2400 - Zielzeit
heißt nichts anderes, als die physikalische Entwicklung zum Chaos rückgängig zu machen."
Rhodan lachte finster, als er die ersten Augen leuchten sah. „Ich weiß, die Ersten denken jetzt an unsere Zeitreise. Manche glauben, man könnte die Retroversion in der Vergangenheit ansetzen und dass die JULES VERNE das Schiff ist, das sie bewirkt. Ich muss euch enttäuschen, das ist nicht der Fall. Leider ganz im Gegenteil. Und an der Stelle kommen wir jetzt zum Punkt. Dem Anlass unserer Expedition. – Denn der Nukleus weiß nicht ..."
Rhodan unterbrach mitten im Satz. Er ertappte sich, wie er mit einem Mal ratlos die Hände hob. „Der Nukleus", begann er von Neuem, diesmal fester, „weiß gar nicht, wie eine Retroversion im Detail überhaupt funktioniert. Das Wissen hat früher einmal existiert – aber heute ist es längst verloren.
Wichtige Einzelheiten des Verfahrens sind heute unbekannt. Dass es geht, ist sicher.
Aber man weiß nicht, wie."
Seine Worte brauchten ein paar Sekunden. Rhodan sah die Gesichter der Leute bleich werden, dann totenbleich.
Zuletzt war es Mondra Diamond, die die Sprache wiederfand: „Verstehe ich das richtig, Perry: Der Nukleus plant eine sogenannte Retroversion ... aber der Nukleus weiß nicht, wie man sie durchführt?"
*
Rhodan ließ die Leute durcheinanderreden, während er selbst schwieg.
Bis zum heutigen Tag hatte er allein und schwer an seinem Wissen getragen. Das Wissen nun zu teilen wirkte befreiend. Eine zentnerschwere Last rutschte ihm langsam von den Schultern – im übertragenen Sinn.
Lautlos schwebte ein Servoroboter in den Raum, kurvte um die Stühle und teilte Kuchenteller aus.
Rhodan schnitt persönlich das Blech an.
Er verteilte Stücken an Gucky, Mondra und Alaska Saedelaere, deren Geschmack er kannte, zuletzt bediente er sich selbst. Lanz Ahakin brachte ein Stück zu Curcaryen Varantir, doch der Algorrian blickte durch den Oberst wie durch Luft. Ahakin hob die Schultern.
Die Unterbrechung war Kalkül. Rhodan wollte seine Leute nicht entmutigen, sondern einschwören. Gemeinsam waren sie stark, und was zeigte besser das Miteinander als ein Kuchenblech, das ein Aktivatorträger persönlich brachte?
Schließlich erhob er sich von seinem Platz und fixierte die Runde. „Die Eingeweihten haben sich im vergangenen Jahr geärgert, dass der Nukleus nicht mit offenen Karten spielt. Wir haben uns manchmal gefühlt wie Erfüllungsgehilfen. Aber: Wir alle haben uns doch schon sicher gewähnt. Haben bei aller Kritik doch immer gedacht, der Nukleus wird schon wissen, was zu tun ist. Irrtum! Jetzt sind wir schlauer."
Rhodan stützte die Hände auf den Tisch. „Trotzdem ist die Sache nicht hoffnungslos, und hier kommen wir mit der JULES VERNE ins Spiel. Wir wissen, dass es mindestens ein Vorbild für eine erfolgreiche Retroversion gegeben hat. Das war vor zwanzig Millionen Jahren. Natürlich nicht im Fall von Hangay, sondern damals war eine Galaxis namens Tare-Scharm betroffen. Die Retroversion wurde damals von der Superintelligenz ARCHETIM und seinen Verbündeten vorgenommen.
Man muss theoretisch also nur herausfinden, wie ARCHETIM damals vorgegangen ist. Dummerweise sind die Ereignisse zwanzig Millionen Jahre her, und wir wissen nicht einmal sicher, welche Galaxis eigentlich damals als Tare-Scharm bezeichnet wurde. ARCHETIMS Basis war damals seine Heimatwelt, Oaghonyr. Der Nukleus hat nach Oaghonyr fahnden lassen in der Hoffnung, dass das Wissen von damals irgendwo greifbar ist. Oaghonyr wurde auch gefunden. Wir wissen deshalb heute eine Menge über ARCHETIM und seine Epoche.
Aber die Gebrauchsanleitung, die der Nukleus gesucht hat, die gab es auf Oaghonyr nicht. – Was blieb also übrig?"
Rhodan versuchte zu lächeln, und es fiel ihm deutlich leichter, als er Blickkontakt mit Mondra fand. „Richtig", sagte er, „eine Zeitreise! An dem Punkt entstand der Plan für Operation Tempus. Die JULES VERNE vollbringt einen Kontextsprung über zwanzig Millionen Jahre in die Vergangenheit. Das ist die Idee.
Mit dem einzigen Zweck, ARCHETIMS Retroversion zu beobachten – und das verlorene Wissen in die Gegenwart zurückzubringen. Damit der Nukleus in der Gegenwart das Verfahren kopieren kann."
Damit war es heraus. „Gestattest du eine Nachfrage, Perry?"
Das war Lanz Ahakin – mit tief gerunzelter Stirn und verdächtig zitternder Stimme. „Bitte!"
„Heißt das ... wir gehen wirklich zwanzig Millionen Jahre in die Vergangenheit? Mit diesem
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