24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
Pflanzen, die in den noch heilen Blumentöpfen überwintern sollten, abgefressen und ins aufblasbare Schwimmbecken meiner kleinen Schwester gebissen. Na ja, irgendwie musste er sich ja beschäftigen.
Ich bereitete Horst aus den Auflagen für die Gartenliegen ein bequemes Lager, wobei ich versehentlich von ihm gegen die Fahrräder geschubst wurde und blaue Flecken bekam. Ich streichelte und striegelte ihn und merkte, wie ich seinen Wildtiergeruch annahm. Ich rieb sein Bein mit grünlicher, klebriger Salbe ein, die sich kaum von den Fingern schrubben ließ. Ich füllte Trinkwasser in eine Blumenschale, die er mit dem Huf umkippte, wodurch er die halbe Hütte unter Wasser setzte. Bald hustete ich wie der Nikolaus. Und wir waren noch nicht Gassi gegangen …
Verschwitzt kam ich irgendwann wieder ins Haus und fiel ziemlich groggy aufs Bett.
In der Nacht wurden wir durch lautes Röhren geweckt. Ein durchdringender, fremdartiger Lärm, der mich an das Nebelhorn von Schiffen erinnerte. Überall in der Nachbarschaft gingen Lichter an. Hunde bellten sich die Kehlen heiser. Jeden Moment rechnete ich mit der Polizei. Zum Glück gab Horst irgendwann Ruhe.
Ich dagegen fand keinen Schlaf. So sah ich in den frühen Morgenstunden den Fuchs durch unseren Garten schleichen. Konnte der Horst gefährlich werden? Schnell klaubte ich Schnee von der Fensterbank, formte Bälle und zielte von oben auf den Fuchs.
Beim Frühstück war ich müde. Und dann berichtete mein Bruder noch von einem merkwürdigen Anruf:
„Eine Nachricht für Jule:
Ich hol Horst erst morgen ab,
sonst wird mir die Zeit zu knapp.
Schokoguss und Pfeffernuss.
Sei nicht böse, Kuss und Schluss.
Wer war das?“
„Und wer ist Horst?“, fragten alle wie aus einem Mund.
Ich seufzte.
Natürlich wünsche ich mir immer noch ein eigenes Pferd! Dass ich mit großen Tieren umgehen kann, habe ich ja bewiesen. Aber, okay, solange wir weder Stall noch Weide haben, steht erst mal ein Hund auf dem Wunschzettel.
5. Dezember
Kirsten John
Vernödelte Weihnachten
Ole sagt, Weihnachten sei gefährlich.
Er würde sich höchstens noch mit seinem Fahrradhelm in der Nähe eines Tannenzweiges aufhalten, denn die säßen voller Nödel.
„Nödel?“ Wir anderen starren ihn an. „Was soll das denn sein?“
Das wisse er auch nicht genau, erklärt uns Ole. Aber sie würden sich stets und ständig fallen lassen. Seine Oma habe es ihm erzählt. Dass man sich sehr vorsehen müsse.
„Das ist ja wohl ein Witz“, sagt Niki und bufft Ole.
Ole bufft ihn zurück und sagt, dass seine Oma eine ernst zu nehmende Person sei, die keine Witze mache.
Stimmt. Wir alle kennen Oles Oma, die ihn meistens von der Schule abholt. Und so witzig sieht sie wirklich nicht aus.
Kati fängt an zu weinen, weil sie Nödel ekelig findet und nicht will, dass die sich auf sie fallen lassen. Und bei uns anderen ist die Stimmung auch im Eimer. Ich meine: Nödel. Wer braucht die schon?
Unsere Lehrerin Frau Schmidt ahnt nichts von der Gefahr, in der wir alle schweben. Sie sagt, sie freue sich auf Weihnachten, und dass wir dieses Mal etwas ganz anderes machen werden als die Jahre zuvor. Das sagt sie immer. Wir feiern Weihnachten so schön, und sie will immer was ändern. Um zu testen, ob wir es noch besser hinkriegen. Noch einfallsreicher als unser Krippenspiel, mit dem wir gegen die Umweltverschmutzung protestiert haben. Und aufregender als unser Kerzenfest, bei dem wir evakuiert wurden.
„Wir basteln unseren Adventsschmuck selber, dann brauchen wir keine Kerzen“, strahlt Frau Schmidt uns an.
„Mit Keksen?“, fragt Oskar, der nur an seinen Magen denkt und nicht an die Gefahr, in der wir alle schweben.
„Mit Weihnachtssternen“, erwidert Frau Schmidt.
„Und Tannenzweigen?“, will Lena wissen.
„Aber sicher“, erwidert Frau Schmidt und ist ganz erstaunt, als Kati in Tränen ausbricht. Lena hat auch gleich feuchte Augen, und Oskar versteckt sich unter dem Tisch. Dabei sind noch gar keine Zweige zu sehen.
In der Pause überlegen wir, was wir tun sollen.
„Wir setzen alle Fahrradhelme auf, ist doch klar“, sagt Ole.
Niki sagt, er könne auf die Nödel draufboxen.
Oskar will sie mit seinen Keksen anlocken und dann gefangen nehmen.
Kati, Lena und ich wollen Nödel auf keinen Fall in der Nähe haben, auch nicht als Gefangene. Nein, was wir brauchen, ist ein Plan. Wir müssen mehr über diese Nödel wissen und herausfinden, was sie vertreibt.
„Springen können sie doch nicht, oder?“, fragt
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