24 Stunden
oder?«
Will hörte ein schauriges Lachen.
»Wir wollen feststellen, ob Ihre Antwort mit der Ihrer Frau übereinstimmt. Wir kommen gleich zur Master-Frage. Haha.« Der Mann verstummte.
Will atmete tief ein. Er versuchte herauszubekommen, mit wem er es zu tun hatte.
»Die Frage lautet: Leidet Ihre Tochter an einer ernsten Krankheit?«
Will schöpfte wieder Hoffnung. »Sie leidet an Jugenddiabetes.« »Richtig! Sie haben gerade eine Reise in das wunderschöne Puerto Vallarta gewonnen - alle Reisekosten inklusive!«
Der Mann redete wie Wink Martindale am Ende seiner Fernsehshow. Will schüttelte den Kopf. Die Situation war wie ein entsetzlicher Albtraum. »Abby braucht das Insulin, Sir. Sofort.«
»Sir?« Der Mann lachte laut auf. »Oh, das gefällt mir. Das ist sicher die einzige Gelegenheit, bei der Sie mich je Sir nennen werden. Es sei denn, Sie müssten mir sagen, dass ich sterben muss oder so etwas. Sir, tut mir Leid, aber Ihr Schwanz ist an Krebs erkrankt, und die Krankheit ist so weit fortgeschritten, dass wir Ihr bestes Stück nicht mehr retten können. Bleiben Sie bitte zwei Schritte zurück.«
»Ich bin Anästhesist. Mit derartigen Dingen habe ich nichts zu tun.«
»Nein? Haben Sie noch nie jemandem gesagt, dass er sterben muss?«
Will zögerte. »Doch, als ich noch als Geburtshelfer und Gynäkologe gearbeitet habe.«
»Aha. Dann bedeutet das Nein also ein Ja. Haben Sie schon mal jemanden umgebracht, Doktor?«
»Natürlich nicht.«
»Wirklich nicht? Es ist also noch nie jemand auf dem Tisch geblieben, als Sie ihn betäubt haben?«
»Doch, aber nicht aufgrund meiner Arbeit.«
»Nein? Ich frage mich, wie ehrlich Sie sind. Das frage ich mich wirklich.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Ihren Namen zu sagen?«
»Kein Problem, Doktor. Ich heiße Joe Hickey.« »Okay. Sind Sie ein ehemaliger Patient von mir? Oder der Verwandte eines Patienten?«
»Warum fragen Sie? Sie haben doch noch nie jemanden umgebracht, oder?«
»Ich habe das Gefühl, dass Sie gegen mich persönlich eine große Abneigung haben.«
»Das Gefühl haben Sie? Hm. Könnte hinhauen, aber das spielt im Moment keine Rolle. Jetzt werde ich Ihnen nämlich beweisen, was für ein netter Bursche ich bin. Ich sorge dafür, dass Ihre kleine Prinzessin ihr Insulin bekommt.«
»Gott sei Dank.«
»Gott hat damit nichts zu tun. Geben Sie mir jetzt meine Partnerin.«
»Hickey, kann ich kurz mit meiner Frau sprechen?«
»Geben Sie mir Cheryl.«
Will reichte ihr den Apparat.
»Gehen Sie ins Bad, solange ich telefoniere«, sagte sie.
»Ihr Partner hat nichts davon gesagt, dass ich ins Bad gehen soll.«
Sie richtete die Automatikwaffe auf ihn. »Verdammt, gehen Sie ins Bad!«
Will hob die Hände und zog sich in das Bad mit dem weißen Marmorboden und den goldenen Wasserhähnen zurück. Er schloss die Tür, hielt die Klinke jedoch fest, und als Cheryls Stimme ertönte, öffnete er die Tür einen Spalt und lauschte.
»Warum wussten wir nichts von dieser Krankheit?«, fragte sie. »Nein, das gefällt mir gar nicht. Es ist gefährlich, mit ihr dahin zu fahren. Und was ist, wenn die Bullen dich anhalten?... Okay... Soweit alles in Ordnung. Aber dieser Typ ist nicht wie die anderen, Joey... Ich weiß nicht. Er starrt mich die ganze Zeit an. Wie ein Wolf, der auf seine Chance lauert... Ich weiß. Ich weiß. Okay. Dreißig Minuten.«
Will spähte durch den Spalt und sah, dass Cheryl eine Grimasse schnitt, als sie auflegte.
»Alles klar?«, fragte er und stieß die Tür auf.
»Ja.«
»Was hat er gesagt?«
»Er bringt Ihrer Tochter die Medizin. Ihre Frau fährt natürlich mit, damit sie ihr die Spritze geben kann. Okay? Wenn es uns egal wäre, was mit ihr passiert, würden wir nicht das Risiko eingehen, ihr die Medizin zu bringen, oder?«
»Ja. Weil Sie wissen, dass Sie Ihr Geld nicht bekommen, wenn Abby heute Nacht etwas passiert.«
»Sie würden ja gar nicht erfahren, ob ihr etwas zugestoßen ist.«
»Wenn ich keinen Beweis habe, dass Abby innerhalb von sieben Stunden ihr Insulin bekommen hat, muss ich davon ausgehen, dass sie ins Koma gefallen ist. Und dann werden Sie reden. Sie werden reden, und wenn ich Ihnen jeden Knochen einzeln brechen muss.«
Cheryl schien das nicht zu beeindrucken. Ihre Mimik verriet, dass sie nicht zum ersten Mal derartige Drohungen erhielt. Vielleicht glaubte sie, dass er zu solch einer Brutalität nicht fähig war. Vielleicht wusste sie es auch.
»Meinen Sie, Joey hätte nicht daran gedacht?«, fragte
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