Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
habe sechs Jahre als OP-Schwester gearbeitet. Wenn ich Sie kastriere, macht mir das nicht mehr aus, als einem Huhn den Hals durchzuschneiden. Und das läuft hier nicht so ab wie bei diesem Typen, dem der Schwanz wieder angenäht wurde. Während Sie nämlich bluten wie ein Schwein, werde ich das Ding ins Klo werfen und abziehen. Nehmen Sie jetzt das verdammte Telefon in die Hand!«
    »Immer mit der Ruhe!« Hickey nahm das Telefon vom Nachttisch. Er tippte wütend die Nummer ein. »Was soll ich sagen?«
    Karen versuchte, ihre Wut zu zügeln. Es war zwar ein berauschendes Gefühl, ihn überwältigt zu haben, doch ihr ganzer Körper war so verkrampft, als hätte sie vier Sätze Tennis gespielt. Am liebsten hätte sie ihm seinen Schwanz abgeschnitten.
    »Sagen Sie ihm, dass Sie das Lösegeld schon haben und er Abby in den Wagen setzen und hierher bringen soll.«
    »Das wird er nicht tun. So haben wir das nie gemacht. Er wird sofort wissen, das etwas nicht stimmt.«
    »Sie haben doch gesagt, dass er immer alles macht, was Sie sagen.«
    Hickey sah verwirrt aus. »Er geht nicht dran.«
    »Dann haben Sie die falsche Nummer gewählt.«
    »Ich schwöre, ich habe richtig gewählt.«
    »Und warum geht er dann nicht ans Telefon?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«
    »Wählen Sie noch mal neu!« Sie drückte die Klinge tiefer in seine Haut. Aus der Wunde sickerte jetzt unaufhörlich Blut.
    »Scheiße! Warte!« Er legte auf, wählte neu und wartete auf eine Antwort.
    Karens Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Obwohl sie im Moment die Oberhand gewonnen hatte, war ihre Situation unhaltbar, wenn Huey nicht ans Telefon ging.
    »Er geht nicht dran«, sagte Hickey, und das verwirrte ihn so sehr, dass es ihn einen Moment von der unmittelbaren Gefahr ablenkte. »Was nun?«
    »Er ist immer ans Telefon gegangen. Und warum jetzt nicht?«
    Hickey zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das denn wissen? Der ist total zurückgeblieben. Nimm jetzt das Messer weg, okay? Wir müssen überlegen, was da passiert sein kann.«
    »Halten Sie den Mund!«, schnauzte Karen ihn an. »Ich muss nachdenken.«
    »Über das, was du jetzt machst? Du kannst ja nicht die ganze Nacht da hocken bleiben.«
    »HALTEN SIE DIE KLAPPE!«
    »Okay. Aber warum machst du nicht weiter und bläst mir einen beim Nachdenken?«
    Als Karen verblüfft mit den Augen blinzelte, warf Hickey ihr das Telefon an den Kopf.
    Huey war um die ganze Hütte herumgegangen. Er hatte auf die Büsche geschlagen, um Abby Angst zu machen, doch als er sich jetzt auf dem schmutzigen Pfad von der Hütte entfernte, konnte Abby seine Stimme kaum noch hören.
    Abby hockte in der Dunkelheit. Im Geiste sah sie Schlangen vor sich, die wie Peitschen durchs Gestrüpp schnellten. Vor ein paar Minuten waren Käfer über ihre Füße gekrabbelt, und dicke Stechmücken hatten sich auf ihre entblößten Arme und ihr Gesicht gesetzt und sie gestochen. Sie konnte sie nicht totschlagen, weil Huey das sicher gehört hätte. Abby wäre gerne auf einen Baum geklettert, aber das würde wahrscheinlich auch zu viele Geräusche machen. Außerdem konnten sich die Schlangen die Bäume hinaufschlängeln. Obwohl sie wahrscheinlich nicht in den Bäumen schliefen.
    Als sie eine Stechmücke auf ihrem Unterarm zerquetschte, drang ein schwaches Klingeln an ihr Ohr. Sie versuchte gerade, sich darauf zu konzentrieren, als es verstummte. Dann hörte sie es abermals, und diesmal schien es lauter zu sein. Vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil sie sich darauf konzentrierte. Ihr Herz pochte laut.
    Es war das Klingeln eines Telefons.
    Das Klingeln kam aus der Hütte. Huey musste sein Telefon in der Hütte gelassen haben, als er hinausgegangen war, um sie zu suchen. Sie stand auf, um zur Hütte zu laufen, und blieb dann stehen. Und wenn Huey zur Hütte zurückgekehrt war, ohne dass sie es bemerkt hatte? Wenn er wieder in der Hütte war? Nein. Das Telefon klingelte noch, und wenn Huey in der Hütte wäre, würde er ans Telefon gehen. Abby nahm ihre Puppe und die Kühltasche, kroch aus dem Gebüsch und rannte auf die erleuchteten Fenster der Hütte zu.
    Karen war von einem weißen Licht umhüllt. Während sich ihre Gedanken in bedeutungslose chemische Reaktionen auflösten, führte ihr Kleinhirn den Impuls aus, den ihr Großhirn in den letzten Minuten gespeichert hatte. Sie zog die Hand, die das Skalpell hielt, in einem Reflex blitzschnell an ihren Körper.
    Hickey kreischte wie am Spieß.
    Das weiße Licht zerfiel in Sterne, die

Weitere Kostenlose Bücher