich, er erzählt Scheiße. Aber vielleicht stimmt es ja auch.«
Cheryl hatte mehr Informationen zurückgehalten, als er angenommen hatte. Die neue Information bestätigte nur, was Will schon die ganze Zeit vermutet hatte. Dieses Kidnapping unterschied sich von allen anderen. Hickey hatte vor, Abby und möglicherweise auch Karen und ihn zu töten und für immer zu verschwinden.
»Sie haben die Bullen gerufen?«, fragte Cheryl.
»Nicht direkt.«
»Wir holen das Geld trotzdem ab?«
»Natürlich. Und es gehört alles Ihnen.«
Sie sah ihn skeptisch an. »Lassen Sie mich gehen, wenn Sie das Geld haben?«
Will strich sich mit den Händen durchs Haar. »Ich brauche Sie noch etwas länger, damit Sie Joe vorspielen, dass alles in Ordnung ist. Am Telefon, verstehen Sie? Wie Sie es schon die ganze Zeit machen. Nur so lange, bis ich Abby habe.«
»Ich bin so gut wie tot«, sagte sie mit tonloser Stimme.
»Nein, sind Sie nicht. Helfen Sie mir, Cheryl.«
Sie strich sich mit zitternder Hand über die Augen. Angst und Erschöpfung hatten sie an den Rand der Verzweiflung geführt. Will meinte ihre Gedanken lesen zu können. Wahrscheinlich hätte sie am liebsten Hickey angerufen, um ihn zu warnen. Im Stillen hoffte sie sicher, dass er ihr verzeihen und die ganze Sache abblasen würde, wenn er erfuhr, dass Will zum Gegenschlag aus holte.
»Cheryl, denken Sie doch mal genau nach. Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, um Ihnen zu helfen. Falls die Polizei Sie festnehmen sollte, werde ich eine Aussage zu Ihren Gunsten machen. Das schwöre ich. Sie können Joe nicht mehr retten. Dazu ist es zu spät. Ich weiß, dass Sie sich ihm verbunden fühlen. Sollten Sie jedoch versuchen, ihn zu warnen, bin ich gezwungen, ihm alles zu sagen, was ich von Ihnen erfahren habe. Das ist in seinen Augen Verrat.«
Cheryl schaute ihn verbittert an. Sie sah aus wie eine Frau, die alles verloren hatte. »Dann sage ich ihm, dass Sie mich mit diesen verdammten Drogen gefoltert haben.«
»Wenn Hickeys Pläne jetzt irgendwie durchkreuzt werden, wird er Huey befehlen, Abby umzubringen, und abhauen. Sie können diesen Raum jedoch nicht verlassen. Der einzige Ort, an den Sie gehen werden, ist schnurstracks in den Knast. Sie werden zehn Jahre hinter Schloss und Riegel sitzen, und anschließend wird von Ihren Reizen nicht mehr viel übrig sein. Schlechtes Essen, keine Drogen und kein Leben. Und dann... «
»Halten Sie den Mund, okay? Halten Sie einfach den Mund!«
Aus ihren rot geränderten Augen rannen Tränen. »Ich weiß, dass ich nirgends hingehen kann. Das war schon immer so.«
»Doch, Sie werden es schaffen. Wenn Sie noch eine Stunde mitspielen, haben Sie genug Geld, um ein neues Leben zu beginnen. Zum ersten Mal in Ihrem Leben werden Sie frei und ungebunden sein.«
Cheryl drehte sich um und ging ins Bad. Ehe sie außer Hörweite war, murmelte sie: »Niemand ist frei und ungebunden, Doktor. Niemand.«
Dr. McDill nahm die Lupe entgegen, die der verantwortliche Special Agent Zwick ihm reichte, und beugte sich über das Foto auf dem Schreibtisch. Es war ein Schwarz-Weiß-Foto, ein digitales Standbild mit hoher Auflösung aus dem Videofilm, den die Überwachungskamera im Beau Rivage Kasino am letzten Tag aufgenommen hatte. Rechts in der Ecke stand die genaue Zeit: 16:22:21. Diese Kamera hatte zu jenem Zeitpunkt einen der Blackjack-Tische überwacht und aus einem schräg abfallenden Winkel die Szene vor dem Kartengeber eingefangen. Dadurch war eine ausgezeichnete Aufnahme von der Blondine in dem hautengen, schwarzen Kleid, die einen Karo König und eine Herz Sechs vor sich hatte, entstanden.
»Ist sie das?«, fragte Zwick.
»Ohne Zweifel.«
McDill legte die Lupe auf den Tisch und warf einen Blick auf seine Frau, die in verkrampfter Haltung auf Zwicks Sofa saß.
McDill wurde von seinen Gefühlen überwältigt. Seine Augen brannten. »Ich hatte Recht«, sagte er. »Sie schlagen wieder zu. In diesem Augenblick muss eine andere Familie durch die Hölle gehen.« Er ging zu seiner Frau, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Wir haben das Richtige getan. Ich danke dir, dass du mitgekommen bist. Ich weiß, wie schwer es für dich war.«
Sie sah mitgenommen aus. McDill wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Er musste sie unbedingt nach Hause bringen.
»Hat Agent Chalmers
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