2400 - Zielzeit
man es in Wahrheit mit einem Alien zu tun hatte.
Varantir war die Seele des Projektes. Ohne Varantir kein Kontextwandler.
Rhodan fing einen irritierten Blick aus den fremden Augen auf – der zu dem Kuchenblech weiterwanderte. Die Laune des Algorrian war unterirdisch schlecht, doch Rhodan hätte sich gewundert, wäre es anders gewesen. Schlechte Stimmung galt als Varantirs Markenzeichen.
Perry Rhodan erhob sich nach kurzer Pause. „Ich danke euch allen im Voraus!", sagte er. „Ab sofort startet Operation Tempus. Mein Dank gilt insbesondere der Besatzung, die in diesem Moment der Konferenz folgt. Es fordert großes Vertrauen, an einer Expedition teilzunehmen, deren Zweck man nicht kennt. Dass wir eine Zeitreise vorhaben – Pardon, einen Kontextsprung! –, wissen mittlerweile alle. Der Großteil von euch kennt allerdings nicht die Zielzeit der JULES VERNE."
Er fixierte seine Mannschaft. „Es hat im Vorfeld eine Fülle Spekulationen gegeben.
Ich versichere, dass diese Spekulationen alle falsch waren. Das hat nicht allein mit Geheimhaltung zu tun – sondern auch damit, dass die Wahrheit einigermaßen schwer zu verkraften ist. Um die Wahrheit zu sagen: Wenn die JULES VERNE ihr Expeditionsziel nicht erreicht, ist es für die Erde und die Terraner zu Ende."
Rhodan behielt die Leute im Auge. Bis hierhin hatte Neugier überwogen, vielleicht Zorn auf ihn, weil er sich viele Wochen als Geheimniskrämer aufgeführt hatte. Nun begannen sie zu ahnen, dass Rhodans Handlungsweise auf zwingenden Gründen beruhte. „Wir wissen alle", holte Rhodan aus, „dass in der Galaxis Hangay eine Negasphäre entsteht. Eine Negasphäre ist ein Bereich des Universums, wo die Naturgesetze nicht gelten. Eine Zone aus thermodynamischem Chaos, in dem die Chaotarchen sich einnisten. Hangay liegt gut 2,1 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Das hört sich viel an, ist für die Raumschiffe der Chaotarchen allerdings ein Katzensprung.
Schon jetzt rüsten die Chaotarchen rings um Hangay ihre Truppen auf, weil sie wissen, dass die Kosmokraten im Kampf um Hangay bald zurückschlagen werden. Die Milchstraße bekommt das schon komplett ab. Die Negasphäre steckt noch im ersten Stadium, und in den Galaxien ringsum herrscht Krieg."
Er wusste, dass sie das alles schon wussten. Die Wiederholung diente dazu, die folgenden Argumente zu festigen. „Zu den vorgesehenen Rekruten des Chaos gehörten die Terraner. Doch bis heute haben wir das verhindert – durch unseren Kristallschirm.
Seitdem wird das Solsystem von der Terminalen Kolonne belagert. Den Chaotarchen ist egal, ob sie das System erobern oder in den Hyperraum blasen. Hauptsache, die Menschheit dient nicht als Zelle des Widerstands oder als Beispiel für andere Völker.
Dennoch ist das Solsystem nur ein Flämmchen am Rand eines Flächenbrandes.
Für die Terminale Kolonne sind wir Insekten. Und das soll bitte auch so bleiben!
Was in diesen Tagen wirklich vom Solsystem ausgeht – dass Operation Tempus eine echte Gefahr bedeutet –, das lassen wir sie nicht merken. Insbesondere nicht KOLTOROC, die Superintelligenz der Gegenseite."
Rhodan prüfte seine Haltung: gerade Schultern, erhobener Kopf, die Hände ruhig.
Er suchte die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und jenem gewissen zuversichtlichen Glitzern in den Augen, das für Kampfmoral stand. „In Hangay hat schon jetzt eine physikalische Entwicklung eingesetzt. Wir wissen, dass Raumschiffe nicht mehr auf normalem Weg in die Galaxis einfliegen können. Wir wissen, dass die ›Entartung‹ der Naturgesetze jetzt schon einsetzt.
Sicher ist, dass die Entwicklung nicht von allein enden wird, sondern man muss sie rückgängig machen. Jemand muss sich darum kümmern. Dieser Jemand kann nicht Atlan sein. Die RICHARD BURTON fliegt als Erkunder und nicht, um im Alleingang das Problem zu lösen. Aber wenn es nicht Atlan ist, der sich kümmert – wer dann?"
Curcaryen Varantir schnaubte verächtlich durch seine fremdartig wirkende Nase.
Vielleicht ärgerte er sich, weil Rhodan laienhafte Worte wählte, statt aus wissenschaftlicher Sicht zu sprechen. „An unserer Seite stehen zum Glück Verbündete. An erster Stelle die Algorrian ...", Rhodan neigte den Kopf zu Varantir, „... sowie der Nukleus der Monochrom-Mutanten.
Der Nukleus ist es, der aus dem Hintergrund den Widerstand gegen die Terminale Kolonne lenkt. Der Nukleus will verhindern, dass Hangay sich in eine Negasphäre verwandelt. Und das Mittel dazu nennt sich Retroversion, das
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