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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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daran... Ein Fehler, und du kannst einen Trauerfall beklagen, von dem du dich nie mehr erholen wirst.«
    Karen stieg aus und ging auf den Eingang zu. Hickeys letzter Satz schwebte unheilvoll über ihrem Kopf.
    Die Filiale der Magnolia Federal Bank in Biloxi war in einem unscheinbaren zweistöckigen Ziegelsteinhaus untergebracht. Auf dem Parkplatz standen nur wenige Fahrzeuge, aber es herrschte ein lebhaftes Kommen und Gehen, als Will den gemieteten Tempo in die Parklücke fuhr.
    »Und jetzt?«
    Cheryl rutschte auf ihrem Sitz hin und her und klopfte mit den Fingern aufs Armaturenbrett. Sie hatte zwei Aufputschpillen geschluckt, bevor sie das Hotel verlassen hatten, und war ziemlich unruhig. Auch Will hatte eine Tablette genommen, um nicht vollends die Nerven zu verlieren. Er musste einen klaren Kopf behalten, falls sich eine Gelegenheit bot, Abby zu retten.
    »Jetzt warten wir«, sagte Cheryl. »Joey ruft uns an, wenn das Geld überwiesen ist.«
    Will nahm das Handy von ihrem Schoß und wählte Harley Ferris' Nummer.
    »Ferris.« Kurz und bündig meldete sich die Stimme.
    »Jennings hier. Was Neues?«
    »Das FBI hatte bereits einen Hubschrauber eingesetzt, als ich anrief. Er überfliegt schon eine Weile das Gebiet rund um Hazelhurst, aber der Wald ist dort so dicht, dass Hütten und geschweige denn Pickups kaum zu erkennen sind.«
    »Und was ist mit dem Handy?«
    »Wir sind noch dran. Soeben ist ein Anruf zur Zielperson erfolgt. Meine Leute kommen der Sache immer näher. Im Moment nähern sie sich der Zielperson auf einem überwucherten Waldweg.«
    »Und was werden Sie tun, wenn Sie den Wagen finden?«
    »Aus Jackson ist eine FBI-Spezialeinheit unterwegs. Der verantwortliche Special Agent meint, dass die Hütte umzingelt werden kann, ohne dass die Zielperson es bemerkt.«
    Will hatte kein gutes Gefühl dabei. »Sie werden die Hütte nicht stürmen?«
    »Ich glaube, sie gehen auf Nummer sicher«, sagte Ferris. »Da das Leben Ihrer kleinen Tochter in Gefahr ist, werden sie den Burschen meiner Meinung nach aber erschießen, sobald sich eine Gelegenheit bietet.«
    »Mein Gott!«
    »Das sind Profis, Jennings. Wie Sie. Die kennen sich aus in ihrem Job.«
    »Ich muss die Leitung freimachen.« Will konnte sich nicht entschließen, das Gespräch zu beenden. »Ferris... Sagen Sie denen um Gottes willen, sie sollen vorsichtig sein.«
    »Sie müssen Vertrauen haben.«
    Will legte auf. Vertrauen? Es kostete ihn übermenschliche Kräfte, hier auf dem Parkplatz zu sitzen, während 100 Meilen weiter nördlich über Abbys Schicksal entschieden wurde. Im Moment musste er zumindest so tun, als tanzte er nach Hickeys Pfeife. Hickey musste bis zur letzten Sekunde glauben, dass alles wie am Schnürchen lief.
    »Was ist passiert?«, fragte Cheryl. »Was ist los?«
    »Nichts«, log er. »Gar nichts.«
    Es war für Karen nichts Neues, bei Klein Davidson eine Überweisung zu tätigen. Es mussten Formulare ausgefüllt und unterschrieben werden, während Gray Davidson munter über Kinder und die Schule plauderte. Mit Männern sprach er sicher über Kinder und Sport. Oder über Frauen. Karen wusste es nicht, und es interessierte sie auch nicht. Wie eine Marionette unterschrieb sie Formulare und beantwortete geistesabwesend Fragen. Das Bild der blutüberströmten Stephanie Morgan ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Erst als die Sekretärin ihr eine Empfangsbestätigung gab und sagte: »Das Geld ist unterwegs«, wachte sie aus ihrer Erstarrung auf.
    »Ist schon alles erledigt?«
    Gray Davidson tätschelte ihre Schulter. »Es ist beängstigend, wie schnell man zweihunderttausend Dollar ausgeben kann, nicht wahr?«
    Er trug seinen üblichen zweireihigen englischen Anzug mit einem weißen Hemd und einer Rugby-Krawatte. Davidson, der fünf Jahre älter war als Karen, kam aus Hot Coffee, Mississippi und hatte den gleichen Standesdünkel wie die meisten besser gestellten Anglophilen an der Ostküste. Einige seiner Kunden amüsierten sich über seine Überspanntheit, aber niemand stellte seine beruflichen Fähigkeiten in Frage.
    »Ziemlich beängstigend«, erwiderte Karen, die sich fragte, ob Will schon in der Bank in Biloxi war und darauf wartete, das Geld entgegenzunehmen, das sie überwiesen hatte. »Jetzt besitze ich einen Holzklotz im Wert von zweihunderttausend Dollar.«
    »Sie sehen aus, als würden Sie jeden Moment umfallen«, sagte Davidson, der ernsthaft besorgt zu sein schien. »Warum setzen wir uns nicht einen Moment in mein Büro?«
    »Nein.

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