24 Stunden
typische Büro einer Bankfiliale, das mit Möbeln aus dem Katalog ausgestattet war. Hinter einem Schreibtisch aus Mahagonifurnier saß ein kahlköpfiger Mann Anfang 50 mit glänzender Haut und Schweißperlen auf der Oberlippe. Er stand auf.
»Guten Tag, Dr. Jennings. Vielen Dank, Cindy.«
Sie schloss die Tür hinter Will, und der Mann streckte seine fleischige Hand aus. »Ich bin Jack Moore, der stellvertretende Filialleiter.«
Will schüttelte die Hand und schaute sich in dem Büro um. Zu seiner Rechten war eine schmale Tür, die einen Spalt geöffnet war.
»Was ist das?«
»Mein Privatraum«, sagte Moore.
»Ach so.«
»Wie kann ich Ihnen helfen, Doktor? Vor ein paar Minuten ist Ihre Überweisung hier angekommen. Was möchten Sie mit dem Geld machen?«
»Ich möchte es bar mitnehmen. Zusätzlich möchte ich von meinen anderen Konten Geld abheben. Ich habe bei dieser Bank in Jackson einhundertfünfzigtausend Dollar auf einem Depositenkonto angelegt.«
Moore wischte sich über die Oberlippe. »Sie möchten mit dreihundertfünfzigtausend Dollar in einem Koffer die Bank verlassen?«
»Ganz genau.« Cheryl hatte aus ihrer Suite noch eine billige Aktentasche geholt, bevor sie das Beau Rivage verlassen hatten.
»Ich verstehe. Gut...« Moore schaute auf die Tür seines Aufenthaltsraumes. »Wenn Sie das möchten...«
Die Tür wurde geöffnet, und ein hochgewachsener Mann mit rotblondem Haar und blauen Augen betrat das Büro.
Will wich zur Tür zurück. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
»Dr. Jennings«, sagte der Fremde. »Ich bin Special Agent Bill Chalmers. Ich weiß, in welcher Lage Sie sind, und ich möchte Ihnen helfen.«
Will war im ersten Moment wie gelähmt. »Aber... wieso sind Sie hier? Woher wissen Sie denn, wo ich das Geld abhebe? Harley Ferris wusste das doch selbst nicht.«
Chalmers nickte. »Hinter Ihnen steht ein Sofa, Doktor. Setzen Sie sich bitte hin. Wir haben nicht viel Zeit, und wir haben viel zu tun.«
»Sie vielleicht - ich nicht. Ich will nur mein Geld abheben und die Bank schnell wieder verlassen.«
»Bitte nehmen Sie Platz, Doktor. Was ich Ihnen zu sagen habe, wird Ihnen sicher gefallen.«
Will wich zurück, bis seine Waden gegen die Couch stießen, und setzte sich hin.
»Kennen Sie einen Herzgefäßchirurgen namens James McDill?«
»McDill? Sicher. Er spielt Golf in Annandale, aber er kommt nicht oft. Ich glaube, er sammelt Autos.« Als er das Wort »sammelt« aussprach, machte es in seinem Kopf klick.
»Genau vor einem Jahr«, sagte Chalmers, »wurde James McDills Sohn Peter auf die gleiche Weise wie Ihre Tochter gestern gekidnappt.«
Will blinzelte ihn ungläubig an.
»Er hat erst gestern Nacht Anzeige erstattet, und niemand kennt den Grund dafür besser als Sie. In der letzten Woche bekam er Gewissensbisse. Er hatte Angst, dass das gleiche Verbrechen noch einmal verübt werden könnte. Gestern Abend gegen elf Uhr hat er in unserer Zentrale in Jackson angerufen. Ich hatte Dienst, und seitdem arbeiten wir an dem Fall.«
»Haben Sie mit Harley Ferris gesprochen? Wissen Sie, wo meine kleine Tochter ist?«
»Mr. Ferris arbeitet jetzt mit uns zusammen. Der Funkpeilwagen von CellStar wird von unserer SWAT-Einheit unterstützt, und vor wenigen Minuten sind wir ein ganzes Stück weitergekommen. Halten Sie sich fest, Doktor. Der Mann, der Abby gefangen hält, hat gerade einen Anruf auf seinem Handy bekommen und vergessen, es auszuschalten. Unsere Spezialeinheit schätzt, dass sie zwei Minuten vom Standort Ihrer Tochter entfernt ist.«
Will schöpfte Hoffnung, doch gleichzeitig verstärkte sich seine Angst um Abby. Es war ihm nicht möglich, die Tragweite von Chalmers' Worten zu begreifen. »Und was werden sie tun, wenn sie da sind?«
Chalmers ging zur Couch und hockte sich hin, sodass er Will in die Augen sehen konnte. »Wir werden in die Hütte gehen und Ihre Tochter befreien.«
»Mit Waffengewalt?«
»Nein, nicht ganz. Wir haben spezielle Geräte, um Gebäude zu stürmen. Hitzesensoren und Monitore, um den Standort von Menschen in Gebäuden genau zu bestimmen. Es werden Blendgranaten eingesetzt, um die Geiselnehmer außer Gefecht zu setzen. Diese Burschen sind darauf trainiert, Geiseln aus der Hand von Verbrechern zu befreien.«
»Können Sie nicht versuchen, mit ihm zu sprechen, damit er sich ergibt?«
Chalmers lächelte geduldig. »Das könnten wir tun. Aber wir haben gehört, dass der Mann, der Abby gefangen hält, geistig zurückgeblieben ist. Der Anführer ist
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