2400 - Zielzeit
Schiff?"
„Ja."
„Aber ... könnte man nicht theoretisch in die Vergangenheit gehen und ARCHETIM einfach nach den Daten der Retroversion fragen? Warum so kompliziert, wenn es simpel geht?"
„Ausgezeichnet, Oberst. Das war auch mein eigener Vorschlag, den ich dem Nukleus unterbreitete. Mittlerweile weiß ich, dass es so nicht funktioniert. Das Wissen um die Retroversion war schon in der Vergangenheit allersensibelste Geheimsache. ARCHETIM wird sein Wissen niemandem preisgeben, bis zu dem Augenblick, da er es anwendet. Wir dürfen es beobachten, wenn wir Glück haben, aber wir werden es nie und nimmer vorher erfahren. Allein um nicht zu riskieren, dass der geringste Ansatz in die falschen Ohren gerät. Damals lagen mehrere Galaxien im Krieg. Das riskiert man nicht für zweifelhafte Besucher aus der Zukunft."
Mondra Diamond lachte. Zumindest versuchte sie es. „Perry hat nicht unrecht. Man kann nicht kommen und behaupten, man käme aus der Zukunft und habe da eine Frage ... Ich möchte wissen, wie blöd wir umgekehrt schauen würden." Gelächter. „Und noch ein Punkt", sagte Rhodan ernst. „Wir wissen, wie die Geschichte um die Retroversion ausgeht: nämlich erfolgreich, aber mit ARCHETIMS Tod. Wir können nicht riskieren, dass ARCHETIM von seinem Ende erfährt. Weil wir nicht riskieren können, dass er womöglich seine Pläne ändert. Ich brauche niemand zu erklären, dass unsere Gegenwart von 1346 NGZ ohne die Retroversion damals gar nicht zustande gekommen wäre."
*
Eine Lawine von Fragen prasselte auf Rhodan ein. Doch er schwieg, solange die Aufregung sich nicht legte.
An ihrer Mission hing das Schicksal der Menschheit, der Lokalen Gruppe und von allem anderen. Das klang zwar nach maßloser Selbstüberschätzung, entsprach aber der Wahrheit.
Er blickte lange auf den Konferenzsaal: Die Einzigen, die Haltung wahrten, waren Malcolm S. Daellian, der Algorrian Curcaryen Varantir und Icho Tolot, der Haluter.
Rhodan breitete die Arme aus. „Herrschaften, Herrschaften!"
Schweigen kehrte ein. „Ich verstehe die Aufregung. Wir haben hier eine funktionstüchtige Zeitmaschine, und jeder von uns weiß aus dem Stand drei Dutzend Möglichkeiten, was man damit als Erstes anfängt.
Doch ich muss euch alle enttäuschen.
Ziel der JULES VERNE ist nicht, die Vergangenheit zu verändern. Oder etwa die Negasphären-Entwicklung in Hangay ungeschehen zu machen. Und wieso nicht?
Warum haben die Algorrian nicht schon früher Kontextwandler gebaut?
Weil sie sagen, dass jegliche Manipulation der Zeit von unberechenbarer Gefährlichkeit ist. Wir würden keineswegs die Gegenwart verändern – sondern wir würden nur zu einem Bestandteil einer Parallel-Zeit, im Grunde eines parallelen Universums. Eine Rückkehr in unsere angestammte Welt wäre nicht mehr möglich.
Umso höher wiegt die Bereitschaft der Algorrian, doch noch einen K-Wandler herzustellen. Ohne diese Bereitschaft zum Risiko wären wir heute nicht hier."
Rhodan nickte Varantir zu. „Der Kontextwandler ist für ›weite‹ Zeitreisen optimiert. Darin liegt die besondere Eigenschaft des Wandlers. Diese Reise kann auch als interuniversaler Sprung betrachtet werden – sagt unser Freund Varantir. Mit wachsender temporaler Distanz dürfte eine Art von Strangeness-Unterschied zu unserer Ursprungs-Zeit zu beobachten sein, die dann zunimmt. Je größer der Abgrund der Zeit, desto wahrscheinlicher wird so etwas wie ein Strangeness-Schock, und ich erinnere daran, es geht um zwanzig Millionen Jahre!
Der K-Wandler ist so ausgelegt, dass im Normalfall eine negative Wirkung für Besatzung und Schiff absorbiert wird. Für die Techniker: Alle weiteren Details lassen sich aus einer Datenbank abrufen, die gegen Abend von unserem Bordrechner NEMO freigeschaltet wird. Was ich hier laienhaft formuliere, steht dort ausgeschrieben. Wer sich die Zeit nehmen möchte ...?
Aber ganz gleich, welche Vergangenheit wir ansteuern und was wir dort unternehmen: Wir bedenken jede Handlung in der Vergangenheit am besten zweimal, bevor wir etwas tun. Operation Tempus ist kein Kampfauftrag, sondern eine reine Spähmission. Operation Tempus wird sich aus allem heraushalten – und nichts, aber auch gar nichts tun als beobachten."
Mit einem Mal setzte Curcaryen Varantir sich in Bewegung. Der Algorrian umrundete den Tisch, nahm einen Teller – und ließ sich von Rhodan ein Stück Apfelkuchen geben. Varantir schnüffelte mit geblähten Nasenflügeln.
Mit der Gabel, die für seine
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