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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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keiner dran?«, fragte Hickey. Er saß am Küchentisch und hatte sein verletztes Bein auf die geflieste Tischplatte gelegt.
    »Davidson holt gerade etwas aus dem Wagen.«
    Gray Davidson war einer der Mitbegründer von Klein Davidson, einer kleinen Privatbank, die das meiste Geld aus den reichen Vororten nördlich von Jackson verwaltete. Karen und Will wurden zwei- oder dreimal im Jahr von Davidson zu einer Party eingeladen.
    »Wollen Sie nicht mithören?«, fragte sie.
    Hickey schüttelte den Kopf. »Halt dich einfach an das, was wir besprochen haben.«
    »Mrs. Jennings?«, sagte eine Männerstimme. »Hier ist Gray Davidson. Tut mir Leid, dass Sie warten mussten.«
    »Kein Problem. Es ist ja auch noch sehr früh. Hat mein Mann Sie vor ein paar Minuten angerufen?«
    »Ich bin sprachlos. Zweihunderttausend für eine Skulptur.
    Das ist selbst für Will Jennings ein ziemlicher Batzen.«
    »Es ist ein sehr bedeutendes Werk. Ich hätte ihn zum Kongress begleiten sollen, dann wäre ich mit ihm zum Outlet-Shopping-Center gefahren, um seine geliebten Kunstraubzüge zu vereiteln.«
    »Geht das für Sie in Ordnung?«, fragte Davidson zögernd.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich finde es schon etwas seltsam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Typ, der die Skulptur verkauft, es so eilig hat, sein Geld zu bekommen. Ihr Mann hat gesagt, es gebe noch andere Anbieter. Ein New Yorker Kunsthändler soll das Stück vor drei Tagen in einer Werkstatt bei einem Nachlassverkauf entdeckt haben. Er hält Walter Anderson nicht für einen so großen Meister, und daher hat er das Angebot Ihres Mannes angenommen. Angeblich fährt er noch heute nach New York zurück und möchte Bargeld sehen.«
    »Typisch Kunsthändler.«
    »Aber warum können wir das Geld nicht einfach auf sein Konto überweisen? Warum will er unbedingt Bargeld haben?«
    »Kunsthändler sind komische Vögel. Die reisen mit Riesensummen Bargeld durch die Gegend. Haben Sie das nicht gewusst?«
    »Ich weiß nur, dass die meisten Kunsthändler ziemlich lebenslustig sind. Sie sind aber alle Betrüger. Da ist noch etwas. Vor etwa drei Wochen hat Ihr Mann gewisse Transaktionen vorgenommen. Der Aktienmarkt hat ihn nervös gemacht, und darum hat er einige Aktien verkauft und das Geld auf verschiedene Banken verteilt. Hundertfünfzigtausend Dollar hat er bei der Magnolia Federal angelegt. Er kann zu jeder Filiale im ganzen Land gehen und den größten Teil seiner zweihunderttausend Dollar abheben. Auch in Biloxi.«
    Diese Information brachte Karen ein wenig aus dem Konzept.
    Will hatte ihr nichts davon erzählt. »Haben Sie ihm das gesagt?«
    »Ja, aber er meinte, dass er das Geld auf einem Depositenkonto angelegt habe und bei einer vorzeitigen Abhebung Zinseinbußen anfielen. Hier bei uns stehen ihm zweihunderttausend Dollar auf seinem steuerfreien WertpapierTreuhandkonto zur Verfügung. Bei einer Abhebung werden keine Vorschusszinsen berechnet.«
    »Das ist wahrscheinlich der Grund.«
    »Wahrscheinlich.« Da Karen nichts erwiderte, fuhr Davidson fort: »Vermutlich gefällt es mir nur nicht, dass an einem einzigen Vormittag so viel Geld aus meinem Computer verschwindet.«
    Karen zwang sich zu lachen. »Das glaube ich gerne. Ich komme in einer halben Stunde vorbei, um zu unterschreiben.«
    »Ich freue mich, Sie zu sehen. Bringen Sie Abby mit?«
    Sie schloss die Augen. Davidson war ein unglaublicher Charmeur. Er kannte die Namen aller Kinder seiner Kunden, und das wirkte sich auf die jährlichen Gewinne seines Unternehmens äußerst positiv aus.
    »Abby ist heute mit meiner Schwiegermutter ins Delta gefahren.«
    »Das gefällt ihr sicher. Schade, dass ich sie nicht sehe. Bis nachher dann.«
    »Tschüss«, sagte Karen und legte auf.
    Hickeys Stuhl knarrte, als er sein Bein vom Tisch nahm. »Ich hab da zwischendrin was nicht ganz verstanden.«
    »Was denn?«
    »Als du gesagt hast: >Wie meinen Sie das?<«
    »Er hat mich gefragt, ob es mir recht sei, dass Will so viel Geld ausgibt.«
    »Aber was hatte die Bemerkung kurz darauf zu bedeuten: >Haben Sie ihm das erzählt?««
    Karen wollte das Geld bei der Magnolia Federal aus irgendeinem Grund nicht erwähnen. »Er fand es seltsam, dass der Verkäufer Bargeld haben wollte.«
    »Dann hast du gesagt: >Das ist wahrscheinlich der Grund.< Was sollte das heißen?«
    Als Karen zögerte, trat Hickey einen Schritt vor und packte ihren Arm. »Was bedeutete das?«
    »Er hat gesagt, dass der Typ vermutlich nur die Hälfte des Verkaufspreises an die

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