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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ihnen lieb ist, wenn er anruft und ich ihm sage, was Sie getan haben.«
    Wieder spürte Will grenzenlose Wut in sich aufsteigen. »Wenn Sie dann reden können.«
    Sie lachte laut. »Sie können mir nichts antun, was mir nicht bereits angetan wurde. Nichts. Kapiert?« Sie warf das Kissen zur Seite und entblößte wieder ihren Busen und die unzähligen Blutergüsse. »Machen Sie sich nichts vor. Joey ist Ihnen haushoch überlegen.«
    Margaret McDill saß im ersten Stock ihrer Villa im Badezimmer vor der Spiegelkommode und schminkte sich ab. Sie warf im Spiegel einen Blick auf ihren Mann, der wie ein Geist im Türrahmen hinter ihr stand und ihr beschwörende Blicke zuwarf.
    »Ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte sie. »Wie oft soll ich dir das denn noch sagen?«
    Dr. McDill seufzte tief. »Ich möchte nur nicht...«
    »Was? Dass ich wieder zur Flasche greife?« Sie warf ein benutztes Kleennextuch auf den Boden. »Ich halte das nicht aus, James. Das grenzt an Sadismus!«
    »Mein Gott, Margaret. Ich versuche ja nur, es zu verstehen.« Er stöhnte und wagte sich erneut auf verbotenes Terrain vor. »War da noch etwas? Etwas, von dem ich nichts weiß?« Er hatte diese Frage schon oft gestellt und war immer wieder zurückgewiesen worden. Heute würde er nicht nachgeben. Er musste es wissen. »Hat dieser Mann dir wehgetan?«
    »Wehgetan?« Margaret presste ihre Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß wurden. »Ob er mir wehgetan hat?«
    »Ich bin dein Ehemann, Margaret. Ich möchte dir doch nur helfen.«
    Sie riss die Augen auf und drehte sich zu ihm um. »Okay! Du willst wissen, warum ich keine Anzeige erstatten will? Weil er mich vergewaltigt hat.«
    McDill zuckte zusammen.
    »Er hat mich vergewaltigt, James. Fühlst du dich jetzt besser? Ist es das, was du hören wolltest? Was du der Polizei berichten möchtest? Diese ganzen entsetzlichen Details?«
    McDill starrte seine Frau mit offenem Mund an.
    »Er hat gesagt, ich soll mich ausziehen, und ich hab's getan. Er hat gesagt, ich soll ihn küssen, und ich hab's getan. Er hat gesagt, ich soll Sachen machen, die ich noch nie zuvor getan habe...« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »... und ich hab's getan. Ich hab's getan. Und ich würde es wieder tun! Ich hab die ganze Zeit nur an Peter gedacht. Sie hatten meinen kleinen Jungen!«
    Margaret stieß unverständliche Schreie aus und warf ihren Kopf und ihre Arme hin und her, bis McDill sich auf sie stürzte und sie so fest umklammerte, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Margaret hörte nicht auf zu schreien, und McDill versuchte, sie zu beruhigen.
    »Alles ist gut, Margaret... Alles wird wieder gut. Du hast nichts Unrechtes getan. Alles ist gut.« Tränen schossen ihm in die Augen. »Ich habe es mir schon gedacht. Es ist alles gut... «
    Als ihre Schreie verstummten, verharrte sie reglos.
    »Hörst du mich?«, fragte McDill. »Margaret?«
    Sie nickte wie eine Marionette.
    »Ich habe Angst, dass genau das noch einmal passieren könnte. Verstehst du mich? Dass einer anderen Familie das Gleiche angetan wird. Einer anderen Mutter. Einem anderen Kind.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern und schaute ihr in die Augen. »Das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen versuchen, das zu verhindern. Das ist unsere verdammte Christenpflicht.«
    Margaret starrte ihn mit glasigen Augen an und nickte.
    »Ich werde das FBI anrufen«, sagte McDill. »Wir müssen über das, was dir angetan wurde, nicht reden. Verstehst du? Das tut nichts zur Sache.«
    Margaret antwortete ihm nicht und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    »Ich liebe dich, mein Schatz«, beteuerte er. »Mehr denn je.«
    McDill drückte sie an sich. Als er ihren bebenden Körper an sich presste, zerbrach tief in seinem Innern etwas, und plötzlich umgab ihn eine furchtbare Dunkelheit.
    James McDill las jeden Abend in der Bibel, auch wenn er noch so müde war. Er ging jede Woche in die Kirche und unterrichtete die Klasse seines Sohnes in der Sonntagsschule. Sechs Tage in der Woche setzte er seine hart erarbeiteten Fähigkeiten ein, um Menschen vor dem Tode zu retten. Als er jetzt jedoch an diesen Fremden dachte, der dem Mädchen, das er seit der Highschool liebte - der Mutter seines Kindes -, Gewalt angetan hatte, spürte er einen Hass in sich, der stärker war als die Vernunft und sogar stärker als sein Glaube. Er öffnete den Mund und legte flüsternd ein Gelübde ab.
    »Ich werde dieses Schwein töten«, versprach er.

6

    Karen war am Boden zerstört. Dieser

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