2400 - Zielzeit
Dunkelblau der Flotte, nahm Rhodan an der Schleuse in Empfang. Doch der Terraner orientierte sich von der ersten Sekunde an korrekt, zur Überraschung des Leutnants, und schlug den direkten Weg Richtung Deck 11-1 und Deck 11-2 ein, dem Standort der Zentrale.
Rhodan fiel die klinische Sterilität der Korridore auf. Lange würde es so nicht bleiben; Expeditionsraumer neigten dazu, im Lauf der Zeit ein Eigenleben zu entwickeln, einen eigenen Stallgeruch und charakteristische Eigenheiten in jeder Sektion, ohne dass der Betrieb dadurch zu leiden hatte. „Arbeitet die Bordkonditorei bereits?", fragte Rhodan den Leutnant plötzlich, scheinbar ohne Zusammenhang.
Der Mann blickte irritiert auf. „Bitte ... was?"
„Die Bordkonditorei. Sektion der Bordküchen. Finde das für mich heraus, sobald Zeit ist."
„Äh ... gewiss."
Die Zentrale der JV-1 fungierte auch als Kommandostelle des Gesamtschiffs. 25 Gesichter wandten sich Rhodan zu, als er Richtung COMMAND schritt, der erhöhten Sektion für Kommando und Steuerung. Der Leutnant blieb diskret zurück.
Die meisten Gesichter kannte Rhodan, nicht persönlich, aber durch das Studium der Datenblätter. Er wusste sicher, dass er jedem der Männer und Frauen sein Leben anvertrauen konnte. Oberstleutnant Maeko Maatep, Erster Offizier der JULES VERNE, dem die Besonnenheit ins Gesicht geschrieben stand; Major Xolco Shotoshima, Zweiter Offizier und Maateps „offizieller" Gegenpol, als temperamentvoller Typ Draufgänger; Major Saaroon, der Erste Pilot der JV-1, ein Posbi mit humanoidem Robotkörper, der einem Terraner nachgebildet war.
Dahinter saßen die beiden Emotionauten der JULES VERNE: Gorn Barta, ein Ertruser von zwei Metern fünfzig Körpergröße – und der vielleicht größte Sonderling der Zentralebesatzung: Major Jason Colton, genannt „Havanna", der mit einer Zigarre im Mund Rhodans ersten Auftritt verfolgte.
Zum Glück brannte die Zigarre nicht.
Rhodan seufzte in Gedanken, als er die dunkelbraune Piloten-Lederjacke über der Bordkombination sah. Doch jede gute Crew hatte ihre Reizfigur, und die in der Zentrale der VERNE war eindeutig Jason Colton.
Die Hauptzentrale war das Nervenzentrum der Expedition. Die Anordnung des Terminals, entlang der halb elliptischen Form des Saals, ermöglichte der Besatzung akustische Kommunikation und Blickkontakt. Der Bordrechner NEMO, ein Verbund aller Großrechner-Netzwerke des Schiffes, diente als Kontrollinstanz und als Unterstützung; selbst wenn zu diesem Zeitpunkt nur die biopositronische Komponente aktiviert war.
Die Steuerung des Schiffes konnte manuell erfolgen, aber auch durch die SERT-Hauben der Emotionauten.
Lanz Ahakin nahm Rhodan vom COMMAND-Podium aus in Empfang – dieses Mal in der Uniform eines Obersten. „Willkommen an Bord!", grüßte Ahakin aufgeräumt. „Die Mannschaft scharrt schon mit den Hufen, wenn ich so sagen darf; wir sind extrem gespannt auf das Ziel der Reise! Dreieinhalbtausend Männer und Frauen melden sich bereit."
Rhodan straffte sich, als er auf das Podium trat. „Dann lassen wir die Mannschaft nicht warten, Oberst! Erstes Missions-Briefing in einer halben Stunde."
*
Im Konferenzraum auf Deck 11-1, hinter der Zentrale der JV-1, sammelte sich der Führungsstab. Das Treffen wurde in jede Sektion des Schiffes übertragen, selbst in die Privatkabinen, für die Raumfahrer, die Freischicht hatten.
Rhodan trug persönlich ein Blech Kuchen vor sich her, belegt mit dreißig Stück, bedeckt von transparenter Folie.
Der Raum war voll. Der letzte frei gehaltene Sessel war seiner.
An der Stirn des Tisches stellte er das Kuchenblech ab, nahm die Folie auf und warf sie in den Recyclingschacht. Süßer Duft nach unterschiedlichen Sorten Frucht und Sahne zog in den Raum.
Rhodan nahm Platz. Alle Blicke ruhten auf ihm.
Mondra Diamond, Tolot, Gucky und Saedelaere vertraten die Expeditionsleitung.
Für die Schiffsführung sprachen Oberst Ahakin und die wichtigsten Offiziere. Rhodan gegenüber, auf der anderen Seite der Tafel, schwebte wie eine Gestalt gewordene Opposition Malcolm S. Daellian. Vor dem halb transparenten Sarg saßen die Vertreter der Crew, die den Kontextwandler steuerte.
Im Hintergrund verhielt der skurrilste Gast: Curcaryen Varantir, der Algorrian.
Varantir ähnelte einem Zentauren, mit 1,90 Metern Größe und einer Art Pferdekörper.
Doch die zwei knochigen Armpaare und der Kopf, dem eines irdischen Tigers nicht unähnlich, ließen keine Sekunde vergessen, dass
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